Komfort geht über alles

FACELIFT Beim ­Citroën C3 dreht sich alles um die Personali­sierung und den Komfort. Das soll über das etwas angestaubte Gesamt­paket hinwegtrösten.

Innerhalb der PSA-Gruppe wird Citroën häufig etwas stiefmütterlich behandelt. Der C3 ist ein eklatantes Beispiel für diese mangelnde Wertschätzung. Während seine Cousins, der Peugeot 208 und der Opel Corsa, im brandneuen Design und vor allem in einer elektrischen Version erhältlich sind, muss sich der C3 vorerst mit einem einfachen Facelift zufriedengeben, das ausschliesslich mit Verbrennungsmotoren kommt. Auch wenn der C3 nicht denselben Lebenszyklus hat wie seine beiden Cousins, ist dies etwas frustrierend.

Glücklicherweise ist die dritte Generation des C3 ziemlich gut gelungen. Mit einem komfortabel ausgelegten Fahrgestell und einer nüchternen, aber effizienten Innenausstattung ist es ihm gelungen, seinen Stil in einem nach wie vor hart umkämpften Segment durchzusetzen, denn das Modell ist mit 750 000 verkauften Einheiten seit seiner Einführung Ende 2016 ein echter Erfolg. Als es nun jedoch an der Zeit war, ihn aufzufrischen, haben die Designer ihren Entwurf komplett überarbeitet. Die Umgestaltung der Frontpartie des Franzosen zeigt, welche Schwierigkeiten Citroën damit hat, eine Stilrichtung zu etablieren. Man hat dem C3 ­einen neuen Schnurrbart mit abfallenden Spitzen verpasst, der ihn etwas breiter wirken lässt und der in den neuen LED-Scheinwerfern endet. Im unteren Bereich sorgen die Blenden der Nebelscheinwerfer für einen Hauch neuer Farbe und Frische.

Durch Personalisierung zum Erfolg
Citroën hat sich auch der Seitenprotektoren mit den berühmten Airbumps angenommen. Das Ganze besteht aus drei reliefartigen, luftgefüllten Kapseln im unteren Türbereich, von denen sich eine mit einer Umrandung farblich absetzt. An den Seiten, genauer gesagt oben an der C-Säule, befinden sich neue, aufgeklebte Designelemente. Diese nehmen die Form des Gestaltungselements auf dem Dach wieder auf. Darüber hinaus bietet der Stadtwagen künftig noch mehr Möglichkeiten zur Personalisierung. Dank sieben Karosseriefarben, vier Color-­Packs, vier Dachfarben und drei verschiedenen Dachdekors gibt es nun 97 statt bislang 36 mögliche Kombinationen.

Auch im Inneren hat der Citroën mit zwei neuen Ausstattungsvarianten, einem eher gemütlichen und einem eher dynamischen Look, dieses Individualisierungspotenzial, Die zweite wichtige Neuerung im Innenraum sind die Vordersitze aus dem Advanced-Comfort-Programm. Der neue C3 wird mit den Sitzen ausgestattet, die bislang nur den exklusiveren Modellen C5 Aircross und C4 Cactus vorbehalten waren.

Zwei Benziner, ein Diesel
Unter der Motorhaube findet sich weder Elektromaschine noch Hybridantrieb, denn die beiden verfügbaren Motoren sind nichts anderes als bewährte Lösungen, nämlich der 1.2 Liter grosse Pure­tech-Dreizylinder-Benzinmotor in zwei Leistungsstufen (83 und 110 PS) und der 100 PS starke Vierzylinder-Blue-HDi-Diesel. Nur der stärkere Benziner kann mit der Sechsgang-Automatik von Aisin gekoppelt werden. Mit dieser Kombination war auch unser Testwagen ausgestattet.

Der 110 PS starke 1.2-Liter-Benziner hat genügend Punch für ein kleines Familienauto und gehört zweifellos zu den besten Dreizylindern in diesem Segment. Der drehmomentstarke, ausgewogene und nicht sehr durstige Motor (6.2 l/100 km auf der AR-Normrunde) verbreitet im Innenraum ein sehr angenehmes und leises Schnurren. Beim EAT6-Automatikgetriebe ergibt sich dagegen ein eher gemischtes Bild. Das in die Jahre gekommene Konzept ist weniger überzeugend, da es sich durch – gelinde gesagt – langsames Schalten und häufiges, unangenehmes Ruckeln auszeichnet. Darüber hinaus hat es auch noch mit einer eher schläfrigen Start-Stopp-Automatik zu kämpfen.

Inspiration aus früheren Zeiten
Beim Fahrgestell ist der C3 von jener Philosophie inspiriert, die dereinst schon André Citroën seinen Modellen einhauchte. Der Stadtwagen zeichnet sich insbesondere durch seine komfortable Dämpfung aus, die beinahe sämtliche Unebenheiten im Asphalt ausbügelt. Darüber hinaus werden Bremsschwellen mit erstaunlicher Effizienz geschluckt. In dieser Disziplin kann keiner der Konkurrenten dem Franzosen das Wasser reichen. Ansonsten ist die Lenkung leichtgängig, und Wankbewegungen der Karosserie werden im Hinblick auf den Komfort gut eingedämmt.

Der C3 wird ab 16 990 Franken angeboten und ist dabei schon recht gut ausgestattet. Verständlicherweise entschied sich der Citroën-Importeur in der Schweiz dazu, die Einstiegsversion (Live) nicht auf dem Schweizer Markt zu vermarkten. Dennoch leidet auch die zweite Ausstattungslinie Feel unter den digitalen Bedienelementen der Klima­anlage und einem nicht mehr zeitgemässen Infotainment-Bildschirm. Um die Vorteile der aktuellen Technologien zu nutzen, sollte man sich für die dritte Ausstattungsvariante namens Feel Pack entscheiden. Unabhängig von der Ausstattungslinie finden sich im C3 jedoch nicht sehr hochwertig anmutende Kunststoffverkleidungen. Diese befinden sich insbesondere am Armaturenbrett und an den Türverkleidungen, sind jedoch auch im ganzen Innenraum zahlreich vorhanden. Andererseits ist deren Verarbeitung recht ordentlich. Ein weiterer Mangel besteht darin, dass die Fahrstufenanzeige hinter dem Getränkehalter versteckt ist, was die Bedienung des Automatikgetriebes bei Nacht etwas erschwert.

Nüchtern, aber effizient: Das Armaturenbrett ist leider aus nicht gerade hochwertigem Kunststoff gefertigt. Während der Innenraum nicht die Stärke dieses C3 ist, glänzt der französische Stadtwagen in Sachen Fahrkomfort.

Advanced Comfort
Ansonsten glänzt das Innere des französischen Stadtwagens durch seine klaren Linien. Was die neuen Advanced-Comfort-Sitze betrifft, so bieten ihre zwischen zwei und 15 Millimeter dickeren Schaumpolster den Insassen besseren Halt. Darüber hinaus landen sie mit ihrer enormen Bequemlichkeit einen Volltreffer. Selten haben sich lange Fahrten in einem komptakten Wagen als so stressfrei erwiesen. Zumal der Stadtwagen über eine auto­matische Fernlichtschaltung, einen Aufmerksamkeitssensor, einen Spurwarner, eine Verkehrszeichenerkennung und eine vernetzte Kamera verfügt. Der Tempomat dagegen ist nicht adaptiv. Ausserdem bietet der C3 Apple Car Play und Android Auto, zwei Softwareprogramme, mit denen das Smartphone optimal eingebunden werden kann.

Was den Innenraum betrifft, so ist das Platzangebot des C3 eher bescheiden. Während der 300 Liter fassende Kofferraum eine Fülle von Gepäckstücken aufnehmen kann, ist die Wagenbreite vorne (140 cm) und hinten (137 cm) nicht besonders ausladend. Glücklicherweise wurden im Fond die Rückenlehnen der Vordersitze so geformt, dass die Passagiere ihre Beine gut unterbringen können. So findet sich ausreichend Platz, nämlich zwischen 17 und 39 Zentimetern.

FAZIT
Der neu gestaltete C3 ist keine Revolution. Insgesamt hat Citroën die Möglichkeiten zur Personalisierung seines Modells ausgebaut, das mehr denn je danach strebt, anders zu sein und es anders zu machen als die Konkurrenz. Der äusserst komfortable Wagen bedient sich im Teileregal der Marke, indem er Komponenten der exklusiveren Modelle übernimmt, was ihm auch recht gut gelingt. In Bezug auf den Komfort entspricht das Ergebnis dem ursprünglichen Plan von André Citroën. Der C3, der zu einem mehr als vernünftigen Preis angeboten wird, muss jedoch in einer höherwertigen Ausstattungslinie geordert werden, damit er mit seinen wahren Werten glänzt.

Die technischen Daten und unsere Testdaten zu diesem Modell finden Sie in der gedruckten Ausgabe der AUTOMOBIL REVUE.

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