Denken, was wahr ist, fühlen, was schön ist, und wollen, was gut ist – Antrieb von verschiedenen Seelenkräften freut die Lebensgeister. Stimulierung durch Hybridisierung quasi. Insofern ist zumindest ein bisschen Strom im Auto heutzutage sinnvoll. Hildegard Wortmann, Audi-Vorstand für Vertrieb und Marketing, sagt deshalb: «Mit unserer Elektrifizierungs-Roadmap haben wir den Weg in die Zukunft beschrieben: 2025 wird das Audi-Portfolio bereits mehr als 30 Modelle mit Elektroantrieb zählen, darunter 20 rein elektrische.» Schliesslich sind wir fast alle mit dem Auto oft oder öfter in der Stadt unterwegs. Und just in diesem immer dichter besiedelten, beengten Ampeldschungel ist elektrisches Fahren nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern ganz einfach sehr angenehm. Zumindest für alle, die ihrer Angebeteten nicht mit Fortissimo aus dem Auspuff imponieren oder ihren lädierten Testosteronpegel aufpolieren müssen. Hybridisiert ist ergo angesagt wie zum Beispiel beim Audi Q5 55 TFSI E Quattro. Neben einem Zweiliter-TFSI-Motor treibt dieses Auto parallel ein permanenterregter Elektromotor an. Letzterer ist zusammen mit der Trennkupplung in die Siebengang-S-tronic integriert. Die Systemleistung aus dem Vierzylinder-Turbo-Verbrenner mit 252 PS und dem 115-PS-E-Motor liegt bei 367 PS.
Damit hat der TFSI E 20 PS mehr als das Topmodell SQ5 mit dem Sechszylinder-Diesel (700 Nm). Trotzdem hat der Semi-Stromer punkto Impulsivität keine Chance gegen den Dieselprotz. Maximal liegen beim Hybrid 500 Nm Drehmoment schon ab 1250 Umdrehungen an – also nahe an der Leerlaufdrehzahl. Das freut den Vortrieb aus dem Stand. Von 0 auf 100 km/h dauert es 5.3 Sekunden. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 239 km/h, der Topspeed rein elektrisch bei 135 km/h. So ausgerüstet, sagt Audi, kommt man mit 2.5 Litern Benzin oder mit 21.5 kWh Strom auf 100 Kilometer durch. Und das bei einer elektrischen Reichweite von 54 Kilometern. Na ja, bergab, mit Heimweh und gänzlich ausgeschalteten Komfortsystemen vielleicht. In der Realität sind es doch eher rund fünf Liter, gut 20 kWh und rund 40 Kilometer. Passt immer noch ganz gut.
Die Balance stimmt
An einer 220-Volt-Haushaltsteckdose kann die leere Batterie in rund sechs Stunden bequem über Nacht geladen werden. Die neuen Plug-in-Modelle aus Ingolstadt setzen auf zweiphasiges Laden mit 16 Ampère – mit einer Ladeleistung von 7.4 kW kann der Akku so an einer Wallbox in weniger als zwei Stunden vollgepumpt werden. Zur Serienausstattung gehört das Ladesystem Compact sowie ein Mode-3-Kabel mit Typ-2-Stecker zur Verwendung an öffentlichen Ladesäulen. Das Ladesystem Compact umfasst Kabel für Haushalt- und Industriesteckdosen sowie eine Bedieneinheit. Die Lithium-Ionen-Batterie des noblen SUV befindet sich unter dem Gepäckraumboden und speichert 14.1 kWh Energie. Der Kühlkreislauf ist zwecks idealer Temperierung an den Kältemittelkreis der Klimaanlage und an den Niedertemperatur-Kühlkreislauf gekoppelt.
Fahrdynamisch liegt das Auto satt und gut auf der Strasse. Die adaptive Luftfederung schluckt Unebenheiten weitgehend sauber und restlos weg. Die Balance stimmt, der Schwerpunkt ist nicht zu hoch. Derart kann man das, was an Schub geht und auf den Beton übertragbar ist, prima umsetzen. In schnelleren Kurven verhält sich das Auto durchaus sportlich. Es wankt nicht, es schiebt nicht, es stösst nicht – zumindest nicht im erlaubten Tempobereich. Der Quattro-Antrieb steht Gewehr bei Fuss und ist ready, wenn man ihn braucht. Seine intelligente Steuerung arbeitet prädiktiv, das heisst, sie blickt mithilfe der Sensorik und einer permaneten Auswertung der Daten hinsichtlich Fahrdynamik und Fahrerverhalten voraus. Bei niedrigen Lasten sprich fetter Reibung zwischen Rädern und Strasse ist das Auto insofern vor allem als feiner Frontantriebler unterwegs. Die Lenkung ihrerseits liefert einen tadellosen, schönen und direkten Response. Alles adrett, distinguiert und gepflegt im Vier-Ringe-Modus. Diagnose: Sportlich straff, aber nie unkomfortabel. Aber Achtung, die 367 PS versprechen mehr Chili im Antriebsstrang als drinsteckt. Da ist noch ziemlich viel Vanille zur Entschärfung beigemixt, der Q5 55 TFSI E Quattro verbleibt harmonisch und dezent in seinem Setup. So wie es sich halt für einen treibstoffeffizienten Plug-in-Hybrid gehört. Rumballern wie Doc Holliday im Wilden Westen ist ja sinnlos.
Effizienz im Vorausblick
Was das Zusammenspiel der zwei Herzen, ach, in seiner Brust angeht, kann der Fahrer des Audi Q5 TFSI E selber entscheiden. Dazu stehen ihm drei Betriebsmodi zur Verfügung. Das Hybridmanagement wählt, wenn er es nicht übersteuert, von sich aus die bestmögliche Betriebsstrategie hinsichtlich Verbrauch. Standardmässig startet man folglich im EV-Modus – also elektrisch. Der Verbrennungsmotor schaltet sich situativ dazu. Während der Fahrt sorgt der sogenannt optionale prädiktive Effizienzassistent für eine optimale Nutzung der elektrischen Energie. Das Teil berechnet mit Hilfe der Navigationsdaten das Streckenprofil und zeigt frühzeitig durch einen optischen Hinweis sowie durch ein Pulsieren im Gaspedal an, dass man, bitte sehr, gefälligst vom Gas gehen sollte – zum Beispiel vor einem Gefälle oder einem Kreisel. Die Echtzeitdaten für die Routenplanung beziehen erstmals auch den Innenstadtverkehr mit ein.
Absolut stilvoll
Nebst dem Hybrid-Betriebsmodus kann der Fahrer zwischen den Modi EV und Battery-Hold wählen. Im EV-Modus wird das Auto rein elektrisch angetrieben, solange man keinen Kickdown fabriziert. Im Battery-Hold-Modus wird die Batteriekapazität auf dem aktuellen Stand gehalten, sodass man zum Beispiel bei der Einfahrt in die Stadt noch ausreichend Energie im Akku hat.
Unverkennbares äusseres Erkennungsmerkmal ist die Ladeklappe hinten links. Innen gibt es am Ambiente, Verarbeitung und Materialien nichts zu bemängeln. Zum hohen Komfort trägt auch das serienmässige Thermomanagement mit Wärmepumpe bei. Dieses System speichert die Abwärme des Verbrennungsmotors und des elektrischen Antriebsstrangs und nutzt diese, um auch dann, wenn es kalt ist, die maximale elektrische Reichweite zu erreichen. Zum anderen heizt sich der Innenraum so schneller auf. Die App My Audi ist bei elektrifizierten Modellen besonders praktisch. Mit ihr lassen sich der Batterie- und Reichweitenstatus abfragen, Ladevorgänge starten, Ladetimer programmieren sowie Einsicht in die Lade- und Verbrauchsstatistik nehmen. Ausserdem zeigt der Routenplaner in der App wie auch die optionale MMI-Navigation im Auto die Ladestationen an. Eine weitere Funktion der My-Audi-App ist die Vorklimatisierung vor der Abfahrt. Zu haben ist der Hybrid Q5 TFSI E mit einer notabene recht guten Grundausrüstung ab 76 000 Franken.
FAZIT Michael Schenk, Tester
Die Systemleistung von 367 PS verspricht etwas viel an Mukis. Das Mittelklasse-SUV ist kein Sportwagen und darum auch keine Alternative zum SQ5 TDI mit 347 PS und 700 Nm Drehmoment. Die DNA und die ädaquate digitale Technologie des Hybrids sind klar auf energieeffizientes Vorwärtskommen ausgerichtet und nicht auf Blitzschnell-den-Berg-hoch-Düsen. Das Gelübde, CO2-arm zu sein, löst der Q5 zumindest auf kurzen Strecken absolut ein. 49 Gramm CO2 stösst so ein Audi offiziell pro Kilometer aus. Dieser Wert bedeutet umgerechnet rund zwei Liter Durchschnittsverbrauch auf 100 Kilometer. Auf der Langstrecke freilich, wenn Distanz, Luftwiderstand und Tempo wirken und durstiger machen, werden es mehr. Ambiente, Verarbeitung, Materialien, Konnektivität und Fahrverhalten passen zur den noblen vier Ringen. Der Q5 TFSI E Quattro ist im Jahr 2020 ein starkes Alltagsauto.
Die technischen Daten und die AR-Testdaten zu diesem Modell finden Sie in der gedruckten Ausgabe der Automobil Revue.
Seit gut 50 Jahren ist die AR ein treuer Begleiter meines Alltags. Die vielfältige, ausgewogene Berichterstattung hat es mir angetan. Wo ich in letzter Zeit ein wenig Mühe habe, ist die Bewertung aber auch Einschätzung gewisser Fahrzeuge in ihren Tests. Da ist gerade das Beispiel des Q 5 TFSI 55 E. In Worten wird kaum etwas bemängelt, seine Fahrleistungen sind für ein Auto mit einiges über 2 to. hervorragend. Trotzdem wird er relativ schlecht bewertet. Er wird dem neuen SQ5 gegenüber erwähnt, der zwar 700 Nm erreicht aber trotz elektrischem Verdichter, meines Wissens eine Gedenksekunde einschaltet. Meine Schwägerin fuhr das vorherige SQ5 Diesel Modell, nun das Neue mit den erwähnten 347 PS/700 Nm. Antritt sei nicht vergleichbar, einmal in Fahrt jedoch toll. Ich selber fahre den SQ5 Benziner, den Sie vor einiger Zeit recht gut bewerteten. Mit dem zusätzlichen Abt tuning geht (gefühlt) noch einiges mehr.
Werden wir in nächster Zeit auch etwas über den neuen (Diesel) SQ 5 erfahren? Ein Vergleich und die Einschätzung ihrer Tester wäre höchst interessant! Sind Tests von anerkannten Tuner kein Thema? Habe ich es verpasst, eine logische Richtlinie oder ein Leitfaden in Sachen Punktebewertung in Erfahrung zu bringen?
W. Keller