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KOKETT Dank einer aggressiven Preispolitik ist der Kia Sorento für den Konkurrenzkampf im SUV-Segment bestens gewappnet.

Kein Zweifel, Kia hat seit dem Markendebüt auf dem europäischen Kontinent vor einigen Jahrzehnten riesige Fortschritte erzielt. Der koreanische Anbieter mit einst bescheidenen, ja winzigen Verkaufszahlen hat mit Jahresverkäufen von mehr als einer halben Million Fahrzeugen in Europa (Stand 2019) eine markante Marktpräsenz erreicht. Der Marktanteil lag bei 3.2 Prozent, und der Aufwärtstrend scheint nicht abzureissen, denn das Verkaufsplus stand zuletzt bei 1.7 Prozent. Der strahlende Erfolg beruht auf mehreren Faktoren. An erster Stelle ist da das immer überzeugendere Modellangebot mit guter Verarbeitung, gelungenem Design, modernen Technologien und erwiesener Zuverlässigkeit. Letztere erlaubt es dem Hersteller, die vielbeachtete Sieben-Jahre-­Garantie für die gesamte Modellpalette anzubieten. ­Kias Wachstum kommt aber auch von den ernsthaften Schritten des Konzerns in Sachen Elektrifizierung, vor allem den Stromern E-Soul und E-Niro. Und schliesslich wussten die Koreaner vom SUV-Trend zu profitieren und bieten nicht weniger als fünf Modelle der hoch aufgeschossenen Kombis an: Stonic, Xceed, Niro, Sportage und Sorento. Der 2002 vorgestellte Sorento ist das europäische Top-SUV der Marke. Es wurde 2009 und 2014 in der zweiten und dritten Generation aufgelegt und kommt jetzt brandneu in der vierten Auflage auf den Markt. Die kürzeren Erneuerungsintervalle bei Kia sind nur durch die Zugehörigkeit der Marke zum Riesen Hyundai Motor Group möglich.

Vorstellung im Zeichen von Covid
Der neue Sorento gehört zur Gruppe der neuen Autos, deren Vorstellung durch die Pandemie durcheinandergewirbelt wurde. Das koreanische SUV wurde besonders stark betroffen, es hätte seine grosse Enthüllung im März am Salon in Genf feiern sollen. Daraus wurde aus bekannten Gründen nichts, sodass sich Kia mit ­einem rein virtuellen Anlass für das grosse SUV begnügen musste. Es bleibt abzuwarten, ob der Sorento dieses Handicap wieder gutzumachen vermag.

Die Designer wandten sich bei der Neuauflage von den rundlichen Formen des Vorgängers ab und setzen nun auf markantere Kanten und Sicken. Der Auftritt des Sorento wirkt dadurch solid und selbstbewusst. Dazu tragen auch die verkürzten vorderen und hinteren Überhänge bei, die sich aus dem verlängerten Radstand ergeben. Länger fällt auch die Motorhaube aus, und die Basis der A-Säulen (sowie die Unterseite der Windschutzscheibe) liegt jetzt drei Zentimeter weiter hinten. Die Silhouette gibt sich aufrecht und deutlich aggressiver. 

Vor 20 Jahren war der Sorento ein hartgesottener Allradler mit soliden Offroadeigenschaften, aber über die Generationen hat er sich zum zivilen Familien-SUV entwickelt. Die schweren Bauteile glänzen heute durch Abwesenheit. Besteht der Besitzer aber darauf, Abenteuer abseits befestigter Strassen zu erleben, kann er auf diverse schlaue elektronische Hilfen zählen, mit denen der Sorento doch recht weit ins Gelände vordringt. Technikfans dürften die Kombination des 1.6-Liter-T-GDi-Benziners mit 180 PS und einem Elektromotor mit 44 kW (60 PS) zu schätzen wissen. Sie sorgt für eine Systemleistung von 230 PS und 350 Nm. Der Strom kommt in dieser Konfiguration von einer unter dem Laderaum verbauten Lithium-Ionen-Batterie mit ­einer Kapazität von 1.49 kWh. Ganz neu auf dem Markt ist zudem der Sorento Plug-in-Hybrid mit derselben Architektur, aber einem stärkeren Elektromotor mit 67 kW. Dieses Powerteam bringt es auf 265 PS, mit denen die Gewichtszunahme aufgrund der schwereren Akkus (13.8 kWh) wettgemacht werden kann.

Auch als Diesel
Neben diesen angeblich umweltfreundlicheren Varianten bietet Kia im Sorento auch einen konventionelleren Antrieb an, einen 2.2-Liter-Vierzylinder-­Diesel. Der Selbstzünder kommt auf 202 PS, bietet ein Drehmoment von 440 Nm und wird mit einem Achtstufen-Doppelkupplungsgetriebe kombiniert. Unser Testwagen war mit diesem Selbstzünder versehen, und die Redaktoren waren sich einig, dass es dem Vierzylinder etwas an Kraft und sanften Laufeigenschaften mangelt; mit einem Sechszylinder wird ihn niemand verwechseln. Eine solche Diesel-Topversion haben die Verantwortlichen leider gestrichen, um den Emissionsvorschriften gerecht zu werden. Angesichts der Grösse und des Gewichts (1970 kg) würde ein kräftigerer Motor doch besser zu diesem Fahrzeug passen. Die vielen Pfunde wirken sich auch auf das eher behäbige Fahrverhalten aus. Sie helfen ausserdem natürlich nicht in Sachen Temperament: Der Sorento brauchte bei unseren Messungen auf der Teststrecke von Vauffelin 10.7 Sekunden, um aus dem Stillstand auf 100 km/h zu beschleunigen.

Der bescheidene Hubraum hat hingegen seine Berechtigung beim Verbrauchsverhalten. Der Verbrauch auf unserer AR-Normrunde von 6.4 l/100 km kann sich für einen Wagen dieses Kalibers sehen lassen. Ausserdem können wir dem Vierzylinder zugutehalten, dass er akustisch immer im Hintergrund bleibt, störend wirkt der Diesel im Fahrbetrieb nie. Überhaupt zählt die Ruhe zu den Stärken des Sorento, auf Autobahnfahrten sind weder Wind noch Abrollgeräusche zu vernehmen. Lob verdiente sich schliesslich das Getriebe des Testwagens. Die automatisierten Doppelkupplungsgetriebe haben oft den Ruf, besonders in einem SUV mit mehr als zwei Tonnen Gewicht weniger sanft zu schalten als eine Automatik mit Drehmomentwandler. Entsprechend werden sie meist in Sportwagen und leichteren Fahrzeugen eingesetzt. In diesem Fall überzeugte uns das 8-DCT aber mit geschmeidigen Übergängen und sanften Gangwechseln, ohne je mit Schlupf negativ auf sich aufmerksam zu machen.

Attraktiv und geräumig
Mit seinem Anspruch als Topmodell muss der Sorento ein ordentliches Arsenal von praktischen und modernen Ausstattungen bieten. Zu diesen zählen sicher die beheizten und belüfteten Sitze, das Bose-Soundsystem, ein Head-up-Display, Toter-Winkel-Kameras mit Anzeige im digitalen Instrumententräger oder das Ein- und Ausparkieren per Fernbedienung. Der nicht mehr nur als Schlüssel funktionierende Klicker kann sich als höchst praktisch erweisen, das Auto von aussen zu bewegen, wenn einem Parkplatznachbarn zu wenig Platz lassen.

Der Kia Sorento stärkt seine Position als Familienwagen mit der verfügbaren dritten Sitzreihe. Erwachsenen will man die hintersten Sitze nur im Notfall zumuten, aber für Kinder sind sie sehr bequem. Die Kniefreiheit beträgt annehmbare 19 bis 32 Zentimeter, und auch die Ellenbogenfreiheit ist nicht zu knapp bemessen (136 cm). Der Innenraum ist geräumig, bei umgeklappten hinteren Sitzreihen bleibt ein riesiger Gepäckraum übrig (2100 l). Hervorragend ist dank einer verschiebbaren Mittelsitzbank und per Knopfdruck spielerisch leicht umlegbarer Lehnen auch die Variabilität. Die Verarbeitung gibt keinen Anlass zur Kritik, aber die häufige Verwendung harter Plastikteile und Akzente mit glänzendem Klavierlack können nicht ganz überzeugen. Unter dem Strich hat der Sorento allerdings für einen Preis von nur 49 950 Franken sehr viel zu bieten.

FAZIT
Mit dem Sorento gelingt den Koreanern definitiv der Aufstieg in höhere Sphären. Die billigen Büchsen von einst sind vergessen. Umso erfreulicher hingegen, dass die Preise nicht exorbitant nach oben schiessen. Das geräumige SUV von Kia gibt Familien eine attraktive Alternative zu den Grossraumkombis, besonders mit seiner Anhäufung moderner Technologien, die jeder Premiummarke gut anstünden. Ganz ohne Mängel ist der Sorento nicht – mit einem kräftigeren Antrieb könnte er sich gar mit Konkurrenten in einer höheren Klasse anlegen, mit seinen attraktiven Preis dürfte er aber manches Familienoberhaupt für sich gewinnen.

Die technischen Daten und unsere Testdaten zu diesem Modell finden Sie in der gedruckten Ausgabe der AUTOMOBIL REVUE.

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