Und dann war der Abstand eben doch riesig, mit dem der Jeep Avenger gewonnen hatte. Im Finale konnte sich der elektrische Crossover durchsetzen und sich den Titel Car of the Year 2023 sichern, des besten Autos des Jahres also. Ein Novum für Jeep. Eine internationale Jury aus 59 Fachjournalistinnen und Journalisten, darunter auch AUTOMOBIL-REVUE-Chefredaktor Ramon Egger, wählen jedes Jahr das meistversprechende Auto. Heuer waren es nicht wie üblich sieben Finalisten, sondern deren acht. Der Grund: Toyota BZ4X und Subaru Solterra erkämpften sich beide einen Platz auf der Shortlist. Da die beiden Autos aber nahezu identisch sind, wurden sie als ein Kandidat behandelt. So dominierte der Jeep Avenger am Ende über den Kia Niro, Nissan Ariya, Peugeot 408, Renault Austral, Toyota BZ4X/Subaru Solterra und VW ID Buzz. Und während in den Gesprächen der Jury bei den finalen Testfahren immer wieder hervorgehoben wurde, wie schwierig die Wahl in diesem Jahr sei und wie ähnlich stark – oder schwach – alle Kandidaten seien, war es am Ende doch eindeutig. Ganze 21 der 59 Juroren wählten den Jeep Avenger als ihren Favoriten, in neun von 22 Ländern lag er auf Platz eins. Der Vorsprung des Jeep Avengers war beträchtlich, er holte 328 Siegespunkte – der VW ID Buzz als erster Verlierer kam auf bloss 241 Stimmen. Es ist ein Vorsprung, wie es ihn seit Jahren nicht mehr gab.
Was macht den kompakten Jeep – der eigentlich so gar kein Jeep ist – zum besten Auto des Jahres? Um zum besten Auto des Jahres gewählt zu werden, braucht es noch etwas mehr als nur ein gutes Fahrverhalten. Gemäss den Vorgaben der Organisatoren muss die Jury die Autos nach folgenden Kriterien bewerten: Design, Komfort, Sicherheit, Kosten, Fahrverhalten, Sicherheit, Leistung, Funktionalität, Umweltverträglichkeit, Fahrererlebnis und Preis. Besonderes Augenmerk soll dabei auf technische Innovation und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis gelegt werden. Da die Hersteller aktuell den Grossteil ihrer Ressourcen in Innovationen im Bereich der Elektromobilität stecken, ist auch verständlich, weshalb nach dem Kia EV6 bereits zum zweiten Mal in Folge ein Elektroauto zum besten Auto des Jahres gewählt wurde. Während die ECMP-Plattform des Avenger an sich keine grosse Innovation ist, hat man sie bei Jeep doch ganz schön weitergebracht. Über 600 Komponenten wurden ausgetauscht und neu entwickelt im Vergleich zur Version, die in Opel Corsa-E und Konsorten verwendet wird.
Preis als Argument
Der Motor ist mit 114 kW (156 PS) leistungsstärker als bisher und gleichzeitig verbrauchsärmer. Damit konnte die Batterie mit einer Kapazität von bloss 54 kWh relativ klein ausgeführt werden, ohne dass die Reichweite darunter leiden würde. Und bei Batterien bedeutet kleiner auch leichter. So wiegt sie bloss 300 Kilogramm, das Leergewicht des Avengers beträgt 1.5 Tonnen, was für ein Elektro-SUV doch eher leicht ist. Spannend wird es beim Preis, auch dieser dürfte für nicht wenige der Juroren einen wichtigen Einfluss auf die Entscheidung gehabt haben. Auf den europäischen Märkten ist der Avenger für 30 000 Euro zu haben, in der Schweiz sind es 33 600 Franken für die Basisversion. Wer ein kompaktes Elektroauto zu einem vernünftigen Preis sucht, kommt fast nicht darum herum, sich näher mit dem Avenger zu befassen.
Anders als in anderen Jahren, als sich wenigstens zwei oder drei Kandidaten ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Sieg lieferten, legte der Jeep Avenger einen Start-Ziel-Sieg hin. Da die grossen Märkte wie Frankreich, Deutschland, Italien oder Grossbritannien auch mehr Juroren stellen dürfen, haben sie es in der Hand, das Resultat zugunsten des einen oder anderen Kandidaten zu drehen – was sie üblicherweise grosszügig für heimische Marken nutzen. Aber nicht einmal die deutschen Jurymitglieder entschieden sich für den Kandidaten von Volkswagen und bevorzugten den Jeep. Und auch die Franzosen schwankten zwischen Renault Austral, Peugeot 408 und dem Avenger. So gewann am Ende ein Italiener. Denn der Jeep Avenger ist von A bis Z ein europäisches Produkt, wie Antonella Bruno, Head of Jeep Europe, unermüdlich betont. Designt, entwickelt und konstruiert wurde er vollständig in Turin (I), gebaut wird er im hochmodernen FCA-Werk in Tichy in Polen. So war für Bruno bei der Preisübergabe auch ganz klar: «Diesen Erfolg verdanken wir den rund 1000 Kollegen von Jeep Europe, die für den Avenger verantwortlich sind.»
Die besten Verlierer
Der Zweitplatzierte sei der erste Verlierer, so heisst es. Und bei Car of the Year gibt es grundsätzlich auch keine Podestplätze, bloss einen Sieger. Es ins Finale geschafft zu haben, ist aber allemal eine Auszeichnung für ein Modell.