Stille Parade

Der DS3 Crossback E-Tense macht seine ersten Schritte im Elektrosegment. Sein Komfort macht ihn zu einem tollen Begleiter beim Einkaufsbummel in der Stadt.

Der französische Luxus fasst Fuss im Elektrogeschäft – nicht mit einer Handtasche von Louis Vuitton, die mit einer Lichterkette geschmückt wird, sondern mit dem Start eines rein elektrischen Modells im DS-Sortiment. Der DS3 Crossback E-Tense ist das erste Resultat der E-Strategie von DS. Die Premiumrma von PSA, die ab 2025 nur noch E-Modelle auf den Markt bringen will, verfügt auch über den Hybrid DS7 Crossback PHEV.

Gleich wie seine Cousins

Aus technischer Sicht entspricht der elektrische DS3 mit dem 136-PS-Motor und der 50-kWh-Lithium-Ionen-Batterie dem Peugeot E-208 und dem Opel Corsa-E. In der Realität stehen nur 46 kWh für den Antrieb zur Verfügung, was gemäss WLTP-Zyklus einer Reichweite von 320 Kilometern entspricht. Damit steht er weit hinter dem Hyundai Kona Electric (64 kWh), der eine Reichweite von 449 Kilometern verspricht. Für Yves Bonnefont, CEO von DS, ist das eine Frage der Auslegung: «Eine Autonomie von 320 Kilometer ist für eine Nutzung in und rund um die Stadt ausreichend. Täglich eine 500 Kilogramm schwere Batterie mit-zuführen, ist sinnlos, denn das zusätzliche Gewicht bedeutet zahlreiche Anpassungen am Auto.» 

Seltene Raffinesse im Innenraum

Die Batterie des DS3 Crossback E-Tense (300 kg) ist im Fahrzeugboden verbaut, ohne dabei den verfügbaren Platz einzuschränken. Nur die Hinterachse erhielt statt einer halbstarren Achse Schwingen und einen Panhardstab, um Platz für die Akkus zu schaffen. Das Cockpit entspricht bis auf ein paar Details demjenigen des DS3 Crossback mit Verbrenner. Die für den französischen Luxus kennzeichnende Inspiration zeigt sich ins-besondere in der Sorgfalt, mit der das Armaturenbrett aus Alcantara oder Kunstleder konzipiert wurde. Die gestickten, rautenförmigen Motive mit dem Markenlogo stehen für ein auf dieser Sortimentsstufe seltene Raffinesse. Der freistehende 10.3-Zoll-Bildschirm (optional) ist gut im Sichtfeld integriert, und die eleganten berührungssensitiven Tasten können als Abkürzungen genutzt werden. Gemischter fällt die Bilanz bei der Ergonomie aus: Die Befehltasten verfügen über keine physische Rückmeldung, weshalb der Fahrer nie sicher ist, ob sein Befehl registriert wurde.

Das Fehlen einer Abgasanlage haben die Designer für eine Neugestaltung der hinteren Stossstange genutzt. Der Rest ist identisch mit der Verbrennerversion.

Typischer Charakter

Der Franzose fährt – typisch für Elektroantriebe – mit einer sehr angenehmen Lebhaftigkeit und niedriger Drehzahl. Für das unregelmässige Fahren in der Stadt ist das ideal. Wie bei vielen Elektrofahrzeugen nimmt der Schwung allerdings ab einem Tempo von mehr als 80 km/h ab. Der DS3 Crossback E-Tense ist auf den Schnellstrassen weniger in seinem Element, er kommt weniger in Schwung, und der Verbrauch steigt auf circa 25 kWh/100 km an. Auf unserer Gesamtstrecke, einem Mix aus Nebenstrassen und ein bisschen Stadt, betrug der Verbrauch 19 kWh pro 100 Kilometer. Dies entspricht einer effektiven Reichweite von 240 Kilometern.

Wir sind allerdings sehr wenig im Eco-Modus gefahren, was stark ins Gewicht fällt. Dieser bremst die Leistung nämlich auf 60 kW. In den Profilen Normal und Sport beträgt die Leistung 80 respektive 100 kW. Um den Verbrauch zu reduzieren, kann man den Brake-Modus einschalten, wo-mit die Rekuperation mit bis zu 1.2 m/s2 ausgeprägter wird. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, ist es möglich, beim normalen Fahren auf das Bremspedal zu verzichten. Bedauerlich ist, dass DS nicht wie Nissan im Leaf und Opel im Ampera-E mehrere Stufen der Regeneration integriert hat. «Unsere Umfragen haben gezeigt, dass das eine Verkomplizierung ist, die unsere Kunden nicht wünschen», erklärt Yves Bonnefont. «Der Brake-Modus reicht ihnen aus.»

Der Komfort, insbesondere die Arbeit an der Schalldämmung, stand hingegen im Mittelpunkt des Interesses: dickere Scheiben, grosszügige Isolierstoffe in den Radkästen und an der Spritzwand. Selbst bei erhöhter Geschwindigkeit ist die Stille im Innenraum für diese Kategorie verblüffend. 

Die Ergonomie wurde zum Teil auf dem Altar des Stils geopfert. Ein Beispiel dafür sind die
Fensterheber im Mitteltunnel. Die Instrumentierung ist spezifi sch für diese E-Tense-Version.

Wenig dynamisch

Der Geräuschkomfort oder eben die Stille findet in der Leichtigkeit der Federung, welche mittlere Strassenunebenheiten gut kompensiert, seine ideale Entsprechung. Starke Unregelmässigkeiten führen hingegen zu kräftigeren Reaktionen mit ein paar Vibrationen hinten. Aufgrund der künstlichen Lenkung und des spürbaren Gewichts (1525 kg!) lädt der DS3 Crossback E-Tense nicht wirklich zum dynamischen Fahren ein. Mit seinem Preis gehört der Franzose ebenfalls zu den Schwer-gewichten der Kategorie – 45 100 Franken für das Basismodell unterstreichen das Premium-Streben von DS. Die Lancierung des Modells ist für Februar 2020 vorgesehen.

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