Autor: Martin Sigrist
Indirektes Licht, grauer Teppich und schwarzer Hintergrund: Michel Zumbrunn ist der Erfinder einer eigenen Bildsprache der Automobilfotografie, die unverkennbar ist und gar kopiert wird.
«Mein Ziel ist es, das Auto in eine skulpturale Vision zu versetzen», erklärte der noch immer aktive Meister der Lichtführung anlässlich der Preisverleihung. «Das Design ist entscheidend, es wird dafür sorgen, dass gewisse Autos irgendwann definitiv als Kunstwerke anerkannt sein werden. Ich erachte diese Autos als wichtigen Teil unserer Kultur.» Die Kunst von Zumbrunn zeigt sich in der gezielten Einbringung von indirektem Licht in einen ansonsten nahezu dunklen Raum. Zumbrunn erhebt die Autos damit zu Monumenten, die selbstredend auf den Betrachter wirken, ohne sogleich von technischen Aspekten abzulenken. Anders als beim Door-Opener, dem Innovation- und dem Rookie-Award, bei denen ein Onlinevoting entscheidet, wird der Preis für das Lebenswerk von der siebenköpfigen Jury vergeben.
Wie diese feststellte, unterstreicht die Arbeit Zumbrunns die Bedeutung des Automobils als historisches Kulturgut. Dies ist ganz im Sinne des Swiss Classic Awards, der neben dem Lebenswerk wichtiger Persönlichkeiten in der Oldtimerwelt auch Leistungen und Innovationen ehrt, die das Verständnis und den Zugang zum historischen Fahrzeug erleichtern, oder Innovationen auszeichnet, welche ihm in irgendeiner Weise dienen. Das Werk von Michel Zumbrunn vereint diese Leistungen gleich in mehrfacher Weise.
Türöffner – selbst nach Absage
Die Veranstaltung Oldtimer in Obwalden (O-iO) um Organisator Ruedi Müller durfte den Door-Opener-Award entgegennehmen. Der Anlass, jeweils am Pfingstwochenende in Sarnen und Umgebung durchgeführt, ist das, was sich die Jury unter einem Türöffner und Botschafter für das historische Fahrzeug vorstellt: ein Volksfest für alle. Selbst wenn die diesjährige Durchführung wegen der bekannten Umstände abgesagt werden musste, vereinte O-iO im Voting nicht nur die Mehrheit der Stimmen auf sich: Heuer wurden in Sarnen als Solidaritätsbekundung trotz Absage Hunderte von Klassikern in den Strassen gesichtet. Nach dem Kulturförderpreis der Gemeinde Sarnen 2019 ist dies nun eine nationale Auszeichnung für das grosse Oldtimerfest: «Sarnen liegt mittendrin, im Mittelpunkt der Schweiz», betonte Ruedi Müller bei der Preisübergabe.
Innovation und Starterfolg
Dass Kunden online auswählen und einen Klassiker buchen können, war Daniel Koch, Martin Rudolf und Stefan Müller von Rent-a-Classic beim Aufsetzen ihrer Buchungsplattform wichtig. Heute können Interessierte mit einem einfachen Tool aus einem Fuhrpark von 24 Mietklassikern auswählen. Dazu gibt es verschiedene Abomodelle, die das Prinzip des Oldtimers-on-Demand erfolgreich umsetzen. Denn alle Fahrzeuge stehen zum Selberfahren zur Verfügung. Das Team, einigermassen überrascht vom Gewinn des Awards, war an diesem Samstag auf einem gemeinsamen Ausflug – O-Ton von Daniel Koch: «Wenn es einen einzigen Moment gibt, an dem das Rent-a-Classic-Team einmal nicht über Autos spricht, dann ist es dieser Tag, an dem wir mit der Familie unterwegs sind. Wir bedanken uns und entschuldigen uns offiziell und mit Bedauern von der Preisübergabe.» Rent-a-Classic schickte kurzerhand seinen Kunden André Köppel, um den Preis entgegenzunehmen. Übrigens gehörten er und seine Begleitung mit dem Cadillac DeVille 1959 Black Betty zu den wenigen, die mit dem Oldtimer anreisten.
Von null zum Kultevent
Den Rookie-Award überreichte die Jury der Passione Engadina rund um Paolo Spalluto. Das Zelebrieren italienischer Automobil- und Lebenskultur hat mit der Passione in kurzer Zeit seinen ganz eigenen Begriff, ja gar ein Markenzeichen erhalten. Dass hier aus Überzeugung gearbeitet wird, zeigt sich in der Community, welche sich rund um die Passione Engadina, ein eigentliches Festival italienischer Autos mit Treffen, Ausstellungen, Sideshows und sportlicher Herausforderung, in den knapp zehn Jahren ihres Bestehens gebildet hat. Ein Zeichen, dass die Weitergabe der Begeisterung für klassische Automobile an die nächste Generation von der Passione Engadina gelebt wird, ist auch die Tatsache, dass sowohl der Vater wie der Sohn Spalluto den Award gemeinsam von der Jury entgegennahmen.
Die Galaveranstaltung 2021 fand dank der grosszügigen Unterstützung von Swiss-Classic-Lifetime-Award-Winner 2019 und Motorsportförderer Fredy Lienhard wie im Vorjahr in einem würdigen Rahmen in den Räumlichkeiten des Autobaus in Romanshorn TG statt.