Asiatische Premiummarken fristen in Europa ein schwieriges Dasein. Ab einem gewissen Preissegment spiele die Markenidentität eine immer gewichtigere Rolle, erklären auch die Verantwortlichen bei Lexus. Nissan zog Infiniti 2020 aus Europa ab, Honda traut sich mit Acura erst gar nicht hierher, und Hyundai bläst mit Genesis eben erst zum Angriff. Im Vergleich dazu hat sich Lexus bei uns längst etabliert und beständig Marktanteile gesichert. Für 30 Prozent der Verkäufe von Lexus in Europa ist der NX verantwortlich. Das waren seit 2014 immerhin 175 000 Stück. Allein im weltweiten Vergleich ist das wenig. 2019, noch vor der Pandemie, wurden weltweit 765 330 Autos verkauft. Der Löwenanteil davon geht seit jeher, also seit 1989 und der Gründung von Lexus, in die USA, dicht gefolgt von China. Und es wird erwartet, dass 2022 erstmals China der grösste Absatzmarkt für Lexus sein wird.
RAV4 im eleganten Kleid
Grossen Anteil daran soll der brandneue NX haben. Er spiele eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der Zukunft von Lexus, wie Lexus sagt. 95 Prozent der Teile wurden deshalb für Wechsel neu entwickelt. Die Generation zwei des NX basiert auf dem Toyota RAV4 und ist in allen Dimensionen gewachsen. Dominanter sind der aufrechter stehende Kühlergrill, die schärfer gezeichneten LED-Scheinwerfer und das durchgehende Leuchtband hinten. Darunter ausgeschrieben ist wie bei allen künftigen Modellen der Lexus-Schriftzug.
Im Innern bleibt Lexus seiner Linie treu. Sprich: ansprechende Materialien, gute Verarbeitung, teils gewagte Farbkombinationen. Dass der auf Wunsch riesige 14-Zoll-Display für das Infotainmentsystem nun auch touchempfindlich ist, ist sicherlich kein Nachteil. Mit den integrierten Drehknöpfen erinnert es an Jaguar Land Rover, leider auch was die Reaktions- und Rechengeschwindigkeit angeht. Als Fahrer blickt man auf einen Digitaltacho sowie ein Head-up-Display, als Beifahrer erfreut man sich am Mark-Levinson-Soundsystem, und auch wer es nicht in die Frontreihe schafft, darf sich zumindest nicht über ein mangelhaftes Platzangebot beschweren – obwohl die Batterie beim Hybrid unter der Rückbank sitzt, während sie beim PHEV im Unterboden verstaut ist.
Beide Antriebsvarianten vertrauen auf die Dienste eines 2.5-Liter-Vierzylinder-Saugers. Die Ausgangsleistung und das Grund-Set-up sind überall gleich. Also: E-Unterstützung durch permanent erregte Synchronmotoren vorne sowie hinten bei den Allradlern. Bedingt durch die kleine Batterie ergibt sich im Hybrid eine Systemleistung von 178 kW (242 PS). Der optionale Allradantrieb nutzt die von Toyota bekannte Technik und sorgt für Traktion bei niedrigen und für Kurvenstabilität bei hohen Geschwindigkeiten.
Serie ist der zweite Elektromotor beim Plug-in. Mit der 18.1 kWh grossen Batterie soll die E-Reichweite bis zu 63 Kilometer betragen, und es wird ein maximaler Output von 225 kW (306 Nm) erzeugt.
Auf der Rennstrecke abgestimmt
Das klingt nicht nur sportlich, sondern ist es auch. Für ein kompaktes Crossover-SUV tritt der NX extrem agil auf. Lexus beteuert, dass das Auto auf der Rennstrecke abgestimmt worden sei, was man durchaus glauben darf. Ein konzeptbedingtes Wanken beim ersten Einlenken bleibt bestehen, darüber hinaus aber greift die erstaunlich straffe Fahrwerksabstimmung. Die leichte Seitenneigung trägt deutlich zum Komfort bei. Wird es etwas zügiger, reagieren Stossdämpfer, Lenkung und selbst das CVT-Getriebe angenehm sportlich-knackig. Was nicht die schlechteste Mischung für die Schweiz ist. Das Angebot in einem Wachstumssegment, die Auswahl an zwei fortschrittlichen Antriebsvarianten, ohne dass man dabei zu einem Stecker gezwungen wird, gepaart mit einem elektrischen, aber gut funktionierenden Allradantrieb und einer durchaus überraschenden Prise Sportlichkeit, ohne dass der Komfort verloren geht, das passt! Entsprechend selbstbewusst gibt sich Lexus mit seiner Prognose für die Schweiz. Mehr als doppelt so viele Autos sollen 2022 verkauft werden. In Zahlen sind das 460 NX statt deren 197 im Jahr 2019. Das sind, verglichen mit anderen Herstellern, nach wie vor keine enormen Zahlen, zeigt aber, wie selbstbewusst Lexus auftritt und welchen Stellenwert der Edel-Toyota auch hierzulande hat.
Die technischen Daten zu diesem Modell finden Sie in der gedruckten Ausgabe und im E-Paper der AUTOMOBIL REVUE.