Heute bietet Toyota für die meisten Modellreihen Hybridversionen an. Deren Effizienz – mit oder ohne Steckdosen-Lademöglichkeit – sorgt für bemerkenswert niedrige Alltagsverbrauchswerte. Allerdings verlangt der Antriebsstrang mit Verbrenner und Elektromotoren, dass der Fahrer seinen Fahrstil der ausgeklügelten Technik anpasst und mit dem Gaspedal entsprechend vernünftig umgeht.
Im Konstrast dazu sind die Japaner schon seit 1957 im Rallyesport engagiert, auf der Langstrecke seit 1992. Nach den legendären Auftritten mit den Modellen Supra, Celica und Corolla in den 80er- und 90er-Jahren kam Toyota mit dem Gazoo-Racing-Team und dem Yaris WRC 2017 zurück auf die Rallyepisten. Nur ein Jahr später gab es fünf Siege und den Titel in der Herstellerwertung, 2019 den Gesamtsieg im Fahrerwettbewerb.
Nun steht als Basis für das nächste Rallyeauto der GR Yaris der neuen Generation bereit. Wir hatten die Gelegenheit, mit dem in Zusammenarbeit mit dem finnischen Spezialisten Tommi Mäkinen Racing völlig neu aufgebauten Kompaktsportler auf dem Circuit von Estoril (P) erste Fahreindrücke zu sammeln. Noch war der GR Yaris in den GR-Farben Rot, Weiss und Schwarz camoufliert, von der Tarnkleidung befreit wird er morgen Freitag an der Tokio Auto Show.
Stolz auf Neuentwicklung
Toyota Gazoo präsentiert seinen Auftritt dreigeteilt: Die Basis bilden die Versionen Corolla und Yaris GR Sport, also Grossserienmodelle in sportlicher Aufmachung. Eine Stufe höher sind die Modelle GR Supra und GR Yaris positioniert, zwei konsequent für den Sporteinsatz ausgelegte und eigenständige Modelle. An der Spitze schliesslich stehen die WRC-, WEC- und Dakar-Rennfahrzeuge des Labels Toyota Gazoo Racing.
Für den GR Yaris, der parallel zum künftigen Rallyeauto entwickelt wurde, entstand bei Gazoo Racing ein völlig neuer 1.6-Liter-Dreizylindermotor – die Literzahl schreibt das Rallye-Reglement vor – mit über 250 PS und einem maximalen Drehmoment von mehr als 350 Nm. Die Gazoo-Ingenieure um Chef Naohiko Saito sind stolz auf den kompakten, aber äusserst kräftigen Turbomotor. Mit Rollenlagern wurde die Massenträgheit des Laders verringert, was ein bemerkenswert spontanes Ansprechen ermöglicht. Typisch sind die grossen Auslassventile, die für schnelle Gaswechsel und entsprechend grössere Drehfreudigkeit sorgen. Vorläufigen Angaben zufolge liegt die Maximalleistung bei für Turbomotoren hohen 7000/min an, das maximale Drehmoment zwischen 3000 und 4500/min. Zudem verstärkten die Ingenieure die Rohkarosserie im unteren Bereich und erleichterten sie oben durch die Integration von Kohlefaserlaminat im Dach und Aluminium in der Haube und den Türen. Auch wurde die Aerodynamik verbessert, am augenfälligsten hinten erkennbar durch die Absenkung der Dachlinie um 95 Millimeter.
Echtes Leichtgewicht
Sowohl auf öffentlichen Strassen als auch auf der Rennpiste untermauert der Dreizylinder seine sportlichen Qualitäten mit grosser Elastizität und erstaunlicher Drehfreudigkeit. Ebenfalls förderlich für den Fahrspass ist das manuelle Sechsgang-Getriebe, das sich präzise und schnell bedienen lässt. Was Chefingenieur Saito besonders hervorhebt, ist das günstige Leistungsgewicht. Mit gut 250 PS bewegt sich der GR Yaris im Rahmen der sportlichen Kompaktklasse, mit weniger als 1300 Kilogramm Leergewicht jedoch bleibt er auf dem Niveau eines Kleinwagens.
Das neue Allradsystem ist vergleichsweise leichtgewichtig, trotzdem aber technisch raffiniert, um unterschiedliche Anforderungen zu erfüllen. Eine vor dem Hinterachsgetriebe angeordnete Lamellenkupplung verteilt die Motorkraft in Abhängigkeit von Lenkwinkel sowie Längs- und Querbeschleunigung im Verhältnis 100:0 bis 0:100 auf Vorder- und Hinterachse. Schliesslich hat der Fahrer per Drehknopf die Wahl zwischen den Modi Normal (60:40), Sport (30:70) und Track (50:50). Die Torsen-Differenziale messen dem linken und dem rechten Rad jeder Achse die optimalen Momente zu.
Für die Aufnahme des Hinterachsdifferenzials und zur exakten Führung der ebenfalls angetriebenen Hinterräder wählte Gazoo eine Achskonstruktion mit Doppelquerlenker-Radaufhängung. Im Gegensatz dazu begnügt sich der neue Basis-Yaris mit einer einfachen Verbundlenkerachse. Selbstverständlich sind im GR Yaris auch hinten Scheibenbremsen eingesetzt.
Derart ausgerüstet dürfte der kleine Renner sowohl auf der Strasse wie auf der Piste für ordentlich Furore sorgen. Das Drehmoment ist über eine weite Drehzahlspanne so üppig, dass in jeder Fahrsituation genügend Kraftreserven sofort verfügbar sind. Und da sich die Kurbelwelle leicht bis in höchste Bereiche drehen lässt, wird der Vortrieb stets begleitet von adäquatem Sound.
Dank der exakten Lenkung, dem mit 2.51 Metern kleinen Radstand und der variablen Momentenverteilung im 4×4-Antriebsstrang ist der GR-Zwerg auch ein Meister der Agilität, und wie die ersten Probefahrten ebenfalls gezeigt haben, lässt er sich dabei auch von einer nassen Fahrbahn nur wenig beeindrucken.
Definitive technische Daten, das exakte Lancierungsdatum und die Preise der Strassenversion liefert Toyota erst nach der offiziellen Vorstellung von morgen. Zweifellos dürften aber allein schon die reinen Technikspezifikationen des GR Yaris für eine rege Nachfrage sorgen.