VW ID 4: Sommerwagen

Der ID 4 ist Volkswagens Hoffnungsträger. Zum Gück gibt es ihn auch mit Allrad­antrieb, denn des Schweizers liebstes Auto ist: der 4×4.

Anfang dieses Jahres war der ID 3 noch ein Einzelkind in Volkswagens ID-Familie. Inzwischen wurden ihm bereits einige Geschwister zur Seite gestellt, und auch der Rest des Konzerns hat aufgerüstet mit allerlei Modellen auf der vollelektrischen MEB-Plattform. Vor allem der Škoda Enyaq stellt dabei eine harte Konkurrenz dar (hier zum Bericht). Unser Testwagen ID 4 Performance Pro hat dazu noch den Nachteil des reinen Heckantriebs. Und dass die Allradliebe der Schweizer mit den Elektroautos plötzlich kleiner wird, ist wohl nicht zu erwarten.

Viel Platz vorne und hinten

Mit einer Länge von 4.58 Metern ist der ID 4 etwas kompakter als der Enyaq, auch wenn er auf den ersten Blick mit dem langen Radstand und den kurzen Überhängen nicht so erscheint. Das ermöglicht eine gute Platzausnutzung und ein Kofferraumvolumen von 543 bis 1575 Liter. Der zweite Ladeboden bietet einiges an Variabilität, darunter lässt sich beispielsweise das Ladekabel verstauen. Denn wie in allen MEB-Fahrzeugen gibt es auch im ID 4 keinen Frunk, also keinen vorderen Kofferraum. Wer vollbepackt in die Winterferien fährt, muss also entweder sein Ladekabel am Schluss obendrauf schmeissen – oder es bei Bedarf unter dem Gepäck hervorkramen. Apropos Skiferien: Zusätzlich zur geteilt herunterklappbaren Rückbank gibt es auch eine Durchreiche für lange Gegenstände, die auch als Armlehne und Becherhalter für die Rücksitzpassagiere dient.

Für die Insassen bietet der ID 4 dank des langen Radstands und einer luftigen Ausgestaltung ähnlich jener im ID 3 viel Platz. Die Mittelkonsole liegt niedrig und bietet praktische Fächer für Becher, Telefon und Kleinkram. Was früher das Münzfach war, sind heute zwei Kartenhalter für die Abokarten der Ladestation. Positiv: Die Qualitätsanmutung konnte gegenüber dem ID 3 deutlich verbessert werden.

Das Raumgefühl auf den bequemen Vordersitzen ist angenehm auch für grosse Menschen. Das gilt auch für den Fond, wo sowohl Knie- als auch Kopffreiheit grosszügig bemessen sind und auch Erwachsene problemlos mitreisen können.

Es geht weit – aber nicht im Schnee

Ansonsten orientiert sich die Innenraumgestaltung des ID 4 am futuristischen Design aller ID-Modelle. Dazu gehört der kleine Bildschirm auf der Lenksäule, der nur die relevantesten Inhalte anzeigt. Als Ersatz kommt das grosse Head-up-Display mit Augmented Reality zum Einsatz, auf dem auch Navigationsdaten sowie Warnungen der umfangreich vorhandenen Assistenzsysteme eingeblendet werden können. Während dieses Anzeigekonzept im ersten Moment gewöhnungsbedürftig ist, zeigt sich bald, dass es sinnvoll ist, auf eine Redundanz der Anzeigen zu verzichten. Dazu gibt es auch noch den grossen zentralen Touchscreen mit dem Infotainment – allerdings mit den bekannten Schwachstellen wie den unbeleuchteten Slidern für die Klimabedienung.

Angetrieben wird unser ID 4 Pro Performance von einem Elektromotor mit 150 kW (204 PS) an der Hinterachse. Das Ansprechverhalten des Motors ist typisch – gut. Wie wir schon bei anderen MEB-Modellen feststellten, ist der Heckantrieb eigentlich nicht wintertauglich. Die Traktionskontrolle tut sich arg schwer und regelt das Motormoment zurück, bis ein Vorwärtskommen kaum mehr möglich ist. Wer mit dem Auto in die Skiferien fährt, für den lohnt sich also die Allradvariante ID 4 GTX (hier zum Bericht). Mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 21.1 kWh/100 km und 14.9 kWh im reinen Stadtverkehr kommt der ID 4 weit. So reicht die 77-kWh-Batterie für rund 375 Kilometer, in der Stadt sind es sogar über 500 Kilometer. Dass der ID 4 bloss mit 123 kW lädt, ist etwas enttäuschend, wenn man bedenkt, dass ein Hyundai Ioniq über 200 kW schafft. Immerhin: Der Škoda Enyaq schafft auch nicht mehr – und sein 125-kW-Ladegerät ist erst noch aufpreispflichtig. Mit einem Basispreis von über 50 000 Franken ist der ID 4 aber auch kein Schnäppchen. Da darf man schon auch etwas erwarten.

Testergebnis

Gesamtnote 78.5/100

Antrieb

Der Heckantrieb des VW ID 4 ist genügend kräftig und, vor allem innerorts, sparsam. Wer mit dem Auto in den Schnee möchte, sollte die Allradversion ID 4 GTX bevorzugen.

Fahrwerk

Das Lenkgefühl ist bisweilen etwas synthetisch, und die Verbundenheit zur Strasse dürfte grösser sein. An Komfort mangelt es aber nicht. Alles in allem: Auftrag erfüllt.

Innenraum

Der ID 4 punktet mit einem grosszügigen Platzangebot für die Insassen. Das Kofferraumvolumen ist ausreichend, ein Frunk fürs Ladekabel wäre aber wünschenswert.

Sicherheit

Umfangreiche Assistenzsysteme sorgen für Sicherheit, das grosse Head-up-Display projiziert relevante Informationen ins Blickfeld des Fahrers.

Budget

Der Basispreis beträgt rund 50 000 Franken, dazu kommt einiges an möglichen Optionen. Unser Testwagen bringt es auf 64 507 Franken.

Fazit 

Der VW ID 4 bietet eine grosszügige Platzausnutzung für Insassen und Gepäck und eine moderne Ausstattung. Die 77-kWh-Batterie und der sparsame Verbrauch ermöglichen eine Reichweite von rund 400 Kilomtern. Empfehlenswert: die GTX-Version mit Allradantrieb.

Die technischen Daten und unsere Messwerte zu diesem Modell finden Sie in der gedruckten Ausgabe und im E-Paper der AUTOMOBIL REVUE.

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