Wir nehmen den nur teilweise geladenen E-Tron in der unmittelbaren Nähe des Werks Forest entgegen. Nachdem wir in der Umgebung von Brüssel problemlos einmal voll aufgeladen haben, verfügen wir über eine ausreichende Reichweite, um Frankreich zu erreichen. Das eingebaute GPS zeigt uns eine Schnellladestation (50 kW) auf dem Parkplatz eines Intermarché-Supermarktes in der Nähe von Metz. Als wir dort eintreffen, verfügen wir über eine Restreichweite von 80 Kilometern, doch die Station ist laut Bildschirm «temporär ausser Betrieb». Das ist die erste unangenehme Überraschung. Macht nichts, die im Vorfeld heruntergeladene App Chargemap zeigt ein paar Kilometer von unserem Standort entfernt einen Lidl an. Hurra! Ja, bloss, dass heute Sonntag ist und die beiden Stationen auf dem grossen Parkplatz ausgeschaltet sind. Zweite unangenehme Überraschung, die Reichweite beträgt nur noch 65 Kilometer. Sinkt sie auf 0, dann lassen wir ein mehr als 130 000 Franken teures Auto am Strassenrand einer ausländischen Autobahn zurück.
Weiter vorankommen
Zurück zu Chargemap. Im Norden von Metz gibt es auf dem Parkplatz einer Ikea-Filiale eine Ladestation. Einziger Haken: Wir müssen zurückfahren. Doch haben wir eine Wahl? Nicht wirklich. Vor Ort angekommen, versperren zwei grosse Barrieren den Zugang zum Parkplatz. Dritte unangenehme Überraschung. Etwas mehr als 40 Kilometer Reichweite noch, die ersten Schweissperlen zeigen sich auf unserer Stirn. Wiederum zeigt Chargemap nur einen Steinwurf entfernt eine Station an. Am besagten Ort eingetroffen, stellen wir fest, dass unsere Magnetkarte nicht mit den Stationen von Auchan kompatibel ist. Vierte unangenehme Überraschung. Zu diesem Zeitpunkt fällt es uns schwer, den Stress zu unterdrücken. Die Wut steigt, die Anzahl an Schimpfwörter auch. Nicht über das Auto, das sich trotz der Unannehmlichkeiten souverän zeigt, sondern über das embryonale und vernachlässigte Netz an Ladestationen. Zum Glück finden wir schliesslich eine Station mit 10 kW. Bleibt die Tatsache, dass wir bei dieser Geschwindigkeit mehr als sieben Stunden bräuchten, um die Batterie des Audi komplett aufzuladen! Wir entscheiden uns, die Batterie wenigstens für eineinhalb Stunden aufzuladen. Die knapp hundert Kilometer, über die wir nun dank der langsamen Aufladung verfügen, erlauben uns, bis zum Autobahnrastplatz St-Avold zu fahren, wo wir eine schnelle Ladestation und einen Starbucks vorfinden. Wir können zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Das Fahrzeug lädt auf, wir gehen ins Restaurant. Doch während wir unseren Kaffee geniessen, stoppt der Ladevorgang des Fahrzeugs nach 10 Minuten. Allerdings ohne ein spezifisches Geräusch oder ein Leuchtsignal. Es dauert mehr als 20 Minuten, bis wir merken, dass die Ladung unterbrochen wurde. Der Grund? Unklar. Und der Tankwart war nicht in der Lage, ihn uns zu erklären, obwohl dieses Problem «öfter auftrete», wie er eingestand.
Natürlich waren die paar Minuten, in denen unser Fahrzeug wieder zu Kräften kommen konnte, nicht ausreichend, um ihm eine Autonomie zu verleihen, die diesen Namen verdient hätte. Gemäss den Anweisungen der hilfreichen App nehmen wir die Ausfahrt ins Dorf von St-Avold auf der Suche nach der nächsten Ladestation. Wir fanden eine, doch sie stellte sich als wirkungslos heraus, da unsere Karte sie nicht entsperren konnte. Zweiter Versuch ein wenig weiter an einer anderen Station. Sie gehörte zum gleichen Betreiber und gewährte uns ebenfalls keinen Zugang zu ihren Anschlüssen. Der tränenreiche Wutanfall ist nicht mehr weit: Wir haben Brüssel um elf Uhr morgens verlassen, jetzt ist es 19 Uhr und wir haben noch nicht einmal die Hälfte unserer Strecke zurückgelegt, also kaum 320 Kilometer. Schlimmer noch: Eine funktionierende Ladestation zu finden, erscheint schlicht unmöglich. Zählen Sie selbst: Von den neun Stationen, an denen wir bis jetzt angehalten haben, waren sieben ausser Betrieb, ausgeschaltet, nicht zugänglich, schwach oder schlichtweg nicht benutzbar!
Doppelt so lange
Der heilige Christophorus, der Schutzpatron der Reisenden, der unsere Notlage spürte, erhörte schliesslich unsere Gebete. In unserem Fall zauberte er eine Ladestation – eine funktionierende! – auf einem Autobahnrastplatz nicht weit entfernt. Zwei Stunden später war die Batterie zu 100 Prozent aufgeladen und wir endlich bereit, um die zweite Hälfte der Strecke in Angriff zu nehmen, insgesamt 320 Kilometer. Das war ein Kilometer mehr als die Reichweite, die uns von den Instrumenten des E-Tron – wahrheitsgetreu – angezeigt wurde. Zwei Möglichkeiten: Mit Tempo 120 km/h fahren und so die Strecke zweiteilen oder nur 90 km/h fahren, um die Batterie zu schonen und so die Reichweite des Fahrzeugs zu erhöhen. In Anbetracht der offensichtlichen Schwierigkeit, eine Ladestation zu finden, wählten wir die zweite Möglichkeit. Die richtige Wahl: Zum Zeitpunkt, als wir auf dem Parkplatz der Redaktion bei Bern eintrafen, verfügte unser Fahrzeug noch über eine Reichweite von 50 Kilometern. Wir kamen um ein Uhr morgens am Ziel an und hatten 14 Stunden gebraucht. Mit dem Verbrennungsmotor hätten wir weniger als sieben Stunden benötigt. Und das ist die Zukunft, sagen Sie?
Liebe Redaktion der Automobilrevue,
Ich war Jahrzehntelanger, begeisterter Abonnent eurer sehr interessanten Zeitschrift! Ich war auch ein totaler, ja beinahe „Verrückter“ Verbrennerliebhaber!
Vor vier Jahren entschied ich mich für einen Tesla Modell S90D. Dieses Fahrzeug fasziniert mich jeden Tag aufs neue, sei es die Leistung oder einfach die Altagstauglichkeit. Mittlerweile habe ich 130‘000 km auf dem Tacho ohne jeglichen Ärger oder Pannen! Auch längere Fahrten, wie zB. nach Spanien an die Costa Blanca (ca. 1‘700 km) in nur zwei Tagen bereiteten keinerlei Probleme! Na ja Sie kennen sicher das hervorragende Supercharger-Netz von Tesla. Für mich steht fest, einmal Tesla immer Tesla.
Mit freundlichen Grüßen
Ein begeisteter Automobilist????
Sachverhalt unter Betrachtung eines anderen Fabrikates wäre ganz anders:
Was nach einer Horror „Elektrofahrzeug“ Story tönt ist auch der Tatsache geschuldet. dass das gefahrene Fahrzeug im Gegensatz zu einem US Mitbewerber kein flächendeckendes SuperCharger Netz anbietet. Elektro Mobilität ist einfach und der Schreibende hat mittlerweile über 72’000 Kilometer mit elektrischem Antrieb zurück gelegt. Während dem letzten Wochenende vom Berner Mittelland nach Paris und retour ohne jegliche Ladeprobleme. Route eingeben, Ladestationen für optimale Reisezeit werden angegeben (inkl. notwendige Ladezeit zur Erreichung der Zieldestination), hinfahren, anschliessen, gemütliche Pause machen und nach 20-30 Minuten geht es weiter.
Beispiel Montag 9. Oktober Paris – retour. Rund 600 Kilometer – 1 x 30 Minuten aufladen und dann nochmals 20 Minuten in Pratteln. Die reine Reisezeit hat sich vielleicht um 20 Minuten verlängert, da auch ohne Elektrofahrzeug immer eine Pause von rund 30 Minuten eingelegt wird.
Mit dem US Fabrikat wäre man in ihrem Beispiel in Brüssel voll geladen abgefahren, hätte vielleicht m Centre Commercial Hauconcourt (nähe Metz) an einem der 12 Supercharger geladen und in einem der 4 Restaurants Pause gemacht, wäre weiter bis Mulhouse oder Pratteln gereist, nochmals kurz geladen und dann mit genügend Restreichweite in Bern eingetroffen.
Elektromobilität ist mit dem richtigen Konzept einfacher als man meint.
Meiner Meinung nach ist das einzige Mittel das die Zukunft der 100%-Stromer garantiert, die staatlich zwangsweise vorgegebene Abrechnungsmodalität über ein einziges System. Und dies Europaweit.
Ich fahre momentan einen BMWi3. Habe also noch weiniger Reichweite als ein AUDI eTron. Allerdings habe ich drei verschiedene Kartensysteme: Chargemap, ChargeNow und Evpas. Mit diesen habe ich bisher immer, praktisch an jeder Ladestation meinen benötigten Strom beziehen können.Wie hätte Ihr bericht ausgesehen, wenn mann etwas vorher um Luxembourg herum nachgeladen hätte. Um Luxembourg sind auf ein paar Kilometern jede Menge von CHARGEMAP-Stationen verfügbar.
Vielleicht wäre ein etwas vorausschauenderes Verhalten nutzbringender gewesen, als sich hinterher zu beklagen, dass „unsere Magnetkarte nicht mit den Stationen von Auchan kompatibel ist“
Am Sonntag bei Lidl, IKEA, Intermarché & Aucan laden zu wollen ist nicht der Weisheit letzter Schluss, aber in Luxembourg wären sicher genügend Ladestationen vorhanden gewesen und anschliessend dasselbe noch einmal in Strassburg/Kehl und es hätte sicher bis zur Schweiz gereicht.
Wow Herr Derard. Polemisch und nicht fundiert ist ihr Bericht. Sicherlich gibt es noch Probleme, diese werden sich in den nächsten 10 Jahren aber lösen. Man sollte bedenken, dass wir vor 15 Jahren noch SMS geschickt haben und 10 Nachrichten auf dem Telefon speichern konnten. Mobilität wird sich ändern und ich wünsche der Automobil Revue, dass sie dies nicht verpasst.