Gegenüber 2019 liegt der Markt für neu zugelassene Pw in der Schweiz nach dem ersten Halbjahr um 34.3 Prozent im Minus. Grund für das Downsizing ist natürlich Covid-19. Der Vergleichswert in Deutschland liegt bei 32.2 Prozent. Diametral zu diesen roten Zahlen tummeln sich die Werte für die alternativen Antriebe mit 21.6 Prozent Marktanteil auf Rekordniveau, ein Plus von mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
«Seit der Wiedereröffnung der Showrooms Mitte Mai stellen wir bei unserer Kundschaft ein grosses Interesse an Neuwagen und Occasionen fest», sagt dagegen Marc Langenbrink, CEO von Mercedes-Benz Schweiz. Die Neuzulassungen liegen bei der Premiummarke für den Monat Juni sogar über Vorjahresniveau (+1.9 %). Aufgrund der Situation könne man indes Auslieferungsverzögerungen nicht ausschliessen: «Wir stehen mit unseren Kunden in Kontakt und tun alles, damit sie ihr neues Fahrzeug möglichst bald erhalten.» Strategisch relevante Themen wie die Lancierung der neuen S-Klasse oder die Elektrooffensive mit den vollelektrischen EQA und EQS genössen höchste Priorität. «Diese Themen», so Langenbrink, «werden von der Arbeitsunterbrechung sowie der Kurzarbeitsphase explizit ausgenommen.» Amag-Chef Morten Hannesbo sagt zum ersten Halbjahr: «Corona-bedingt liegen wir unter den Erwartungen. Im Bereich Amag Services respektive Europcar verzeichnen wir aufgrund der Nähe zum Tourismussektor ebenfalls einen markanten Rückgang. Erfreulich waren die Werkstattgeschäfte, da diese auch während des Lockdown weiter liefen.» Nachdem die Werke mehrere Wochen stillstehen mussten, produziert man bei VW seit 27. April wieder. Freilich mit grossen Unterschieden je nach Marke, Modell und Produktionsstandort: «Insbesondere bei den neuen Elektro- und Hybridfahrzeugen gibt es Verzögerungen. Das verunmöglicht uns eine CO2-Steuerung für 2020.» Die Marken seien mit Hochdruck daran, mit den Herstellern (die auch sonst unter Druck stehen, s. Seite 4) eine Volumen- und Mixplanung zu erstellen, um Handel und Kunden verlässliche Perspektiven für ihre Bestellungen zu geben. Donato Bochicchio, Managing Director von Ford Schweiz: «Der vollelektrische Mustang Mach E wird dieses Jahr nicht kommen. Wir lancieren den Kuga PHEV, und wir haben den elektrifizierten Puma erhalten. Überall gibt es Verzögerungen.» Zudem sei auch die Konsumentenstimmung nicht mehr auf demselben Level wie vor der Corona-Pandemie.
Ohne zweite Welle geht noch etwas
Was die zweite Jahreshälfte angeht, wird das Geschäft für den helvetischen Handel insofern erschwert, als heuer viel weniger Autos produziert werden. Und die, die da sind, gehen zuerst nach Deutschland oder Frankreich, weil dort konjunkturelle Förderungsprogramme lanciert wurden. Das sieht man bei Emil Frey so. Wenn 2020 im Vergleich zu 2019 nur 60 Prozent der Autos hergestellt würden und davon 50 Prozent in die EU gingen, dann fehlten entscheidende Volumen, die man in der Schweiz dringend benötigen würde.
Trotzdem zeigt man sich in der Branche für das zweite Halbjahr verhalten optimistisch. «Mit den beiden Kompakt-SUV GLA und GLB haben wir kürzlich zwei attraktive Modelle lanciert. Mit der neuen E-Klasse kommt im September ein weiteres Highlight auf den Markt», so Marc Langenbrink von Mercedes. Morten Hannesbo von Amag meint: «Aufgrund der Auswirkungen der Krise, der Unsicherheit bei den Käufern und auch wegen der Lieferverzögerungen wird es eine grosse Herausforderung sein, auch nur ansatzweise an die Zahlen von 2019 heranzukommen. Wir rechnen mit einem Rückgang von rund 25 Prozent. Dies aber nur, wenn keine zweite Welle kommt.» Amag kann in der Halbjahresstatistik aber immerhin noch die ersten zwei Plätze halten, es führt der Škoda Octavia vor dem VW Tiguan. Auf Rang 3 folgt der Model 3 von Tesla, wo man anscheinend keine Lieferschwierigkeiten kennt. Auto-Schweiz rechnet bis Ende Jahr mit rund 240 000 Neuimmatrikulationen. Im letzten Jahr waren es 314 000. λ