Dem Autosalon 2022 steht nichts oder fast nichts mehr im Weg. Die Geneva International Motor Show (GIMS) soll 2022 nach zweimaliger Absage wieder stattfinden. Am Freitag, 19. März, treffen sich die Mitglieder des ständigen Komitees des Salons, um die Geschäftsvereinbarung mit einem ausländischen Partner zu genehmigen. Sobald die Zustimmung der 60 Mitglieder des Komitees vorliegt, kann Sandro Mesquita, Direktor des Salons, mit der Organisation offiziell beginnen. Effektiv hat der ehemalige Publicitas-Direktor der Entscheidung aber bereits vorgegriffen: Er hat am Freitag, 12. März, einen Brief an die Aussteller verschickt, in dem er erklärt, dass man zuversichtlich sei, bis 31. März eine Partnerschaft schliessen zu können. Um die Auswirkungen einer allfällig erneuten Absage zu dämpfen, ziehe man «ein kommerzielles Entgegenkommen bei der Vermietung der Flächen» in Erwägung, schreibt Mesquita. Die Höhe des Rabatts hänge von den finanziellen Möglichkeiten ab, die sich aus der Partnerschaft ergäben. Das Schreiben nennt auch die für die Veranstaltung vorgesehenen Termine. So soll die GIMS von ihrem üblichen Termin Anfang März auf Mitte Februar vorverlegt werden. Der Aufbau der Stände ist von 5. bis 16. Februar 2022 geplant, am 17. und 18. Februar öffnen sich die Türen für die Presse und von 19. bis 27. Februar ist die Ausstellung für das Publikum geöffnet. Die GIMS 2022 wird nur noch neun statt bisher elf Tage dauern. François Launaz, Direktor von Auto-Schweiz und Vizepräsident des Ausstellungskomitees, sieht kein Problem in der Vorverlegung. «Die neuen Termine bereiten den Ausstellern keine Probleme, die Detroit Auto Show (im Januar – Red.) wird verlegt. Nur die Fasnacht und die Februar-Ferien kollidieren mit der GIMS. Ich denke, dass die neuen Termine eher eine Sache der Gewöhnung sein werden.»
Einigung im Rechtsstreit steht noch aus
Der Streit mit Palexpo, der seit März 2020 andauert, ist offenbar kein Hindernis mehr. Zur Erinnerung: Die GIMS-Stiftung als Veranstalterin und die Eigentümer der Genfer Messehallen lagen nach der kurzfristigen Absage des Salons 2020 im Streit. Dabei ging es um unbezahlte Rechnungen: Palexpo arbeitet im Auftrag der Stiftung und hatte für die erbrachte Leistung rund 15 Millionen Franken von der GIMS-Stiftung gefordert. Dieser Betrag wurde vom Veranstalter des Genfer Autosalons nach der pandemiebedingten Absage bestritten. Als keine Einigung erzielt werden konnte, landete der Fall vor Gericht – und da liegt er immer noch. «Es gibt strittige Fragen, die noch geklärt werden müssen», so der Palexpo-Chef Claude Membrez. Dabei geht es selbstverständlich um Geld. Dank der Vermittlung des Genfer Staatsrates, der im Februar Gespräche zwischen Palexpo und der GIMS-Stiftung organisierte, hat man begonnen sich auszusöhnen. Membrez ist nun zuversichtlich: «Natürlich wollen wir es uns mit unseren langjährigen Kunden nicht verderben. Wir sind dafür, Lösungen zu finden. Ich denke, dass wir mit gutem Willen und zum Wohle aller Lösungen finden.» Launaz seinerseits versichert, dass das Komitee «immer den Wunsch hatte, den Salon in der Palexpo abzuhalten», und dass es «keinen besseren Ort» für die Veranstaltung gebe: «Man kann nicht 90 Jahre Geschichte in Genf auslöschen, mit einem neuen Projekt irgendwo neu anfangen und sich einen Ruf ganz neu aufbauen.»
Alternativprojekt aufgegeben
Apropos neues Projekt: Den von Palexpo für 2021 ausgearbeiteten Plan, einen abgespeckten Autosalon über drei Tage nur für die Presse auszutragen, hat man offenbar beerdigt. Diese Idee, die letzten Sommer aufkam, hatte die Gemüter des Komitees der echten GIMS erhitzt, weil man befürchtete, dass dieser von Palexpo organisierte Salon die Öffentlichkeit verwirren und dem Image der Veranstaltung schaden könnte.
Fragezeichen bleiben
Trotzdem ist der Salon 2022 noch nicht in trockenen Tüchern. Das mögliche Haupthindernis für die Durchführung liegt abgesehen davon, dass die Pandemie dann immer noch nicht unter Kontrolle sein könnte, im mangelnden Interesse der Aussteller. «Wir hoffen, dass die Resonanz der Aussteller auf das Schreiben positiv ist und wir 2022 wieder einen Salon austragen können», erklärt François Launaz. Ein massiver Rückzug der Hersteller könnte die geplante Veranstaltung im Keim ersticken. Der Vizepräsident der Veranstaltung gibt sich allerdings gelassen und verweist darauf, dass «interessante» Hersteller ihr «Interesse an einer Teilnahme bereits bekundet» hätten. Freilich räumt Launaz ein, dass er mit «weniger Besuchern» als in den Vorjahren rechnet. In den besten Jahren zog die Veranstaltung über 700 000 Menschen an: «Wir werden daher beim Budget vernünftig bleiben.» Auch Claude Membrez blickt optimistisch in die Zukunft: «Es zeichnet sich ab, dass Veranstaltungen mit einem wichtigen industriellen oder thematischen Kern auch künftig bestehen können. Aber auch der digitale Teil gewinnt weiter an Bedeutung.»