Mittlerweile ist jeder dritte Mercedes-Benz ein SUV, jeder vierte ein Kompaktwagen. Ein kompaktes SUV wie der GLB vereint in dem Sinn alle Erfolgsfaktoren unserer beiden volumenstärksten Segmente», sagt Britta Seeger, Mitglied des Daimler-Vorstands und verantwortlich für den Vertrieb. Der neue GLB ist ein Allrounder mit vielversprechendem Erfolgspotenzial. Sein stärkster Trumpf: Als erster Kompakter bietet er optional sieben Sitze. «Sieben Sitze auf einer Länge von 4.7 Metern, das war schon eine echte Herausforderung», hält Exterieur-Design-Chef Robert Lesnik fest. Um das Ziel zu erreichen, habe man einen Designgrundsatz umgedreht. Normalerweise versuche man, die Silhoutte so klein wie möglich zu halten, um dann mit einem überraschend grosszügigen Innenraum zu glänzen. Im Fall des GLB sei das anders, hier sehe man schon am Äussern, wie viel Platz drinstecke. «Wir haben die Höhe statt der Länge betont», so Lesnik. «Das Auto ist bewusst im Boxsystem aufgebaut.» Die Bordkante verläuft zudem nicht waagerecht, sondern steigt an der C-Säule an. Um die zwei ausklappbaren Sitze in der dritten Reihe zu erreichen, ist allerdings ein gewisses Mass an Beweglichkeit erforderlich. Mercedes empfiehlt, nur Passagiere mit maximal 1.68 Meter Körpergrösse dort zu platzieren. Aus chinesischer Sicht sehr interessant. Aber auch fitte Kinder haben kein Problem, die Sitznummern 6 und 7 zu erklimmen. Sofern die dritte Sitzreihe steht, bleibt im Kofferraum noch genügend Platz für alltägliche Transporte. Für die grossen Sommerferien allerdings wird es dann eng. In der zweiten und dritten Sitzreihe können insgesamt vier Kindersitze an Isofix-Vorrichtungen befestigt werden. Als Fünfplätzer bietet der Gepäckraum dann ein Volumen von 570 bis 1805 Liter. Die Fondsitzreihe ist um 14 Zentimeter in Längsrichtung verschiebbar, die Lehne kann geneigt sowie im Verhältnis 40:20:40 geteilt und umgeklappt werden. Optional lässt sich auch die Beifahrerlehne umklappen.
Am Limit herausgefordert
Mit 2829 Millimetern hat der GLB zehn Zentimeter mehr Radstand als die neue B-Klasse. Der 4Matic-Allradantrieb ist nicht vergleichbar mit dem Setup, das für das G-Klasse verwendet wird. Auch wenn der GLB dem grossen Bruder von der Silhouette her verblüffend ähnlich ist. Im regulären Fahrbetrieb (Eco, Comfort) ist bei den Allradvarianten des GLB eine Momentverteilung von 80 (Vorderachse) zu 20 Prozent (Hinterachse) aktiv, im Sport-Modus ist die Verteilung 70:30. Im Offroad-Modus wird die Lamellenkupplung an der Hinterachse als Längssperre verwendet. So meistert der GLB auch richtig schwierige Passagen. Die Basiskraftverteilung beträgt dann 50:50.
Um die Geländetauglichkeit des neuen GLB zu unterstreichen, ist der Offroadpark in Malaga, wo sonst vor allem Enduros fahren, genau das Richtige. Zumindest bei trockenen Verhältnissen. In usnerem Fall aber stürmt und regnet es, was die Himmelsschleusen hergeben. Unter diesen Umständen erhöht sich der Schwierigkeitsgrad der teilweise ohnehin krass steilen Auf- und Abfahrten, Traversen und Buckelpisten exponentiell. Selbst für Vollblut-Offroader wie die G-Klasse kein Pappenstiel. Hie und da stösst der GLB denn auch ans Limit. Doch liegen bleibt er nie, das Kompakt-SUV hält sich brillant. Die Bergabfahrhilfe (DSR) hält automatisch eine vorgewählte Geschwindigkeit zwischen 2 und 18 km/h. Im Offroad-plus-Modus wird mittels Traktionsregelung durch gezielten, radselektiven Bremseingriff ein aktives Sperrdifferenzial supponiert. Zudem werden Motor-, Getriebe- und Lenkungseigenschaften angepasst.
Vielfältig angetrieben
Angetrieben wird der neue Mercedes GLB von bekannten Motoren. Als Basisbenziner fungiert im GLB 200 ein 1.3-Liter mit 163 PS und 250 Nm Drehmoment, der an ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt ist. Zweiter Benziner ist der GLB 250 4Matic, der aus zwei Litern Hubraum 224 PS und 350 Nm holt. Hier wird per Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe geschaltet. Gleiches gilt für den AMG GLB 35 4Matic, der 306 PS mitbringt. Mit 6.0 bis 7.6 Litern auf 100 Kilometer muss man an Sprit rechnen. Das Dieselangebot umfasst drei Versionen des Zweiliter-Vierzylinders. Basisselbstzünder ist der GLB 200 d mit 150 PS und 320 Nm, darüber rangieren der entsprechende Allradler sowie der GLB 220 d mit 190 PS und 400 Nm. Hier reichen 4.9 bis 5.5 Liter Diesel für 100 Kilometer. Alle drei Dieselmodelle setzen auf ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe.
Serienmässig besitzt der GLB ein Komfortfahrwerk mit Stahlfederung, optional gibt es eine adaptive Dämpferverstellung. Die leistungsstärkeren Versionen und alle Modelle mit Verstelldämpfung besitzen eine Vierlenker-Hinterachse. Die drei Quer- und ein Längslenker pro Hinterrad sorgen für Fahrstabilität und -komfort. Die Lenkung übermittelt einen exakten Response, beim AMG noch etwas präziser als beim Rest. Starke Karosserieneigungen, wie sie bei 1.66 Metern Aufbau nicht überraschend wären, gibt es nicht. Der GLB überzeugt mit gutem Geradeauslauf, ausreichend Schubreserven und gibt sich agil und kurvenwillig. Mittels Schaltwippen lässt sich der sportliche Fahrgehalt mehr oder weniger dynamisch gestalten. Ansonsten wechselt das Doppelkupplungsgetriebe die Gänge fix und geschmeidig. Grundsätzlich sitzt der Fahrer 90 Millimeter höher als in einer A-Klasse, was eine gute Rundumsicht gestattet. Die Anhängelast beträgt 1.6 bis 2 Tonnen.
Den Innenraum beherrscht das bekannte, moderne und Mercedes-typische grosse Widescreen-Display, das sich Instrumentenanzeige und Infotainmentsystem teilen. Serienmässig besteht es aus zwei Bildschirmen mit Sieben-Zoll-Diagonale, die teuerste Version kommt mit zwei Displays von je 10.25 Zoll. Sie bilden die optische Oberfläche für das, was Mercedes MBUX nennt: Mercedes Benz User Experience. Ein Grossteil der Funktionen lässt sich mit der Stimme bedienen, die Software lernt und passt sich den Gewohnheiten des Kutschers an. Das Navigationssystem blendet in ein Realbild der Frontkamera Abbiegepfeile inklusive Strassennamen ein. Augmented Reality heisst das und ist etwas gewöhnungsbedürftig.
Der GLB kann sehr viel von dem, was die grösseren Brüder auch können. Er hält die Spur, erkennt drohende Gefahren, fährt im Stau selbständig wieder an oder wechselt die Spur. Dazu bremst das pfiffige SUV vor Kreuzungen, Kurven oder Kreiseln ab und passt die Geschwindigkeit an erkannte Tempolimiten an. Die Preise in der Schweiz bewegen sich ab 45 500 Franken. Allrad gibt es ab rund 54 000 Franken mit dem günstigeren Diesel (150 PS). Die Markteinführung ist auf Ende 2019 terminiert.