Pimp my Ride

FILM UND TV Stars gehen zum Chirurgen – Autos fahren beim Tuner vor.

Tiefer, breiter, schneller lautet ab den 1990er-Jahren das Motto der Autofans. Es ist die Zeit, in der der Musiksender MTV zum Reality-TV mutiert und bunte Musikvideos für Tuning-Sendungen wie «Pimp my Ride» und ihre aufgemotzten Karren Platz machen. Dafür geben die Fahrzeuglenker umso weniger her – jedenfalls, wenn man Filmknüllern wie «Manta, Manta» oder der «The Fast and the Furious»-Reihe glaubt. Hier macht sich der Vollpfosten im Ruhrgebiet breit und legt sein Auto tiefer, indem er Blei tankt. Dort stellt die muskel­bepackte Testosteronschleuder die Sinnfrage, ob er zu jenen gehöre, die mit Autos mehr anfangen können als mit Frauen. Immerhin haben die PS-Machos das obligat anmutende Tanktop gemein.

Deshalb zurück zu den Autos aus Film und Fernsehen seit den 1990er-Jahren. Denn auch unter diesen gibt es Hingucker wie bei ihren legendären Vorgängern aus den Jahrzehnten davor (AR 15/2020). 

BMW 735i
In der Actionfilmreihe «The Transporter» (F, ab 2002) hat der hochdekorierte Ex-Militär Frank Martin drei klare Regeln, wenn er sich auf eine heikle Kurierfahrt begibt. Etwas undurchsichtig ist hingegen sein Fahrzeug. Junge Fans waren vom E38, der dritten Generation der 7er-Reihe, hell begeistert, tappten aber dennoch im Dunkeln. BMW nutzte den Film zwecks Absatzzahlen, stellte bei den Dreharbeiten aber einen 750iL mit manueller Schaltung hin – damit die Verfolgungsjagden noch rasanter wirkten.
Chevrolet Chevelle
Altbacken zieht auch in der Moderne. Die 73er  Chevelle im Actionkrimi «Drive» (USA, 2011) hat gewiss nicht weniger Sexappeal als Hauptdarsteller Ryan Gosling. Der war noch nicht geboren, als der beliebte Musclecar in den 1970er-Jahren Erfolge bei Nascar-Rennen feierte. Der Chevy war aber nicht nur Bolzgerät, sondern auch Vorreiter in Sachen Sicherheit: Stärkeres Dach, Überrollschutz und die ersten Stossfänger der Industrie, die einem Crash mit fünf Meilen pro Stunde standhielten.
Chevrolet Silverado C2500
Die Schauspielerin Uma Thurman soll ja die Muse von Quentin Tarantino gewesen sein. Trotzdem entschied sich der Kult-Regisseur nach den Dreharbeiten zum Film «Kill Bill – Volume 1» (USA, 2003) für das Auto. Der Chevrolet Silverado, ein knallgelber Pick-up-Truck aus dem Jahr 1997 mit der eindeutigen Anschrift «Pussy Wagon» hinten an der Ladeklappe, ist im Besitz von Tarantino. Für die Musikclips «I’m Really Hot» von Missy Elliott sowie für «Telephone» von Lady Gaga und Beyoncé hat er den Chevy herausgerückt. Er lebt also! Thurman in der Rolle der blutrünstigen Beatrix Kiddo hatte in Teil 2 von «Kill Bill» noch erklärt, dass der Pussy Wagon auch auf der Strecke geblieben sei.
Ford Mustang Mach 1 
«Der ist unverkäuflich», sagt der Ex-Auftragskiller John Wick im gleichnamigen Film (USA, 2014) zum Rus-sen, der den Ford Mustang Mach 1 kaufen will. Ab 169 000 Dollar heisst es bei Classic Recreations, wenn man einen haben will. Die US-Autoschmiede hat den Film-Mach-1 aufgebaut. Ford hat das Auto derweil bald elektrisch, als Namensvetter Mach E, auf dem Markt.
Jaguar E-Type
Gleichermassen primitiv wie genial rettet Schauspieler Mike Myers in der Agentenparodie «Austin Powers» (USA, ab 1997) mehrmals die Welt und seine attraktiven Gehilfinnen. Er tut das, wie es sich für ­einen Geheimagenten mit viel Sexappeal gehört, in einem rattenscharfen Jaguar E-Type mit Union-Jack auf der Motorhaube und einer Shaguar-Plakette hinten – eben: genial. Und primitiv.
Land Rover Defender
Dieser martialisch gestylte Geländewagen aus dem Abenteuerfilm «Lara Croft: Tomb Raider» (USA/GB, 2001) bringt das Publikum ins Schwärmen. Dieses Riffelblech für Verkleidung und Bodenbelag, der Aluminium-Schaltknauf, der Td5-Fünfzylinder-Turbodiesel und so vieles mehr! Den tiefen, sehnsüchtigen Seufzer verkneifen wir uns trotzdem – ansonsten meint die Partnerin noch, wir schmachten wegen Schauspielerin Angelina Jolie hinter dem Lenkrad.
Opel Manta B
«Manta, Manta» (D, 1991), aber auch «Manta – Der Film», der wenige Wochen zuvor Premiere hatte, zählten jeweils über eine Million Kinobesucher. Die amüsierten sich über die platten Macho-sprüche von Til «Bertie» Schweiger und die Manta-Witze. Ein Witz war auch die Werbekampagne für den Manta. «Ich träumte, ich wäre im Opel Manta mit Caroline durch Monaco gefahren» stand auf Plakaten – die Kunden hielten wenig vom Manta-Image.
Nissan Skyline GT-R 
Ach, was haben wir geträumt. Schliesslich hat die mehrteilige Filmreihe «The Fast and the Furious» (USA, ab 2001) eine gesamte Generation begleitet. Ikonische Autos gibt es da zuhauf, insbesondere aber der Nissan GT-R wurde dadurch zur Legende. Auch, und spätestens da kommt nebst den Verfolgungsjagden und Romanzen das Drama ins Spiel, wenn der tödlich verunglückte Hauptdarsteller Paul Walker in seiner letzten Szene nicht in einem GT-R, sondern seinem ersten Toyota Supra ins ewige Licht fuhr.
Peugeot 406
Gegen das «Taxi» (F, 1998) von Filmfigur Samy Naceri sind Merce-
des 500 E und Mitsubishi Lancer Evo chancenlos. O. K., beim Dreh wurde getrickst. Acht Peugeot 406 kamen insgesamt zum Einsatz. Zwei Modelle hatten weder Motor noch Sitze, verwandelten sich aber in Rennwagen. Zwei Serienmodelle sind bei Verfolgungsjagden in der Stadt, zwei weitere auf der Autobahn zu sehen. Und die übrigen waren Schlachtrösser.
Subaru Impreza WRX 
Der Actionthriller «Baby Driver (USA/GB, 2017) beginnt mit einem Liebesakt. Milchgesicht «Baby» Miles sitzt im Su­baru WRX. Während er auf seine Bankräuber-Gang wartet, liebkost er das Lenkrad – und knallt Sekunden später umso wilder die Gänge rein wie ein Liebestoller. Wohoo! Dieser Impreza WRX von 2006 ist nicht von der Stange: Heckantrieb, besseres Hinterachsdifferenzial und ein 2004er STi-Turbomotor mit über 300 PS. Schauspieler Ansel Elgort war wirklich verliebt – und erhielt einen WRX.

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