Nutzen und Schaden

Tempo 50 geht es an den Kragen. Geht es nach SP-Nationalrätin Gabriela Suter, soll in Zukunft innerorts generell nur noch 30 km/h schnell gefahren werden. Die Vorteile lägen auf der Hand, vom Klimaschutz über Lärmschutz bis zu den Verkehrsunfällen würden einfach alle und jeder davon profitieren.

Eine Studie der Technischen Universität Wien, die in der breiten Presse aus offensichtlichen Gründen wenig Verbreitung fand, kam nicht ganz zum gleichen Schluss. Beim Versuch, die Abgasemissionen zwischen Tempo 30 und Tempo 50 zu vergleichen, fand man heraus, Tempo 30 bringt: eigentlich nichts. Über den gesamten Verkehr nahm der Schadstoffausstoss zu, und auch die CO2-Emissionen waren höher. Natürlich kann man sagen: Das war 2014, und heute ist alles anders. Aber die Resultate wurden bis heute nicht eindeutig widerlegt.

Ausserdem kann man die Zahl der Unfallopfer reduzieren. Gemäss Beratungsstelle für Unfallverhütung lässt sich die Zahl sogar halbieren, von heute 1900 pro Jahr auf weniger als 1000. Das klingt nach verlockend viel, andererseits muss man sich bewusst sein, dass das nicht Tote oder Schwerverletzte sind, sondern einfach nur: Unfallopfer. Da stellt sich wieder die Frage, was das sinnvolle Mittelmass zwischen Nutzen und Schaden ist. Wenn wir alle in jedem Wohnquartier 180 km/h schnell fahren würden, wäre das mörderisch. Wenn sich alle nur noch zu Hause einschliessen, stirbt niemand mehr im Strassenverkehr. Was ist also ein sinnvolles Mittelmass? Der Kompromiss, den wir eingehen wollen?

Für das Tempo-30-Regime soll es natürlich auch Ausnahmen geben, nämlich auf «verkehrsorientierten Strassen». Der Ausdruck klingt gut, die Unterscheidung in siedlungsorientierte und verkehrsorientierte Strassen offenbart aber ein tiefes Missverständnis dafür, wofür Strassen da sind. Eine Strasse ist per se verkehrsorientiert. Das ist ihre einzige Aufgabe!

Dass es der Tempo-30-Fraktion nicht darum geht, einen sinnvollen Kompromiss zu finden, ist kein Geheimnis. Es geht darum, die Vorteile des Autos als Verkehrsmittel zu zerschlagen und die Menschen zu zwingen, auf die grün-genehmen Verkehrsmittel Velo und E-Bike umzusteigen. Gabriela Suter macht auch kein Hehl daraus, dass das Endziel ist, die Autofahrer loszuwerden: «Tempo 30 lädt dazu ein, vermehrt zu Fuss zu gehen oder das Velo zu nehmen», heisst es in ihrer parlamentarischen Initiative.

Also soll es eigentlich nicht Tempo 50 an den Kragen gehen, sondern allen Autofahrerinnen und Autofahrern. Und damit der Mehrheit der Bevölkerung. Aber für das Wohl der Mehrheit hatten die linken Ideologen ja noch selten etwas übrig.

2 Kommentare

  1. Tempo 30 ist der sinnvolle Kompromiss.
    Innerorts ist Fahren mit Tempo 50 oft sowieso eine Illusion, das tiefere Limit verhindert energieintensives Beschleunigen und Bremsen, an diesen physikalischen Fakten ändert eine Studie aus Österreich nichts.
    Genau dasselbe mit den Unfällen: mit Tempo 30 nehmen nicht nur Unfälle ab (wegen kürzerer Bremswege und Fahrern die bei Tempo 30 schlicht mehr Zeit haben eine Gefahr zu sehen) sondern auch deren Schwere (weil die involvierten kinetischen Energien tiefer sind).
    Strassen haben viele Funktionen, der Verkehr ist nur eine davon stellen doch Strassen den grössten Teil unseres öffentlichen Raumes dar. Für Fussgänger sind Trottoirs überall eine wichtige Begegnungszone. Dieser wird bei Tempo 30 attraktiver (Lärm und Sicherheit) auch ohne Autos vergraulen zu müssen.
    Und schlussendlich kostet Tempo 30 die Autos quasi nicht. Der Zeitverlust ist marginal, ich habe darum kein Verständnis für das ideologische Festhalten an höheren Tempi.

  2. Für Temporeduktionen, Geschwindigkeitsmessungen usw. wird ein enormer Aufwand betrieben. Vieleicht wäre es sinnvoller die Automobilisten zu höherer Aufmerksamkeit auf die Strasse und das Geschehen um sie zu motivieren anstatt sie fast zu zwingen die Augen immer auf dem Tacho zu haben. Aber wie im Artikel erwähnt, es geht vor allen darum das Autofahren zu verteufeln, was von den Akteuren um Temporeduktionen absichtlich ausgeblendet wird.

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