Autosalon fällt dem Virus zum Opfer

Dieses Foto des einsamen Autosalon-Direktors Olivier Rihs spricht Bände: Nächste Woche hätte die grösste Publikumsveranstaltung der Schweiz, die Geneva International Motorshow (GIMS), eröffnet werden sollen. Daraus wird nun nichts: Wegen dem Corona-Virus hat der Bundesrat – basierend auf dem Epidemiegesetz – sämtliche Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern bis zum 15. März verboten.

Es kommt für die legendäre Veranstaltung einem Todesstoss in letzter Minute gleich: Die Aufbauarbeiten in Genf befanden sich kurz vor der Vollendung. Nun ist man bereits wieder dabei, zurückzubauen.

Versichert ist hier niemand

Viele der Arbeiter verstehen es nicht. Und sie verstehen noch weniger, dass die Hallen jetzt bis spätestens am 7.März geräumt werden müssen. Das bringt die ganze Logistik durcheinander, die Lastwagen sind gebucht, die Spezialisten für das Licht, die Bildschirme, «die warten ja nicht hier, die haben noch andere Jobs», wie ein Standbauer erzählt. Die Stimmung in den Messehallen ist miserabel, vor allem bei den Subunternehmern, die jetzt um ihr Geld fürchten müssen. Denn versichert ist hier niemand.

Tatsache ist: Eine finanzielle Entschädigung seitens des Bundes gibt es nicht. Das ist im Epidemiegesetz so nicht vorgesehen. Und auch eine Schadensdeckung von privater Seite ist bei Einbussen infolge höherer Gewalt praktisch ausgeschlossen. Respektive: Entsprechende Versicherungen sind extrem teuer, weshalb praktisch kein Unternehmen sie abschliesst.

Autosalon-Direktor ohne Autosalon

Einer der einsamsten Menschen an diesem Donnerstag ist Messe-Direktor Olivier Rihs. Der Bieler ist seit Februar 2019 Direktor der GIMS. Die von ihm eingeleiteten Veränderungen und neuen Projekte hätten heuer an der 90. Jubiläumsausgabe lanciert und getestet werden sollen.

Auf die von verschiedenen Seiten erhobene Kritik, weshalb man nicht schon früher die Reissleine gezogen habe, entgegnet er: «Wir können nicht dafür verantwortlich gemacht werden, welche Entscheidungen wir vor dem Veranstaltungsverbot getroffen haben – wir hatten ja Verpflichtungen! Hätten wir früher abgesagt, ohne wirklichen Grund, wären wir auch dafür verantwortlich gemacht worden».

Rihs schätzt, dass die direkten und indirekten Auswirkungen der Messe den Kanton Genf zwischen 200 und 250 Millionen Franken kosten werden. Und wie sieht es mit dem Salon 2021 aus? «Bei einem Verlust von mehreren Millionen Franken sind die Grenzen der Stiftung schnell erreicht.»

Olivier Rihs war bei der GIMS nur noch Direktor auf Zeit. Wie schon länger bekannt ist, wird er spätestens ab dem 1. Mai 2020 neuer CEO des Geschäftsfeldes Classifieds & Marketplaces bei Tamedia. Er ist somit der erste und einzige Salon-Direktor der Geschichte, unter dem niemals ein Autosalon stattgefunden hat.

2 Kommentare

  1. Die US-Autobranche wird jubeln, dass jetzt nach der chiesischen Elektronik auch die europäische Auto-Branche massive Probleme hat.
    Interessant, dass es in den USA keine Infizierten haben soll….

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