Der Peugeot 508 Hybrid ist in erster Linie eines: äusserst hübsch verpackt. Das Gesamtbild ist stimmig – beim Kombi vielleicht gar noch etwas mehr –, das Interieurdesign aufmerksamkeitsheischend. Nicht etwa, dass der 508 ein ausgewiesenes Kind der Funktionalität wäre, er ist und bleibt nun mal ein echter Franzose. Peugeot gelingt es aber mehr und mehr, ein gutes Gleichgewicht zwischen einem aufgebrezelten Erscheinungsbild und einer besseren Alltagstauglichkeit zu bieten. Die Anzeige für das Lademanagement beispielsweise kann nun mittels Schnellwahltaste geöffnet werden, und über den leicht dem Fahrer zugewandten Zwölf-Zoll-Touchscreen können Elemente wie der momentane Stromverbrauch oder das Reichweitenmanagement der 11.8-kWh-Batterie bedient werden.
Das kleine und abgeflachte GT-Lenkrad ist auf den ersten Blick zwar nach wie vor gewöhnungsbedürftig. Dessen grösste Stärke aber ist unbestritten die dadurch freie Sicht auf das i-Cockpit. Ein Head-up-Display kann sich Peugeot als Option so natürlich sparen, die digitalen Armaturen liegen weit oben und deshalb hervorragend im Blickfeld des Fahrers.
Zahlreiche Sicherheitssysteme wie der aktive und einigermassen souveräne Spurhalteassistent, der Notbremsassistent, der Tempomat mit Abstandsregelung, eine mehr oder weniger zuverlässige Verkehrszeichenerkennung und eine Einparkhilfe sind Serie. Gegen einen Aufpreis von 1200 Franken gibt es gar eine Infrarotkamera, die nachts und bei schlechten Lichtverhältnissen in einer Entfernung von bis zu 200 Metern Tiere und Menschen auf der Fahrbahn erkennt.
Ebenfalls auf der Aufpreisliste des rund 60 000 Franken teuren Testwagens in der Ausführung GT standen nebst der Perlmutt-Lackierung (1200 Fr.) und den Nappa-Ledersitzen mitsamt Massagefunktion (1500 Fr.) ein elektrisches Panorama-Schiebedach (1450 Fr.), die freihändig bedienbare Heckklappe (400 Fr.) und das monophasige 7.4-kW-Onboard-Aufladegerät (300 Fr.).
Ein vollständiger Ladevorgang dauert an der heimischen Haushaltssteckdose knapp zehn Stunden. Mit einer Ladeleistung von 3.7 kW verringert sich das Warten auf dreieinhalb Stunden. An einer Wallbox mit einer Ladeleistung von 22 kW kann der Peugeot 508 Hybrid gemäss Peugeot-Website unter Idealbedingungen in 1:45 Stunde vollständig aufgeladen werden. Gut ist auf jeden Fall, dass der Franzose verschiedene Lademöglichkeiten zulässt.
Geschwungene Linie
Während das Innere des Peugeot 508 Hybrid durchaus als zerklüftet, aber deshalb auch als spannend bezeichnet werden darf, kann die äussere Formgestaltung zur aktuell elegantesten unter allen Konkurrenten gezählt werden. Das Wabengitter des Kühlers, die flachen LED-Scheinwerfer und vor allem die Tagfahrlichter im Säbelzahn-Design geben auch dem Hybrid, dessen einziges Unterscheidungsmerkmal zum normalen Verbrenner der Hybrid-Schriftzug an der C-Säule ist, ein markantes Gesicht. Die geschwungene Seitenlinie mit den kräftigen Schultern über der Hinterachse fliesst in die schwarze Heckleiste mit den integrierten Rückleuchten. Die breite C-Säule sieht sportlich aus, schränkt die Sicht nach hinten aber etwas ein.
Gleiches gilt für die stark abfallende Dachlinie, die im Heckspoiler ausläuft. Trotz einer Gesamthöhe von nur 1.4 Metern, was sechs Zentimeter weniger als noch beim Vorgänger sind, ist die Kopffreiheit auf den Rücksitzen für eine sportliche Limousine durchaus akzeptabel, was daran liegt, dass die Rückbank extrem tief liegt. Einzig auf dem Mittelsitz müssen durch den erhöhten Mitteltunnel einige Abstriche gemacht werden, weil die Lithium-Ionen-Batterie des Hybridstrangs sich unter den Rücksitzen befindet.
Mit 4750 Millimetern Länge ist der neue 508 zudem acht Zentimeter kürzer als sein Vorgänger. Der Radstand ist mit 2793 Millimetern um 2.4 Zentimeter kürzer. Werden die Rücksitze umgelegt, wächst der Kofferraum von 487 auf 1537 Liter.
Kein Allrad
So elegant das Erscheinungsbild des Hybrid daherkommen mag, so uninspiriert fährt er sich. Das ist nicht per se schlecht, denn der 508 bewegt sich im Alltag sehr komfortabel. Die Achtgang-Automatik schaltet im Teillastbetrieb ruhig, der Motor verfügt – natürlich auch durch die Elektrounterstützung – über ausreichend Kraftreserven.
Bei sämtlichen Peugeot ist die Lenkung extrem leichtgängig abgestimmt. Durch den kleinen Lenkkranz ist dieser Umstand gar doppelt auffällig. Während das im Alltag als durchaus angenehm ist, wird es bei höheren Geschwindigkeiten zunehmend schwierig, den 508 vor einer Kurve ordentlich zu platzieren. Die Lenkgefühl ist indirekt und synthetisch. Ähnliches gilt für das Bremspedal, dessen Bremspunkt inkonsistent ist. Nicht, dass die französische Limousine schlecht bremsen würde. Allerdings fällt der Übergang zwischen der Rekuperation und der mechanischen Verzögerung etwas ungenau aus. Das Auto entscheidet selbst, abhängig von Faktoren wie der Geschwindigkeit oder der Betriebstemperatur, wie stark rekuperiert wird. Im B-Modus fällt die Rekuperation allgemein etwas stärker aus, sogenanntes One-Pedal-Driving allerdings ist im 508 Hybrid nicht möglich.
Weil der Elektromotor auf der Vorderachse neben dem turbounterstützen Verbrenner platziert ist, gibt es keinen Allradantrieb. Schnelldurchfahrene Kurven bewältigt der 508 dank der in der höchsten Ausstattungslinie GT serienmässigen, elektronisch gesteuerten Fahrwerkregelung trotzdem souverän, solange nicht mit abrupten Lastwechseln Unruhe ins Fahrwerk gebracht wird.
Der kleine, 1.6 Liter grosse Verbrennungsmotor gibt sich trotz einer Leistung von 181 PS und des Drehmoments von 300 Nm auf sich alleine gestellt etwas behäbig. Fällt die Elektrounterstützung nach einer rein elektrischen Fahrt von rund 40 Kilometern weg, passt der Vierzylinder nicht mehr ganz zum sportlich-eleganten Auftritt des 508 Hybrid. Der Elektromotor wiederum leistet 109 PS und liefert ein sattes Drehmoment von 320 Nm.
Hervorragender Verbrauch
Die Systemleistung von 224 PS ist ordentlich, wirkt allerdings durch das kombinierte Drehmoment von nur 360 Nm nicht sonderlich fahraktiv. Zudem nimmt sich der 508 Hybrid beim plötzlichen Durchtreten des Gaspedals Zeit, um die Befehle in Vortrieb umzuwandeln – ein Umstand, mit dem beinahe alle Plug-in-Hybride kämpfen.
8.3 Sekunden vergehen im Sprint von 0 bis 100 km/h. Rein elektrisch beträgt die Maximalgeschwindigkeit 135 km/h, in der Kombination sind mehr als ausreichende 240 km/h drin. Ohnehin sollte auf der Autobahn aufgrund des besseren Wirkungsgrades bevorzugt der Verbrenner arbeiten. Im Hybridmodus regelt der 508 Hybrid die Antriebsart selbst, was bei hohen Tempi allerdings stark an der elektrischen Reichweite nagt.
Oder aber man lädt die Batterie des Hybrids während der Fahrt bei hohem Tempo auf, da sich der Verbrenner mit einem Verbrauch von 6.8 Litern auf 100 Kilometer ordentlich sparsam verhält. Mittels eingangs erwähnter E-Hold-Funktion kann eine rein elektrische Restreichweite definiert werden, etwa um in Innenstädten lokal emissionsfrei und nahezu geräuschlos unterwegs zu sein. In der Kombination ermittelten wir auf der AR-Normrunde einen Verbrauch von 3.5 l/100 km, was angesichts der 1.8 Tonnen Leergewicht nicht nur gut, sondern herausragend ist.
FAZIT
Plug-in-Hybride kämpfen alle mit derselben Problemstellung. Entweder wird die elektrische Unterstützung für ein Mehr an Sportlichkeit und oftmals auch für einen Allradantrieb genutzt oder aber für ein Plus an Effizienz. Der Peugeot 508 Hybrid macht Letzteres, er ist trotz der Systemleistung von 225 PS nicht sonderlich dynamisch. Zum GT–Charakter freilich passt das hervorragend, über eine Version mit elektrischem Allradantrieb hätten wir uns dennoch gefreut. Aufmerksamkeit ist dem 508 Hybrid trotzdem sicher. Denn der elegante, komfortable und auch grüne Franzose macht jede Menge her. Nur dürfte er in Zukunft nicht nur wachsen, was die Grösse angeht, sondern im Fitnessstudio auch die Schnellkraft seiner Muskeln etwas nachschärfen.
Die technischen Daten und die AR-Testdaten zu diesem Modell finden Sie in der gedruckten Ausgabe der Automobil Revue.