Seit Beginn des 20. Jahrhunderts, als Benzinkutschen noch gegen trabende Reiter, Fahrräder und Eisenbahnen zum Wettstreit antraten, fasziniert Motorsport die Menschen. Tempo fährt über alle sieben Sinnen ein – der Herzschlag steigt. Schnelles Fahren befeuert die Gehirnzellen, die für die Ausschüttung des erregenden Neurotransmitters Dopamin oder von Belohnungsstoffen wie Opioide und Endocannabinoide verantwortlich sind. Die wenigsten freilich können sich den Traum vom eigenen Boliden und Racing auf der Rennstrecke leistenS, Motorsport hat (leider) immer auch mit (viel) Geld zu tun, für den ambitionierten Rennfahrer gleichsam wie für den Hobbypiloten. Schon viele hoffnungsvolle Karrieren sind so am fehlenden Franken, Dollar oder Euro gescheitert. Dafür, dass benzinschwangere Vollgas-Träume mindestens einen Moment lang wahr werden, steht seit Jahren Fredy Barth mit seiner Crew. «Es ist mir mit meinem Team ein Anliegen, Motorsport für alle erlebbar zu machen», sagt der frühere, erfolgreiche Tourenwagenpilot. Und zwar nicht nur, wenn es um Kart-Events geht. Als Passagier einer Taxifahrt oder selber am Steuer eines gemieteten Rennwagens erfahren Trackday-Teilnehmer, was es mit charakteristischer Linienführung, Brems-, Einlenk-, Scheitel- und Auslenkpunkten auf sich hat. Sie erfahren im wahrsten Sinn des Wortes atemberaubende Fliehkräfte, Vollbremsungen aus Tempo 180 oder ein euphorisches Kribbeln im Popometer, wenn es mit der Physik kokettierend volle Kanne um die ausladende Mutkurve geht. Adrenalinkick garantiert!
Fachkundige Crew
Schön seit Längerem organisiert Cupra-Botschafter Barth mit seiner Truppe, zu der auch erfahrene Rennfaherkollegen gehören, auf diversen Rennstrecken Trackdays. Die Kunden melden sich dabei mit dem eigenen oder gemieteten Fahrzeug an und können im Rahmen des gebuchten Paketes für einige Stunden über die Piste fegen. Gecoacht von Instruktoren sowie mechanisch betreut und kulinarisch verwöhnt von Cracks des jeweiligen Fachs. Wer sein eigenes Auto mitbringt, braucht sich nicht um allfälligen Zollformalitäten zu kümmern. Sogar der Transport des Fahrzeuges wird auf Wunsch von Barth übernommen. Wer will, kann sein Rennauto direkt an der Strecke von Anneau du Rhin (F) einstellen und von Fredy Barths Team warten lassen. «Unter der Woche steht uns die Rennstrecke jeden Mittwoch bis Samstagabend ab 17 Uhr zur Verfügung. Wer das Auto bei uns einstellt, braucht also nur zu kommen, reinzusitzen und loszufahren», so Barth. Wer möchte, kann sein Auto auch für Trackdays zur Verfügung stellen und so sein Hobby etwas refinanzieren. Ab 2800 Franken ist man als Mieter für drei Stunden dabei. Zurzeit umfasst der Miet-Fahrzeugpark etwa einen VW Scirocco R-Cup, einen Cupra TCR, Porsche Cayman GT4, Seat Leon Supercopa oder einen Porsche 911 GT3 RS. Wer Formel-Luft schnuppern will wie einst Nico Rosberg oder Sebastian Vettel als PS-Benjamine, kann das im Formel-BMW tun. Die Autos sind 450 Kilogramm leicht und verfügen über einen 1200er-Vierzylinder-Motor und 140 PS Leistung. Das Ganze beschleunigt in weniger als vier Sekunden von 0 auf 100 km/h. Das reicht in der Regel füglich, um als Amateur nach einem halben Tag ausgepowert, aber happy zu sein.
Mit Ballonfahrer zusammengespannt
In Zusammenarbeit mit HB Adventures bietet Fredy Barth in Anneau du Rhin, wo er seit 2019 fix in einem Hangar stationiert ist, neu auch Offroad-Erfahrungen an. Sei es auf einem Quad oder einem eigens entwickelten Fun-Boost. So wie an diesem Nachmittag: Nach einer kurzen technischen Einführung in die Finessen der Gefährte und deren Motorradmotoren geht es los. Fun ist der treffende Ausdruck. Es ist eine Mordsgaudi, mit diesen hochgezüchteten Kampfpillen (350 kg, 120 PS bei 13 500 Umdrehungen, 600 cm3 Hubraum, 6-Gang-Getriebe) durch die Pampa zu cruisen oder mit vollem Körpereinsatz um den Rundkurs, der noch ausgebaut wird, zu hetzen. Später soll im Umfeld sogar ein Vergnügungspark entstehen.
Gefühlte 367 Lenkbewegungen auf dem 300-Meter-Rundkurs lassen einen Kummer und Sorgen des Alltages vergessen. Wer immer noch denkt, Motorsport sei etwas für Schmachtis, Beckenrandschwimmer und konditionelle Schlaffis, wird gnadenlos eines Besseren belehrt. Nach ein paar Runden hechelt mancher unter dem Helm wie Nachbars Lumpi im sonnenerhitzten Auto. Die Haarnadelkurven sind tricky, der Wendekreis ist monströs, und einen Rückwärtsgang gibt es nicht. Driften ist ergo gefragt, wozu sich diese Fun-Boosts hervorragend eigenen. Freilich ist es verdammt eng. Wer die Schottertorpedos nicht präzis querstellt, hängt bald mit einem Rad an der Bande an. Sehr schön: Auch Teamevents mit Fahrerwechseln sind möglich. Etwas zum Lachen. Beim Ein- und Aussteigen in diese brüllenden Rohrposthülsen ist es blitzartig vorbei mit dem Style und der Coolness, mit der Mann und Frau sich gewöhnlich im Alltag zu bewegen versuchen. Die Chance, ziemlich doof auszusehen, ist durchaus nicht klein. Just Solches macht das Ganze freilich zu einem echten Teamevent, für eine Firma oder eine grössere Gruppe jederzeit auch ausserhalb der normalen Veranstaltungsdaten individuell buchbar. Wer es etwas gemütlicher will, kann die Fun-Boosts und Quads auch auf einer längeren Runde durchs Département Haut-Rhin bewegen. Das Gute: Der Event passt prima in die Zeit. Social Distancing und Mundschutz dank Helm sind selbstverständlich.
Exklusiv für AR-Leser
Die erste Offroad Experience von Fredy Barth Motosport und Events findet am Samstag, 12. September, von 12.30 bis 17 Uhr statt. Die Teilnahmegebühr beträgt 590 Franken. Gefahren wird mit Fun-Boosts und Quads durchs Gelände und auf dem Rundkurs. Overall, Helm und Handschuhe stehen zur Verfügung. Vorkenntnisse sind nicht nötig, fachkundige Instruktoren stehen vor Ort zur Seite. Im Preis inbegriffen ist eine Vollkaskoversicherung (Selbstbehalt 2000 Fr.). Abonnenten der «Automobil Revue» erhalten exklusiv und zusätzlich zur Anmeldung eine Renntaxifahrt (Scirocco Cup) im Wert von 250 Franken. Der Gesamtwert entspricht folglich 840 statt 590 Franken. Die Renntaxifahrten finden zwischen 17 und 19.30 Uhr statt. Nach dem Event erwartet Sie ein Apéro. Anmeldungen (Name, Vorname, Adresse, Telefonnummer) bis am 31. August unter dem Vermerk FunBoost an info@automobilrevue.ch. Die Teilnehmerzahl ist beschränkt.