Um dies gleich vorwegzunehmen: günstiger als konventionelle Wohnmobile mit einem Aufbau auf einem Nutzfahrzeug-Chassis, sind die trendigen Vans nicht unbedingt. Und mehr Nutzlast bieten sie auch nicht automatisch. Aber die Vans sind handlicher zu fahren, weil schmaler und weniger hoch. Sie brauchen weniger Treibstoff und lassen sich auf deutschen Autobahnen bis über 160 km/h schnell fahren, weshalb sie als PW-Ersatz dienen können. Dies gilt freilich vor allem für die kleinere Fahrzeuge, vom Format eines VW California. Grosse Vans wie der Adria Twin mit Festdach sind über zwei Meter hoch und breit – da wird das Fahren auf der linken Spur in Autobahnbaustellen schon schwierig. Innen fehlen zu einem ausgewachsenen Wohnmobil zirka 15 cm Lebensraum in der Breite. Sofern man sich einigermassen lieb hat, geht das im Alltag in Ordnung, mit mehr als zwei Personen wird es aber bald einmal problematisch.
Schlauer Mechanismus schenkt Kopffreiheit
Die Slowenen fügen mit dem Twin Supreme den zahllosen Grundrissen im Van-Sektor mit einem in Längsrichtung installierten Hub-Bett eine weitere Variante hinzu. Tagsüber mit elektrisch hochgefahrenem Konstrukt lassen sich darunter z.B. Velos und sowieso die gesamte Outdoor-Möblierung und noch viel mehr vergleichsweise unsortiert abstellen. Seitlich sind bis auf eine Höhe von ca. 1,2 m Schränke installiert, auf denen beidseitig Matratzen-Verbreiterungen montiert sind. Damit wird das Längs-Doppelbett (mit Lattenrost) 196 cm breit und ist 195 cm lang, also erwachsenentauglich. Wenn nachts die grossen Sachen draussen stehen, fährt man das Bett elektrisch runter und geniesst volle Kopffreiheit. Schlau, das wird Nachahmer finden, bzw. hat schon, wenn auch nicht in dieser eleganten und sehr stabilen Art. Ausserdem lässt sich das Hub-Bett im Twin auf jeder Höhe arretieren.
In Adria-Van finden sich weitere clevere Lösungen, zum Beispiel eine drehbare Wand, damit man beim Duschen nicht die ganze Nasszelle mit WC, Spiegel und Spüle durchnässt. Weiter vorne mit Küchenblock und Dinette geht es konventioneller zu und her. Zum Jassen kann man Gäste einladen; um den Tisch finden vier Leute Platz. Die optional elektrische Schiebetüre rechts (Fr. 1’140.– Aufpreis) ist nicht empfehlenswert, weil äusserst empfindlich zu bedienen. Die klappbare Rüstfläche am – in den Einstieg ragenden – Küchenblock ist hilfreich. Kühlkost hat im 90 Liter grossen Kühlschrank Platz. Der Funktionsschliff ist gut, die ungewöhnlichen Pushlook-Schlösser funktionieren einwandfrei, der optionale Flachbildschirmträger sitzt am richtigen Ort, die Verstauungsmöglichkeiten sind ausreichend. Es fehlt an offenen Ablagen und Handtuchhalter sucht man ebenso wie eine offene Garderobe vergebens. Da ist Improvisationstalent gefragt. Ein feines Detail: Im Twin Supreme wurde mit Rundungen darauf geachtet, möglichst wenig Hängenbleiber in Kleidern einzufangen. Im Alltag auf dem engen Raum ein wesentlicher Aspekt.
2020 Modell besser
Wir fuhren den Twin Supreme auf der Basis des Ducato 2019 mit robotisiertem 6-Gang-Getriebe und 2.3-Liter-Turbodiesel mit 177 PS, verheizten knapp 10 Liter Diesel auf 100 km auf dem Weg an die Messe in Düsseldorf. Mit einem Van fährt man automatisch etwas schneller als mit einem Alkoven oder Teilintegrierten, wo sich Tempi zwischen 100 und 110 km/h quasi automatisch einpendeln. Mit der Ducato-Version 2020 inkl. SCR-Kat mit 19 Liter AdBlue-Tank und 9-Stufen-Wandler-Automatik dürfte der Vortrieb noch mehr Laune zum Kilometerfressen machen, als mit dem 19er und dem gewöhnungsbedürftigen Halbautomaten. Der Twin Supreme von Adria macht in einem Zweipersonenhaushalt grosse Freude, ist für wenig Aufgeld absolut winterfest und bietet als Novum sogar eine Fussbodenheizung (+ Fr. 240.–). Dann noch die Wohnraum-Klimaanlage bestellt (+ Fr. 2400.–) und das Campen artet beinahe in Dekadenz aus.