Martin Bürki habe ihm schon vor dem Rennen wohlwollend auf die Schultern geklopft, erinnert sich Philipp Krebs am vergangenen Sonntagabend: «Mir würde er es von Herzen gönnen, hat er mir gesagt.» Krebs ist seit dem Finale der nationalen Bergsaison in Les Paccots FR am letztem Wochenende Gewinner des Bergpokals (Autos bis 2.0 Liter) und damit Nachfolger von Bürki. Ein sensationeller Sieg, ein historischer sogar, weil es bisher keinem Teilnehmer aus dem Renault Classic Cup gelungen ist, den Bergpokal zu holen. «In diesem Wettbewerb wird dir nichts geschenkt, die Leistungsdichte im Feld ist klein, und du musst auch mal Glück haben», gibt Krebs zu bedenken. Beinahe ärgert es den Berner, dass er Mitte August in Les Rangiers JU «den grössten Scheisslauf hatte und so den Sieg vergab, denn andernfalls hätte ich in meiner Kategorie alle Bergrennen gewonnen». Aber wie er es sagt, lacht er auch schon laut-hals heraus: «Das ist jetzt gerade so etwas von egal, weil ich hier gopfriedstutz zwei Titel geholt habe!» Genau, denn Philipp Krebs sicherte sich in Les Paccots neben dem Bergpokal auch noch vorzeitig den Gesamtsieg im Renault Classic Cup – 17 Jahre nach seinem ersten und bisher einzigen Titelgewinn. Entsprechend euphorisch ist der Empfang von Krebs nach dem Gipfelsturm unten in Châtel-St-Denis: Familie und Freunde feiern den neuen Doppel-Champion mit Champagner und Meister-Shirt.
Vaterfreuden des Tourenwagenmeisters
Eine Familienfeier gibt es auch andernorts, bei den Feigenwinters. Andy Feigenwinter hatte den nationalen Titel bei den Tourenwagen zwar schon auf sicher, weil sein einziger verbliebener Konkurrent in Les Paccots passte: Roger Schnellmann, vorletztes Wochenende am Gurnigel noch sensationeller Gesamtzweiter, hatte fürs Wochenende andere Pläne und verzichtete auf die Finalteilnahme – «und ausserdem bin ich zufrieden, wie die Saison für mich gelaufen ist». Den Schluck Champagner gönnt sich Andy Feigenwinter deshalb erst am Sonntag: «Denn nun ist es offiziell!» Der 52-Jährige hat international gewiss schon viele Erfolge gefeiert, «aber irgendwie fühlt sich dieser Schweizer Meistertitel am geilsten an», sagt er mit breiter Brust und lacht. «Der hat mir nach 30 Jahren Motorsport noch gefehlt!» Fast noch mehr freut sich Andy Feigenwinter aber über seinen Sohn. Raphael Feigenwinter schafft beim Saisonabschluss noch den Sprung aufs Podest und wird hinter dem Papa und Schnellmann SM-Dritter.
«Bis zum Gurnigel hatte ich keine Ahnung, wie ich in der Schweizer Meisterschaft klassiert bin», sagt der Junior. Erst als Ex-Tourenwagen-Europa-meister Ronny Bratschi beim Berner Lauf crashte, seinen zweiten Saisonnuller schrieb und für Les Paccots forfait geben musste, ging Raphael Feigenwinter über die Bücher – und seine Rechnung ging auf: «Sensationell! Nie zuvor war einer mit einem Zweiliter-Superserie-Auto so weit vorne klassiert.» Deshalb frage er bisweilen auch beim Sohn nach, wie der die eine oder andere Passage fahre, verrät der stolze Vater Feigenwinter lachend.
Wieder Sieger, wieder mit Rekord
Der Tagessieg beim Bergfinale in Les Paccots geht an Eric Berguerand. Der Walliser, der schon zuvor als Schweizer Rennwagenmeister feststand, feiert beim achten Bergrennen den sechsten Saisonsieg – einmal mehr auch mit einer neuen Rekordzeit von 53.370 Sekunden für die 2.5 Kilometer lange Stre-cke. Robin Faustini, starker SM-Dritter hinter dem in Les Paccots abwesenden Vizemeister Marcel Steiner, weist über sechseinhalb Sekunden Rück-stand auf Berguerand auf. Dem drittplatzierten Si-mon Hugentobler fehlen keine 0.7 Sekunden auf Sohn Robin.