Mit Schwung voran!

AKTUALISIERT Der Mini Cooper SE Countryman kommt überarbeitet daher und tauscht ein paar PS des Verbrennungsmotors gegen ein paar zusätzliche Kilowatt für den Elektromotor ein.

Mini Cooper SE Countryman All 4 – dieser Name ist überhaupt nicht ­mini. Genauso wenig wie der Preis des Plug-in-Hybrid-SUV, der bei 45 100 Franken startet. Der hohe Preis überrascht allerdings nicht, denn seit die englische Marke 1994 von BMW übernommen wurde, zielt sie auf den Premiummarkt ab. Das Facelift des Countryman Plug-in-Hybrids ist auch nicht bahnbrechend, zumal sich Mini beim Redesign auf die üblichen Elemente beschränkt hat: Einige Änderungen an den Stossfängern und am Kühlergrill – und fertig ist das Facelift. Serienmässig sind nun LED-Scheinwerfer mit dabei sowie Heckleuchten im Union-Jack-Look.

Mit dem neuen Design hat der englische Hersteller dem Countryman PHEV aussen einen eckigeren und innen einen höherwertigen Stil verliehen. Mini hat das Cockpit tatsächlich zum Strahlen gebracht, indem ein paar zusätzliche Kunststoffapplikationen in Hochglanzschwarz integriert wurden – die allerdings nur in geputztem Zustand elegant daherkommen. Viel Glanz kommt auch vom neuen Infotainmentsystem, das im 8.8-Zoll-­Bildschirm enthalten ist. Die physischen Schnellzugriffe für das Radio sind verschwunden. Neu findet man dort Touch-Oberflächen, die besser in den Bildschirm integriert sind. Ungewiss ist jedoch, ob dies den Nutzwert steigert, denn die Touch-Elemente erfordern in der Bedienung mehr Aufmerksamkeit vom Fahrer und können ihn vom Verkehrsgeschehen ablenken.

PS gegen Kilowatt
Ist das alles? Nicht ganz, denn nicht nur die Designer, sondern auch die Ingenieure waren an dieser Modellpflege beteiligt. Die Verschärfung der Abgasnormen hat die Marke dazu gezwungen, im Countryman PHEV einen Ottopartikelfilter zu installieren, was Auswirkungen auf den Hybrid­antrieb hatte. «Der durch den Filter bedingte Gegendruck reduzierte die Leistung des Verbrennungsmotors», erklärt Projektleiter Alfred Wahl. «Wir haben das kompensiert, indem wir die Leistung des Elektromotors erhöht haben.» So verfügt der 1.5-Liter-Dreizylinder über 125 PS (vorher 136) und der Elektromotor über 95 PS (vorher 88). Mit insgesamt 220 PS hat der Mini Cooper SE Countryman All 4 im Vergleich zur Version von 2017 vier PS verloren. Doch das ist kein Skandal, denn die Auswirkungen auf die Leistung sind verschwindend gering. Den Sprint von 0 auf 100 km/h absolviert der Mini immer noch in 6.8 Sekunden, und die Maximalgeschwindigkeit liegt mit 196 km/h nur zwei km/h unter dem vorherigen Wert. 

Dies gleicht der Mini mit grösseren Elektro­kapazitäten aus: Der Engländer erreicht eine Maximalgeschwindigkeit von 135 km/h und kann dank der Zehn-kWh-Batterie bis zu 61 Kilometer rein elektrisch zurücklegen – theoretisch. Eine Verbesserung, die sich auf den Verbrauch auswirkt; der Mini verbraucht zwischen 1.7 und 2.0 Litern Benzin pro 100 Kilometer. Ein lächerlich unrealistisches Resultat, aber alle Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge haben das gleiche Problem: Der Zulassungszyklus ist ihnen (zu) wohlgesinnt.

Die Änderungen sind nicht enorm, aber ausreichend gross, dass Mini uns einlädt, den Cooper SE Countryman All 4 in der Region von Frankfurt (D) zu testen. Unsere erste Feststellung im Cockpit: Die Fahrposition ist viel höher als beim Volkswagen T-Roc. Nicht aufgrund seiner aussergewöhnlichen Höhe – der Countryman erreicht 1.60 Meter –, sondern eher aufgrund der hoch gelegenen Sitzfläche. Eine Frage des Geschmacks, doch aufgrund dieser besonderen Geometrie sitzt man näher an den Pedalen, was auf langen Strecken anstrengend sein kann.

Ein echter Hingucker
Das Cockpit verdeutlicht das Premiumstreben der Marke in mehr als einer Hinsicht. Die geschäumten Materialien verfügen über eine angenehme Haptik, und der grosse helle Kreis auf dem Armaturenbrett, der das Infotainment beinhaltet, ist ein echter Hingucker. Die Kippschalter aus Chrom am unteren Rand des Armaturenbretts sind ein weiterer Augenschmaus. Einer der Schalter – ganz in Grün – ist der Anlasser: Einmal drücken, und der Mini Cooper SE Countryman erwacht zum Leben. Und zwar ganz still! Der Plug-in-Hybrid aus England startet und schaltet in den Elektromodus. Das digitale Armaturenbrett, das mit der Lenksäule verbunden ist, zeigt alle möglichen nützlichen Informationen zur Fahrt im Elektromodus an, auch wenn es eine gewisse Anpassungszeit braucht, um alles gut entschlüsseln zu können. 

Die 95 PS und 165 Nm der Elektroeinheit ermöglichen dem Mini-SUV aus England, leicht und lässig durch die Strassen Mainhattans – so der Übername des Geschäftsviertels von Frankfurt am Main– zu flitzen. Die kompakten Abmessungen des Crossovers der Kategorie C – die Länge misst 4.30 Meter – betonen den aktiven Charakter im urbanen Milieu. Der Engländer nimmt den Schwung bis zu Autobahngeschwindigkeiten mit. Drückt man das Gaspedal, kommt der Dreizylindermotor mit 125 zusätzlichen PS zu Hilfe, der Übergang ist spürbar, aber kontrolliert. Der Elektromotor wird also zum Boost für den Verbrennungsmotor. Die Reaktivität des Gaspedals im Sport-Modus, in dem beide Antriebe dauerhaft arbeiten, ist vortrefflich. Der Schub der maximal 220 PS und 385 Nm verschafft einem leider keinen Nervenkitzel, denn die Progression ist dafür zu linear.

LED-Scheinwerfer und -Rückleuchten sind serienmässig, ebenso wie das
Union-Jack-Design am Heck. 
Die Innenausstattung ist für dieses Segment überdurchschnittlich. Die grosse, runde Anzeige ist weiterhin ein echter Hingucker im Mini.

Das Gokart-Feeling fehlt
Der eher brave Charakter steht im Kontrast zur Definition der Lenkung und des Fahrwerks. Auch wenn es ein SUV ist, so verzichtet der Countryman ungern auf den für die Marke typischen Gokart-Charakter. Dank der gut abgestimmten und präzisen Lenkung funktioniert das beim Kurvenfahren bestens. Mini zeigt damit, dass man ein zu grossen Teilen weibliches Publikum begeistern kann, ohne aber ein lächerlich leichtgängiges Lenkrad anzubieten.

Das Fahrwerk ist straff, aber nicht zu hart, was ein Gefühl der Sportlichkeit vermittelt. Der Countryman geht mit Entschlossenheit in die Kurven. Aber: Dort kann auch das gute Fahrwerk des Mini nicht gegen die Wankneigung der Karosserie ankommen. Das relativ hohe Gewichte und der weit über der Fahrbahn liegende Schwerpunkt machen sich klar bemerkbar. Beim Wiederbeschleunigen aus der Kurve heraus zeigt sich das Untersteuern dann. Nichts Dramatisches, der Countryman kommt gut wieder heraus, doch wir sind uns bezüglich dynamischen Fahrens von Mini Besseres gewohnt. Das ESP, das über einen Sport-Modus verfügt, nutzt geschickt den Allradantrieb, um den SUV agil aus den Kurven zu führen. Nur ganz enge Kurven bringen den Engländer in Schwierig-
keiten. 

Schon auf dem Markt
Dieser erste Test bestätigt es: Der Mini Cooper SE Countryman All 4 ist ein in jeder Hinsicht sorgfältig konzipiertes Fahrzeug, das von einer bemerkenswerten Entwicklung profitiert. Ein ausführlicher Test wird diesen ersten Eindruck bestätigen müssen. Dieser sollte allerdings nicht allzu lange auf sich warten lassen, denn das englische SUV ist bereits auf dem Markt. 

Die technischen Daten zu diesem Modell finden Sie in der gedruckten Ausgabe der Automobil Revue.

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