Trotz der zahlreichen Angebote und Karosserievarianten (darunter die obligatorischen SUVs) bleibt das Segment der Stufenhecklimousinen auf dem alten Kontinent weiterhin wichtig. Im D-Segment wurden letztes Jahr über 1.4 Millionen Fahrzeuge immatrikuliert. Ein Grossteil waren Kombivarianten, wie aus der Pressemitteilung der französischen Marke zu entnehmen ist: «In Europa ist jedes dritte Neufahrzeug im D-Segment ein Kombi.» Der Break, wie er bei den Franzosen heisst, wurde parallel zur Limousine entwickelt, kommt aber einige Monate später mit folgendem Differenzierungsmerkmal auf den Markt: das Design hat eindeutigen Vorrang.
«Innovativer Stil»
«Der neue 508 SW zeichnet sich durch seine schlanke
Linien und den innovativen Stil aus», erklärt Gilles Vidal, der Designdirektor
von Peugeot. Er hatte wohl freie Hand beim Styling des Autos: niedrig und lang
mit einer ebenso dynamischen wie eleganten Dachlinie. Dass die Türfenster
keinen Rahmen haben, was die Silhouette noch zierlicher gestaltet, ist extrem
selten bei einem Kombi. Im Heck werden die dreidimensionalen Rückleuchten von
einem schwarz glänzenden, waagerechten Band aufgewertet, ein echtes
Stylingmerkmal des neuen Vertreters aus Sochaux (F).
Weniger Platz im Interieur
Leider ist dieses kompromisslos schöne Design mit Einbussen
im Innenraum verbunden: genau nachgemessen ist der SW fünf Zentimeter kürzer (4.78
m) als sein gleichnamiger Vorgänger. Dadurch wird das Kofferraumvolumen, das
durch den Generationswechsel 30 Liter verliert, auf 530 Liter Fassungsvermögen
begrenzt (im Vergleich zu den 560 Litern beim Vorgänger sowie den 488 Litern in
der Limousine). Ein leichter Rückgang, auch wenn der Peugeot damit im
Segmentdurchschnitt bleibt. Peugeot bemüht sich, diesen Nachteil durch pfifige
Detaillösungen auszugleichen. Die Heckklappe ist motorisiert und funktioniert hands-free,
die Ladekante ist 2.4 Zentimeter breiter und 6 Zentimeter niedriger als in der Limousine
(gemäss Herstellerangaben 63.5 cm über dem Boden). Die Variabilität ist eine
klassische Stärke des Kombis. Der 508 bietet Rücksitze, die per Knopfdruck im
Heckbereich im Verhältnis 2:1 umgelegt werden können. Daraus ergeben sich
beachtliche 1780 Liter Fassungsvermögen bis unter das Dach. Der dann
durchgehend flache Boden kann auf Wunsch mit Schienen und variablen
Befestigungsösen geliefert werden. Im Fond profitieren die Fahrgäste von den um
27 Grad neigbaren Rückenlehnen und dem daraus resultierenden grösseren Komfort.
Die Kopffreiheit verbessert sich im Vergleich zur Limousine um vier Zentimeter.
130 bis 225 PS… vorerst
Unter der Motorhaube arbeiten ein Benzin- und zwei Dieselmotoren. Die Gänge werden bei allen Aggregaten mit der Achtgang-Wandlerautomatik von Aisin (EAT8) geschaltet. Den 1.6-Liter-Puretech- Benziner gibt es in zwei Leistungsstufen (180 und 225 PS). Die 1.5 oder 2.0 Liter grossen Selbstzünder leisten 130, 160 oder 180 PS. Lediglich das Einstiegsmodell verfügt über eine Sechsgang- Handschaltung. Die Markteinführung der Hybridversion erfolgt in Kürze. Der auf dem Pariser Mondial gezeigte 508 Hybrid verbindet das 1.6-Puretech-Aggregat (in der 180-PS-Version) mit einem 110-PSElektromotor, der im Gehäuse des EAT8-Getriebes untergebracht ist. Die Systemleistung beträgt 225 PS, genauso viel wie beim stärksten 1.6-Liter- Verbrenner. Leider wird die Leistung nur auf die Vorderräder übertragen, was die Absatzaussichten in der Schweiz nicht unbedingt fördert. Der Allradantrieb lässt wahrscheinlich noch auf sich warten, bis das Konzept Sport Engineered, ein Prototyp mit 400 PS und drei Motoren (ein 1.6-Puretech- Verbrenner mit 200 PS und zwei Elektromotoren, 110 PS vorne sowie 200 PS hinten), auf dem Markt kommt.
Das Chassis überzeugt auf ganzer Linie
Unter dem sehr gefälligen Kleid fährt der 508 auf dem ausgezeichneten PSA-Fahrwerk der EMP2- Plattform für gehobene Modelle. Neben dem Komfort (unter anderem dank einer elektronischer Federung) gibt es auch ein sportliches Programm mit beispielhafter Fahrdynamik und Traktion. Die direkte Lenkung überzeugt durch die perfekte Rückmeldung und die hohe Präzision. Leider stimmt das nicht für die Abstimmung zwischen Motor und Getriebe. Der 1.6 Puretech (225 PS) unseres Testwagens war eher für einen Kompaktsportler ausgelegt, dem es manchmal an Drehmoment fehlt. Dadurch muss die Automatik beim Beschleunigen öfter als gewünscht mit unangenehmen Ruckeln ein oder gleich zwei Gänge zurückschalten. Der 508 eignet sich am besten für das flüssige Mitfahren, was aufgrund der Möglichkeiten des Fahrwerks und einer Leistung von über 200 PS doch etwas frustriert. Wenn man die Dynamik des Kombis optimal ausnutzen möchte, muss man die Gänge im manuellen Programm festhalten. Dieser Modus muss beim Starten des Motors immer wieder neu angewählt werden. Dazu kommt ein weiterer Nachteil zwischen 25 und 130 Stundenkilometern: Wenn man vom Gas geht, schaltet das Getriebe automatisch in den Freewheeling-Modus, der den Motor von den Antriebsrädern trennt. Trotz dieser positiven verbrauchssenkenden Lösung zeigt sich das System beim Wiedereinkuppeln von seiner unangenehm ruckelnden Seite. Der Peugeot 508 SW (1.5 Blue HDi 130 PS mit Handschalter) ist ab 39 140 Franken erhältlich und wird um ungefähr 2000 Franken teurer verkauft als die Limousine. Für den GT mit 225 PS sind 54 980 Franken veranschlagt. Diese Preise sind in Anbetracht der zahlreichen Vorzüge des Modells, aber auch aufgrund der besseren Platzverhältnisse im Innenraum und Gepäckabteil angemessen. Dies gilt ebenso für den heutigen Anspruch der Marke Peugeot als «hochwertigster Volumenhersteller», wie der Hersteller selbst schreibt.