Selten war der klassische Willys-Jeep in unzähligen historischen Varianten am Convoy to Remember in Birmenstorf AG so dominierend wie an der achten und letzten Veranstaltung in dieser Form. Auf rund 200 Willys schätzt Jürg Bachmann vom Jeep Club Zentralschweiz ihre Zahl – «oder mehr». Sie zu zählen erweist sich als müssig, aber mit einigen ihrer Besitzer zu sprechen nicht. «Wenn Sie etwas über Jeeps wissen wollen und zehn Leute fragen, bekommen Sie elf Meinungen», prophezeit er. Markus Steiner, ein Zürcher, posiert in der Uniform, in der er 1973 die Unteroffiziersschule absolviert hatte, mit seinem Kollegen Charly Schmid, ebenfalls in Original-Outfit, vor seinem zweiplätzigen Jeep M38-A1 (Baujahrs 1958) mit runden Kotflügeln. Das Fahrzeug war für die Schweizer Armee umgebaut worden: Das Reserverad befindet sich an der rechten Seite anstatt am Heck, weil er ursprünglich eine Panzerabwehrkanone trug.
Der Aargauer Markus Nauer war schon in der Normandie, um mit vielen anderen des D-Day (6. Juni 1944) zu gedenken. Sein feldgrau, aber hoch-glanz-lackierter Willys des Typs CJ-3A stammt aus der zweiten Serie, die zwischen 1946 und 1949 gebaut wurde und später im Vietnamkrieg zum Einsatz kam. 5000 Exemplare habe die Schweizer Armee erworben. Er unterscheidet sich vom Vorgänger durch die höhere Haube. Auch den Kühlergrill gibt es in verschiedenen Varianten: mit neun oder sieben Lamellen. Ursprünglich hatte die US-Armee ein Fahrzeug für die Invasion in der Normandie in Auftrag gegeben, dessen Abmessungen erlauben sollten, es im Flugzeug unterzubringen, das geländegängig war und vier Mann transportieren konnte. Willys bekam den Auftrag, aber aufgrund der Produktionskapazität wurde auch Ford ins Boot geholt. In diesem Augenblick fährt ein Willys in Tarnlackierung vorbei: «Das ist ein Willys CJ-2A, Baujahr 1946. Er war bei der britischen SAS, dem Special Air Service, im Einsatz. Ich habe ihn so gekauft und genau so in der Schweiz vorgeführt», erklärt Jürg Hoppeler aus Malans GR. Die vielen Fakten drohen mich zu verwirren, als ich vor zwei Jeeps stehe, die für den Laien kaum zu unterscheiden sind: «Welcher, glauben Sie, ist der jüngere?» Natürlich tippe ich auf den falschen. Es ist der mit den eckigen, irgendwie altmodischeren Formen. Das Baujahr: 1962. Allmählich wird klar: Jede Armee, die Jeeps fuhr, rüstete ihn nach ihren Bedürfnissen aus. Wie etwa den CJ-3B (1957), ein Fahrzeug der Militärpolizei mit 12.7-Millimeter-Kanone, einem Maschinengewehr Kaliber 7.62, rotem Blinklicht und Suchscheinwerfer, drei Benzinkanistern vor dem Kühler und Original-Anhänger. Er gehört dem Solothurner Stefan Schumacher. Sein Fahrzeug sei für den Koreakrieg konzipiert und in Vietnam im Einsatz gewesen, danach bei der Schweizer Armee und bei der Feuerwehr Seon AG. «Ich habe es aus Privatbesitz gekauft, umlackiert und mechanisch auf Vordermann gebracht.»
Was macht diese Faszination aus? «Die Jeeps sind einfach aufgebaut, und sie sind gut und leicht zu fahren. Die Exemplare, die man von der Armee bekam, waren hervorragend gepflegt», erklärt Jürg Bachmann. Sie waren mit zuschaltbarem Allrad-antrieb sowie drei Strassen- und drei Geländegängen technisch ihrer Zeit voraus. Die Armee hat in Thun BE jeden Typ umgebaut – für die Genietruppen, die Panzerabwehr oder die Funker. «Uns interessiert vor allem die Technik und die Geschichte jedes einzelnen Fahrzeugs, mit Kriegsspielen hat das nichts zu tun.»
Jeeps wurden ab den frühen 90er-Jahren nach und nach aus der Schweizer Armee ausgemustert und kamen zum Teil in private Sammlerhände.