Seit seinem Marktstart in Europa 2004 ist Dacia ein strahlender Stern am Automobil-Himmel: Das rumänische Unternehmen hat in Europa mehr als 6.5 Millionen Fahrzeuge verkauft. Unter den Modellen, die zu diesem Erfolg beigetragen haben, finden sich natürlich der Pionier Logan, das SUV Duster, aber auch der kompakte Sandero. Das vielseitige Fahrzeug wurde nach bekanntem Dacia-Rezept zusammengestellt: bewährte Technologie, robustes Cockpit, unaufgerergte Optik. Mit fast 2.1 Millionen verkauften Exemplaren seit 2007 ist er das meistverkaufte Modell des Herstellers. Fast jeder dritte verkaufte Dacia ist ein Sandero.
Im Jahr 2012 erschien die zweite Generation des Modells und 2020 nun folgt die dritte. Diese Generation profitiert von einer ganz neuen Plattform. Tatsächlich ist die Zeit, in der Dacia seine Fahrzeuge auf alten Plattformen aufbaute, längst vorbei. Heute profitiert der Low-cost-Hersteller auch von den Innovationen der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz. So basiert der neue Sandero beispielsweise auf einer angepassten, sprich vereinfachten Variante der CMF-B-Plattform, auf der auch der aktuelle Renault Clio aufbaut. Das verspricht nicht nur eine gute Fahrdynamik, sondern auch optimierte Platzverhältnisse.
Gutes Platzangebot
So bietet der Sandero im Innenraum ausreichend Platz, dass grosse Erwachsene sowohl auf den Vordersitzen als auch im Fond problemlos sitzen können. Oder anders ausgedrückt: Die hinteren Plätze bieten genügend Kniefreiheit, damit auch eine grosse Person bequem hinter einem grossen Fahrer Platz nehmen kann. Ein praktischer Aspekt, der in diesem Segment selten vorkommt, sodass es durchaus legitim ist, dass wir an ihn an dieser Stelle erwähnen. Die zweiteilige Rückbank lässt sich im Verhältnis 60:40 herunterklappen und ermöglicht eine Erweiterung des Kofferraumvolumens von 328 auf 1108 Liter. Neben dem grosszügigen Platzangebot erfreut sich der Sandero ebenfalls einer tollen Modularität: Die Sitze sind höhenverstellbar (+/–35 mm), und das Lenkrad ist in der Höhe (+/–2.1°) sowie in der Länge (+/–25 mm) verstellbar.
Beim technologischen Wettrüsten, dem die allermeisten Hersteller verfallen sind, überlässt Dacia der Konkurrenz den Vortritt. Der Sandero muss so ohne digitales Kombiinstrument und Zwölf-Zoll-Infotainment auskommen. «Bei Dacia bedeutet Modernität nicht, möglichst viel überflüssige Ausstattung hinzuzufügen», nimmt der Hersteller dazu Stellung. Im Sandero wird deshalb das Infotainment durch jenes Gerät ersetzt, das wir sowieso immer bei uns tragen: das Smartphone. Dafür hat Dacia eine Handyhalterung eingebaut, die im Sichtfeld des Fahrers positioniert ist. Ein schlaues Gadget, das eigentlich heute in allen Fahrzeugen serienmässig verbaut sein müsste, schliesslich ist das eine viel elegantere Lösung als Saugnäpfe an der Windschutzscheibe oder Halterungen an den Lüftungsdüsen. Was noch cleverer ist: Nicht weit davon entfernt befindet sich im Armaturenbrett ein USB-Anschluss, was das Aufladen des Smartphones ohne grossen Kabelsalat ermöglicht.
In den hochwertigeren Versionen bietet Dacia einen Acht-Zoll-Touchscreen an. Dieser ist einfach gehalten und sehr intuitiv in der Bedienung. Ansonsten bleibt festzuhalten, dass man im Innenraum um Hartplastik nicht herumkommt. Die Verarbeitung ist aber erfreulicherweise solide und passgenau. Um das Ganze etwas freundlicher zu gestalten, hat Dacia das Armaturenbrett und die Türverkleidungen stellenweise mit haptisch angenehmen Stoffelementen überzogen.
Nur Benziner
Unter der Motorhaube befindet sich leider weder ein Hybrid- noch ein Dieselmotor, sondern lediglich der Einliter-Dreizylinder-Benziner. Die Basisversion kommt ohne Turbo daher und bietet magere 65 PS. Mit 90 PS ist da der Einliter-Dreizylinder-Turbobenziner schon besser. Dieser Motor kann ausserdem mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe oder einem stufenlosen Automatikgetriebe ausgestattet werden. Entgegen ihres schlechte Rufs zeigte sich diese Antriebsvariante überraschend angenehm in der Praxis.
Die Lenkung mit geschwindigkeitsabhängiger variabler Lenkkraftunterstützung zeigt sich deutlich direkter als beim Vorgänger. Allerdings bleibt der Dacia Sandero bezüglich seiner Fahrdynamik klar hinter dem Renault Clio zurück. Was die Wankneigung und das Kurvenverhalten angeht, ist der Franzose besser unterwegs. Im Sandero ist alles etwas schwammig. Der Unterschied lässt sich durch die eingesetzte Technik erklären: «Bei der Konzeption und der Entwicklung der CMF-B wurde Wert darauf gelegt, dass die Plattform unterschiedliche technische Ausführungen erlaubt, sodass die Bedürfnisse der verschiedenen Marken abgedeckt werden können», erklärte uns ein Ingenieur von Dacia. So übernimmt der Sandero weder die Radaufhängungen, die Lenkung, die Spurweite noch das Fahrgestell seines französischen Cousins. Das Fahrzeug glänzt hingegen durch sein hohes Niveau an Komfort – insbesondere bei der optimierten Stepway-Variante.
An Bord des Stepway
Der Sandero Stepway allein macht 65 Prozent der Sandero-Verkäufe aus – in der Schweiz sind es sogar gegen 80 Prozent. Durch seine grösseren Räder erhält er 39 Millimeter mehr Bodenfreiheit als die Standardvariante und kommt auf 201 Millimeter. Der Sandero Stepway verfügt ausserdem über SUV-Anlehnungen wie zum Beispiel die Radläufe aus Kunststoff, verstärkte Seitenschweller oder modulare Dachträger. Ja, modulare Dachträger! Das System ist einzigartig, aber clever: Die Standfüsse der Dachträger sind fest auf dem Dach positioniert, allerdings kann die Reling entweder längs oder quer montiert werden, je nachdem, ob eine Dachbox, ein Ski- oder Veloträger aufs Dach soll. Die Stepway-Variante kostet mit einem Basispreis von 12 490 Franken rund 3400 Franken mehr als die Standardversion, die es bereits für weniger als 10 000 Franken gibt. Exakt 9490 Franken sind es. Preiswerter geht es nicht – der Sandero ist schlichtweg das günstigste Fahrzeug der Schweiz. Damit ist alles gesagt!