Ausstiegspläne und Alternativen

Alles schreit nach Elektro. Ein Blick auf die Strategien zeigt aber: Der Verbrenner wird noch lange seinen Platz behaupten. Und Alternativen gibt es auch.

Ist das Rennen um die Zukunft der Antriebstechnologien bereits entschieden? Nicht alle Hersteller sind davon überzeugt.

Er kann es einfach nicht lassen: Erneut hat der Volkswagen-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess auf Twitter klar gemacht, dass für ihn kein Weg an der Elektromobilität vorbeiführt. «Die Elektrifizierung ist der richtige Weg! Der grosse Traum der Brennstoffzellen-Lastwagen ist vorüber», kommentierte der CEO die Ankündigung von Traton, dass sich die Nutzfahrzeugtochter von Volkswagen in Zukunft auf die Elektromobilität verlassen wolle.

Dem politischen Druck nach lokaler CO2-Neutralität nachgebend, verkünden immer mehr Konzerne das Ende des Verbrennungsmotors. Was im allgemeinen Jubelgesang oftmals untergeht: Der Umstieg auf die Elektromobilität ist nicht für alle die logische Folge dieser Entwicklung. Diverse Hersteller setzen auf ein Zusammenspiel verschiedener Technologien, investieren in E-Fuels oder in den Wasserstoffantrieb. Eine Übersicht.

Toyota

Der Toyota Prius war einer der Vorreiter der alternativen Antriebe, heute hat der grösste Autohersteller der Welt noch kein E-Auto im Angebot. Die Forschung an einer Feststoffbatterie soll aber weit fortgeschritten sein, sodass die Einführung im Jahr 2023 realistisch erscheint. Pläne, sich in naher Zukunft vom Verbrennungsmotor zu verabschieden, gibt es aber nicht. CEO Akio Toyota zeigte sich zuletzt skeptisch gegenüber einer zu raschen Transformation und warnte vor Stromengpässen. Mit dem Mirai war Toyota auch Brennstoffzellen-Pionier – die Verkaufszahlen sind aber marginal. Tochter-Marke Lexus hat bereits einen Stromer.

Volkswagen

Vorstandsvorsitzender Herbert Diess macht sich für den Elektroantrieb stark und hält alles andere für Blödsinn, wie er wiederholt erklärte. Aller grossen Worte zum Trotz lässt sich aber die Stammmarke VW noch bis 2040 Zeit, um sich vollständig auf den Elektroantrieb zu verlassen. Audi hat bereits angekündigt, die Entwicklung neuer Verbrennungsmotoren einzustellen und bloss noch die bestehenden zu verbessern. Eine Sonderstellung geniesst Porsche. Zwar ist ein Ausstieg aus den Verbrennern per 2030 geplant, jedoch mit einer Ausnahme: dem 911er. Deshalb hat Porsche kürzlich in Chile mit dem Bau einer Produktionsanlage für E-Fuels begonnen, die ab 2025 jährlich 550 Millionen Liter Treibstoff produzieren soll.

GM

Für den US-amerikanischen Riesen ist klar: Die Zukunft ist elektrisch. Wie CEO Marry Barra verkündete, sollen ab 2035 keine Verbrenner mehr gebaut werden. Auch Wasserstoff ist kein Thema.

Stellantis

Stellantis-CEO Carlos Tavares gilt als starker Kritiker der Elektroautos. Entsprechend ist zu erwarten, dass für den neuen Giganten der Industrie der Verbrennungsmotor trotz Elektrifizierung auch weiterhin eine Rolle spielen wird. Ausserdem will der Konzern in den Ausbau der Wasserstofftechnologie investieren. Details dazu gab der Konzern bis Redaktionsschluss noch nicht bekannt.

Honda

Auch bei Honda gibt es keine klare Elektrostrategie. Mit dem Wechsel an der Spitze im April könnte sich dies ändern, schliesslich gilt Toshihiro Mibe, der auf Takahiro Hachigo als CEO folgen wird, als Verfechter der Elektromobilität. Bis 2030 sollen zwei Drittel der Verkäufe elektrifizierte Autos sein, Verbrenner sollen ein Drittel ausmachen.

Ford

Für die Nummer zwei des US-Marktes soll es bereits ab 2030 keine Verbrenner mehr geben, wie Ford Anfang Februar bekanntgab. Davon ausgenommen sind die grossen Nutzfahrzeuge.

Renault-Nissan-Mitsubishi

Wie Renault-CEO Luca de Meo verkündete, sollen bei Renault spätestens ab 2035 keine Verbrenner mehr verkauft werden. Bei den Nutzfahrzeugen sieht man Potenzial für die Brennstoffzelle. Allianz-Partner Nissan präsentierte keine konkreten Pläne für zukünftige Antriebsstrategien. Mit dem Arya wurde 2020 das erste neue Elektroauto seit dem Leaf präsentiert, es soll vor allem in China für Umsatz sorgen. Der Verbrennungsmotor wird aber weiterhin eine starke Position haben im Unternehmen. Die Gerüchte um einen möglichen Rückzug aus Europa halten sich weiterhin.

Hyundai-Kia

Während der koreanische Konzern stark in Richtung Elektro geht, gehört Hyundai auch zu den Vorreitern beim Wasserstoffantrieb – vor allem bei den Nutzfahrzeugen. Mit dem Effort in der Schweiz für den Ausbau von Wasserstofftankstellen und dem geplanten Import von 1500 Lastwagen ist die Schweiz das Experimentierfeld für Hyun­dais Wasserstoffstrategie. Auch für den Ausbau in Resteuropa und in den USA hat Hyundai grosse Pläne, wie Cheol Lee, Executive Vice President von Hyundai, versprochen hat.

Mercedes/Daimler

Mercedes hat die Neuentwicklung von Verbrennungsmotoren bereits eingestellt, der Ausstieg soll aber erst mit einem Zeithorizont von 20 Jahren erfolgen unter der Strategie Ambition 2039. Mit Smart ist Daimler seit 2019 vollelektrisch unterwegs. Die Wasserstoff-Brennstoffzelle, die Daimler Trucks 2020 vorgestellt hat, kommt voraussichtlich nur in Lastwagen zum Einsatz.

BMW

Mit der i-Baureihe war BMW einer der Pioniere der Elektromobilität, auch Wasserstoff war bereits früh ein Thema in München. Die Elektromobilität wurde erst vor Kurzem wieder aufgegriffen: Wie BMW im März bekanntgegeben hat, soll das Angebot massiv ausgebaut werden. Der Verbrennungsmotor wird aber weiterhin seinen Platz haben in der Modellpalette. Die Kulttochter Mini wird aber ab 2031 nur noch vollelektrisch unterwegs sein.

Volvo und Polestar

Ab 2030 soll bei Volvo überhaupt kein Verbrenner mehr im Programm sein. Polestar wird bald schon nur noch reine Stromer bauen.

Jaguar Land Rover

Bei den beiden britischen Traditionsmarken gibt es eine Arbeitstrennung. Jaguar wird bereits ab 2025 zu einer rein elektrischen Marke. Land Rover hält vorerst am Verbrennungsmotor fest.

Mazda

Mazda ist vor Kurzem als erster Hersteller der E-Fuels-Alliance beigetreten, die die Entwicklung synthetischer Treibstoffe fördert. «Wir sind überzeugt, dass CO2-neutrale E-Fuels und Wasserstoff einen echten Beitrag zur CO2-Reduktion leisten können – nicht nur für zukünftige Fahrzeuge, sondern auch für diejenigen, die bereits jetzt im Verkehr sind. Sie ermöglichen einen zweiten, schnelleren Weg zur Klimaneutralität parallel zur Elektrifizierung», betonte Wojciech Halarewicz, Vice President Communications and Public Affairs von Mazda Europa. Das aktuell einzige Elektroauto im Line-up, der MX-30, verkauft sich kaum.

Subaru

Um Subaru war und ist es ruhig, was die Elektrifizierung angeht. Gerüchten zufolge sollen Pläne für ein Elektroauto in Kooperation mit Toyota bestehen – vermutlich dann mit Feststoffbatterie.

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