Die Jahreszahl 1968 birgt Assoziationen wie wohl keine andere – Hippies, Studentenbewegung. Aber auch: Ford Mustang Bullitt, Chevy Camaro. Irgendwie versuchte der damalige Chefredaktor der AR, Robert Braunschweig, im Katalog 1968 das alles unter einen Hut zu bringen und inkludierte einen Essay der britischen Autorin Joyce Wilkins mit dem Titel «Männer sollten nicht Auto fahren».
Sie griff tief in die Tasten: «Seit es Autos gibt, wird die Strasse von Männern beherrscht. Aber die Zeiten ändern sich, und heute werden viele Frauen mit mir einverstanden sein, dass der Mann an den häuslichen Herd gehört. Autofahrende Frauen haben sich lange genug mit Schwiegermüttern die Rolle einer Witzfigur geteilt. Männer würden gut daran tun, ihre eigene Fahrweise zu prüfen, bevor sie uns weiterhin kritisieren. Jede echte Frau wird bestätigen, dass Männer herrliche Kameraden sind. In jedes Heim gehört eine männliche erwachsene Person. Männer sind begabte Haarkünstler und verstehen sich auf die Mode, und deshalb sollen sie sich mit den Haarschöpfen der Kinder beschäftigen und Kleider entwerfen. Viele von ihnen gehen talentiert mit Pfannen und Gewürzen um und zaubern herrliche Gerichte auf dem ältesten Herd. Als Botaniker sind sie unübertroffen, und wenn die Frau ein handfestes Gerät zu Hilfe nimmt, kann sie auch den Zurückhaltendsten unter ihnen zum Jäten veranlassen. Wenn Männer den Wagen waschen, sind sie während Stunden beschäftigt und glücklich. Haushaltarbeiten erledigen sie ausserordentlich gründlich, wenn auch nicht immer sehr rasch. So brauchen sich Männer keineswegs unnütz vorzukommen, auch wenn wir sie als allzu gefährliche Autofahrer zu Hause lassen. Ob auf der Autobahn oder auf Überlandstrassen: Männer fahren überall gleich. Und doch sind uns die Männer in einem Punkt überlegen: Frauen brauchen beide Hände zum Fahren, viele Männer aber scheinen überzeugt zu sein, eine Hand am Steuer genüge. Wohl darum lassen sie einen Arm zum Fenster hinaushängen, legen ihn auf das Sitzpolster oder um die Nachbarin, streicheln ihr Schosshündlein oder stopfen ein Pfeifchen. Pfeifenrauchende Autofahrer sollte man mitsamt ihrem Knaster verbrennen. Ihr Phlegma kann die anderen Fahrer zur Verzweiflung bringen, aber die Pfeife ist ihnen wichtiger als der Verkehr. Wenn ihre persönliche Einäscherungsanlage endlich brennt, dann füllt sich das Wageninnere mit undurchdringlichem Nebel, und der Fahrer versinkt in selbstzufriedenen Halbschlaf. Wie diese Männer durch den Tarnnebel und die beschlagenen Scheiben sehen können, ist mir ein Rätsel.»
Ganze sieben Seiten durfte Wilkins weiterlästern, bis sie mit den Worten schloss: «Aber für eine wirksame Verkehrssanierung braucht es etwas anderes: weibliche Kommandanten für die Strassenpolizei. Dann werden die Männer – marschieren!» Das stereotype Denken der Frau Wilkins haben wir hinter uns gelassen, sodass wir uns im aktuellen Katalog auf das konzentrieren können, worum es eigentlich gehen sollte, nämlich: Autos. λ
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