Drei Typen, ein Ziel

SLALOM-SM Vor dem Saisonendspurt im Spätsommer zeichnet sich ein Dreikampf um den Titel ab. Die «Automobil Revue» nimmt die punktegleichen Leader Philip Egli, Martin Bürki und Hanspeter Thöni unter die Lupe.

Sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Da ist Philip Egli, der Zürcher mit Jahrgang 1984, der mit seinem Formel-Rennwagen fünf von bisher sechs Slaloms gewonnen hat – gegen das Ergebnis von Chamblon VD (Rang 2) hat er diese Woche beim Verband Auto Sport Schweiz Revision eingelegt. Dann gibt es Martin Bürki aus Uetendorf BE, den 52-jährigen und sechsfachen Schweizer Slalommeister im auffälligen grün-gelben VW Polo MB. Bleibt der 44-jährige Hanspeter Thöni aus Brienz BE, dessen Peugeot 106 geradezu normal daherkommt. Dennoch haben Egli, Bürki und Thöni etwas gemeinsam. Sie führen die Slalom-SM an. Die AR hat sich vor den finalen Läufen in Drognens FR (21./22. 9.) und Ambri TI (5./6. 10.) mit ihnen unterhalten.

Automobil Revue: Wie bereiten Sie Ihr Fahrzeug jeweils auf das nächste Rennen vor?
Martin Bürki: Ich investiere zehn bis 15 Stunden. Ich demontiere den Unterboden, überprüfe alle Aufhängungsteile, dazu kommen Reinigung und Checks auf Risse und Lecks. Weiter nehme ich geometrische Einstellungen vor.
Hanspeter Thöni: Ich kontrolliere alle Schrauben, prüfe die Motoraufhängung, ziehe die Fahrwerkaufhängung nach und prüfe das Auto auf Ölverlust. Sonstige Einstellungen sind beim Serienauto nicht möglich.
Philip Egli: Der Aufwand beträgt sechs bis sieben Stunden. Mittels Sichtkontrolle checke ich sämtliche Stellen am Auto, ich ziehe alle Schrauben nach, dann bereite ich die Pneus vor, wechsle die Getriebeübersetzung und stimme sie ab, genauso wie die Fahrwerkgeometrie und die Flügel auch.

Welchen Wert hat Ihr Wettbewerbsauto?
Bürki: Zwischen 60 000 und 80 000 Franken.
Thöni: Etwa 8000 bis 10 000 Franken.
Egli: Schwer zu bewerten. Vor 26 Jahren habe ich es gekauft und viel in Eigenregie reingesteckt. In vier Jahren gilt das Fahrzeug als historisch und wird sicher im Wert steigen.

Wie halten Sie sich als Rennfahrer fit?
Bürki: Mit Velofahren, gezieltem Krafttraining und allgemeinem Sport. Mit 52 muss man diesbezüglich etwas mehr investieren, um fit zu sein und eine mentale Stärke zu haben. An den Rennen schaue ich auch auf die richtige Ernährung.
Thöni: In der Freizeit gehe ich wandern, und während der Arbeit als Mechaniker habe ich genug Bewegung.
Egli: (lacht) Ehrlich, null Sport! Ich habe kein Problem mit der Konzentration und der Leistungserbringung, weil die Rennläufe kurz sind.

Martin Bürki im VW Polo

Wie haben Sie es bei Rennen mit der Streckenbesichtigung?
Bürki: Einen Tag vorher penibel und im Detail die einzelnen Stellen begutachten. Am Renntag zwischen vier und sechs Uhr gibt es jeweils ein Detailstudium der Strecke, ich schaue dabei beispielsweise, ob es feuchte Stellen gibt.
Thöni: Ich fahre die Strecke einmal mit dem Velo ab, gewisse Passagen mehrmals, um sie mir gut einzuprägen. Mit den Klassenkonkurrenten diskutiere ich oft über eine Strecke und wir tauschen Meinungen aus.
Egli: Vor dem Rennen präge ich mir Linie und Gangwahl mittels Videostudium ein. Vor Ort fahre ich die Strecke mit dem Velo einmal ab. Bei Streckenänderungen schaue ich noch genauer hin.

Hanspeter Thöni im Peugeot 106

Mit wie viel Risiko fahren Sie ein Rennen?
Bürki: Im ersten Rennlauf lege ich immer Wert auf eine sichere Fahrt ohne grosse Fehler. Im zweiten Lauf entscheide ich je nach Ausgangslage, wie viel Risiko ich eingehe.
Thöni: Es ist schwierig, das Risiko zu kalkulieren. Wichtig ist, vollste Konzentration aufzubauen. Zudem ist viel Fahrzeit im Auto wichtig, so fühlt man sich sicher und darf ein Risiko eingehen.
Egli: Ich fahre immer möglichst nahe am Limit, baue also keine Sicherheitsmarge ein. Mit Sicherheitsläufen habe ich bisher immer negative Erfahrungen gemacht, weil sich bei mir so zu viele unnötige Fehler eingeschlichen haben.

Philip Egli im Dallara F393.

Welche Bedeutung hat der Schweizer Slalommeistertitel für Sie?
Bürki: Es gibt mehrere Läufe, welche gewonnen werden müssen. Es muss strategisch vorgegangen werden. Man wägt ab, wann man das Material schont oder etwas riskiert. Das macht den Reiz aus. So gesehen bedeutet mir der Titel sehr viel.
Thöni: Bis vor Kurzem habe ich mich gar nicht damit befasst, dass für mich der Schweizer Meistertitel möglich ist. Dieser wäre natürlich ein Riesenerfolg.
Egli: Seit Jahren ist dieser Titel mein Ziel, das jedoch nüchtern betrachtet kaum zu erreichen ist. Meine Titelkonkurrenten haben in ihren Klassen immer mehr Gegner als ich, was letztlich bei Punktegleichheit zu deren Gunsten entscheidet.


RESULTATE

Zwischenrangliste Slalom-SM (nach 6 von 8 Läufen): 1. Martin Bürki (Uetendorf BE), VW Polo MB (Kategorie E1), 120 Punkte; Philip Egli (Zürich), Dallara F393 (E2-SS), 120; Hanspeter Thöni (Brienz BE), Peugeot 106 (ISN), 120. 4. Christian Darani (Mairengo TI), Fiat X1/9 (E1), 115. 5. Manuel Santonastaso (Müllheim TG), BMW (IS), 110. 6. Lukas Eugster (Herisau), Ligier JS53 Evo 2 (CN), 100. 7. Michael Helm (Otelfi ngen ZH), Tatuus Formel 4 (E2-SS), 95. 8. Andreas Helm (Otelfi ngen ZH), Tracking RC01 (E2-SH), 90. 9. Sven Sattler (Mettmenstetten ZH), Honda Integra Type R (ISA), 82.5. 10. Thomas Walther (Kräiligen BE), Citroën Saxo (ISN), 80; Christoph Zwahlen (Pfyn TG), Opel Kadett C (IS), 80. 12. Ferdi Waldvogel (Unteriberg SZ), BMW M3 (IS), 72. 13. Stephan Burri (Milken BE), VW Polo (IS), 70; Jürg Ochsner (Oberhallau SH), Opel Kadett C (IS), 70. 15. Tom Gal (Thun BE), Peugeot 106 (ISN), 69. 16. Michael Zbinden (Wattenwil BE), Opel Kadett C (IS), 67. 17. Paul Büetiger (Lohn- Ammansegg SO), Porsche GT3 Cup (IS), 66.5. 18. Urs Banz (Schachen LU), Opel Ascona B 16V (IS), 62. 19. Anthony Picard (Sonvilier BE), Mitsubishi Lancer Evo (N), 60; Beat Rohr (Oberhofen BE), Audi 50 MLP (E1), 60. – 266 Fahrer klassiert.

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