E-Würfel mit Kultpotenzial

MOBILITÄT Der Ami ist für Citroën in erster Linie ein Schaufenster der Elektrifizierung. Konkurrenten des kleinen Franzosen sucht man beinahe vergeblich, zumindest bei den Vierrädern.

Was braucht es, um einfach und unkompliziert in der Stadt von A nach B zu kommen? Die Frage ist komplex, sodass sich damit unzählige Mobilitätsdienstleister den Kopf über die Mobilität von morgen zerbrechen. Fest steht, dass zumindest in (ausländischen) Grossstädten die Nachfrage nach E-Bikes und E-Scootern explodiert.

Die zweite Frage, die sich dem Fahrer hinter dem Steuer des Citroën Ami unweigerlich stellt, ist die nach den Kriterien, die Fahrspass ausmachen. Muss es immer mehr Leistung sein? Inmitten des Grossstadtdschungels offensichtlich nicht. Noch selten war die Zeit in einem Stau so kurzweilig. Und das, obwohl man im Ami eigentlich nichts hat: kein Navi, kein Radio. Ersteres übernimmt das Smartphone, Zweiteres eine Bluetooth-Box. Die entsprechenden Halterungen sind Teil des spartanisch eingerichten Innenraums. Türgriffe oder ein Mittelspiegel? Fehlanzeige, braucht man ja alles auch nicht wirklich. Allerdings wären auch im Ami ein Rückstellmotor für den Blinker, eine Federung oder vernünftige Sitzpolster angenehm. Oder aber eine Klimaanlage für den Sommer. Doch all das hätte den Preis natürlich in die Höhe schnellen lassen, sodass die einzige Möglichkeit für Abkühlung darin besteht, die Scheiben wie damals bei der Ente hochzuklappen.

Ab wann wir den Citroën Ami auch in den Schweizer Städten sehen werden, ist derzeit noch offen.
Vorne wie hinten gleich: Durch die Symmetrie des Citroën Ami werden nur rund 250 Einzelteile gebraucht.

Abgesehen davon bietet der Elektrowürfel tatsächlich alles, was in der Stadt benötigt wird. Der grösste Vorteil gegenüber anderen, elektrischen und urbanen Mobilitätslösungen: ein Dach über dem Kopf und trotz des Nichtvorhandenseins eines Kofferraums ungeahnt grosse Staumöglichkeiten im zweiplätzigen Innenraum.

Der Vorderwagen steht gar auf der CMP-Plattform von PSA, auf der auch der Opel Corsa oder der DS3 Crossback baut. Und trotzdem brauchen enge Vollgaskurven aufgrund der wackeligen Lenkung ohne nennenswerte Servounterstützung oder der doch schwachen Bremsen bereits einige Überwindung. Mit seinem sechs Kilowatt starken Elektromotor prescht der Kleine nach zehn Sekunden bei 45 km/h in den Begrenzer. Die 5.5 kWh grosse und in drei Stunden an der Haushaltsteckdose geladene Batterie soll Reichweiten von bis zu 75 Kilometern ermöglichen. Gemessen übrigens nach WMTC, dem WLTP-Pendant für Motorräder.

Die Verschalung sowie das spartanische Innenleben sind komplett aus Kunststoff.

Mit einem Wendekreis von 7.2 Metern und kleinsten Abmessungen (9 cm kürzer als der erste Smart) ist der Ami prädestiniert, sich in jede Lücke zu quetschen – obschon ihn die allermeisten Verkehrsteilnehmer ohnehin mit breitem Grinsen gewähren lassen. Und für den Fall, das doch einmal etwas schief geht, besteht der Ami sowohl innen wie aussen beinahe komplett aus Kunststoff.

Je nach Ausstattung – sogar ein Spoiler kann bestellt werden – besteht der Franzose aus nur rund 250 Einzelteilen. Das spart Kosten, da beispielsweise die Front- und Heckschürze oder auch die beiden Türen baugleich sind. Der grösste Vorteil gegenüber einem Renault Twizzy ist denn auch, dass der Ami in Frankreich, wo es schon über 1000 Bestellungen gibt, ab 6000 Euro zu haben ist. Oder für gerade einmal 20 Euro Leasingkosten im Monat. Auch in Deutschland startet die Bestellphase bald, der Ami ist je nach Bundesland ab 15 Jahren fahrbar. Und in der Schweiz? «Wir sind in der Abklärung, welche Führerscheinkategorie denn überhaupt gilt. In ein paar Monaten wissen wir mehr», erklärt Citroën-Pressesprecher Dušan Radic. 

Die technischen Daten zu diesem Modell finden Sie in der gedruckten Ausgabe der Automobil Revue.

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