Kimera Automobili Evo 37: Rückkehr als Chimäre

Kimera Automobili konstruiert eine Hommage an den legendären Lancia 037 und enthüllt ein Restomod in Kleinserie. Das Ergebnis: 500 PS und 1000 Kilogramm Eigengewicht!

Luca Betti neben einem Modell des Evo 37 im Massstab 1:1. Von den 37 geplanten Exemplaren sind bereits neun verkauft.

Es gibt viele Lancia-Modelle, die die Geschichte der italienischen Marke aus verschiedenen Gründen geprägt haben. Der 037 sticht heraus als das letzte Rennauto mit Zweiradantrieb, das die Rallye-Weltmeisterschaft gewann. Das war im Jahr 1983, als diese Berlinette mit Mittelmotor den legendären Audi Quattro besiegte. Dieser Ikone widmet sich Kimera Automobili, ein Autohersteller in Cuneo (I) rund 100 Kilometer südlich von Turin. «Wenn der 037 im Jahr 1983 nicht den WM-Titel errungen hätte, dann hätte es keinen Lancia Delta als Nachfolger gegeben. Er ist also das Urmodell aller Erfolge von Lancia Martini Racing in einem goldenen Zeitalter, auf das alle Italiener stolz sein können», erklärt Luca Betti, Gründer von Kimera Automobili.

Die Idee zu dieser Hommage hatte Betti bereits im Jahr 2018, aber bis zur Umsetzung sollte es noch dauern. Erst im September 2020 startete er mit der Realisierung des Evo 37, so der Name dieses Restomod (Restauration-Modifikation). Verwirklichen konnte er sein Projekt dank der ersten fünf Bestellungen von Kunden, die das Auto nur auf dem Papier gesehen hatten. «Sie erteilten den Auftrag lediglich aufgrund meines Versprechens. Das war eine grosse Verantwortung», erinnert sich Luca Betti.

Mit den Ehemaligen

Eine ebenso grosse Verantwortung bestand darin, eine Todsünde zu vermeiden: «Wenn man sich mit einer solchen Ikone beschäftigt, kann man schnell auf Abwege geraten», sagt Luca Betti. «Respekt ist für das gesamte Projekt angebracht. Der Respekt gilt somit auch den Männern, die den originalen 037 gebaut haben.» Deshalb zog man die Ingenieure Lombardi (Motor) und Limone (Chassis) zur Seite, und auch der damalige Rennfahrer Miki Biasion durfte für die Testfahrten nicht fehlen. «Alle Aufgaben wurden wie damals erledigt, aber eben mit modernen Mitteln. Nun besteht eine grosse Harmonie zwischen Alt und Neu», versichert Luca Betti.

Genauer gesagt hat Claudio Lombardi – mit der Hilfe von Italtecnica – den Motor nach dem Stand der Technik neu konstruiert. Der 2.2-Liter wird zwar immer noch per Kompressor und Abgasturbo aufgeladen, aber der Kompressor wird im oberen Drehzahlbereich durch eine elektronische Steuerung ausgekuppelt, was damals technisch nicht möglich war. Der moderne Vierzylinder leistet nun 505 PS und 550 Nm Drehmoment bei 2000 U/min!

Auch das Chassis wurde modernisiert. Als Restomod basiert das Auto auf der mittleren Zelle ­eines Beta Montecarlo. Die Gitterrohrrahmen vorne und hinten haben allerdings eine tragende Funktion wie in einem Delta S4. «Dadurch wurde die Versteifung verbessert», erklärt Luca Betti. Das Gewicht liegt somit bei zirka 1000 Kilogramm, Kimera Automobili wird den endgültigen Wert noch bestätigen.

Die Ambition dieses Evo 37 beschränkt sich allerdings nicht nur auf eine Hommage, er soll auch das Know-how einer italienischen Region fördern. Nicht nur das des Motor Valley in Modena, sondern das des Piemont. «Wir wollten dem aus meiner Sicht italienischen Silicon Valley, dem Automotive Valley in Turin, einen neuen Impuls verleihen», sagt Luca Betti stolz, er selbst ist in jener Region gross geworden. «Dort gibt es ein grosses Know-how für Styling, Karosserie und Engineering.» So waren neben der bereits erwähnten Italtecnica (Motor) auch Bonetto CV (Federung), LAM Stile (Design) sowie Sparco (Karosserie) an dem Projekt beteiligt. Mehr als 100 Personen haben am Evo 37 gearbeitet, während Kimera Automobili selbst nur 15 Mitarbeiter hat.

Eine halbe Millionen Franken

Eine kleine Struktur, die gewährleistet, dass ein solches Projekt von Anfang an vertraulich durchgeführt werden konnte. Somit werden vom Evo 37 insgesamt 37 Exemplare von Hand gebaut, «und kein einziges mehr, versprochen!», bestätigt Betti. Interessierte bezahlen den Preis von 480 000 Euro (für die Arbeit), dazu müssen sie aber noch die Basis liefern, das Chassis eines Lancia Beta Montecarlo. Die ersten Auslieferungen sind für September geplant, bis Jahresende will Betti acht Autos fertigstellen. Wer das Auto heute bestellt, muss sich allerdings noch ein Jahr gedulden, «vielleicht etwas weniger».

Luca Betti, der Präsident von Kimera Automobili, denkt schon über einen Evo-37-Nachfolger nach und gibt zu, dass er drei Autos identifiziert hat, die für einen weiteren Restomod verwendet werden könnten. In der Zwischenzeit hofft er, dass sein Baby auch noch einen anderen Nebeneffekt hat: «Ich hoffe, dass dieses Projekt Lancia wieder etwas Aufmerksamkeit bringt.» Die Marke ist so gut wie verschwunden und wird nur noch in Ita­lien über das Modell Ypsilon am Leben erhalten. Das ist auch ein Weckruf an Stellantis-Chef Carlos Tavares.

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