In den vergangenen Jahren hat das Meeting von Morges VD am ersten Oktobersonntag regelmässig über 1600 Autos zählen können. Obwohl offiziell erst ab zehn Uhr eröffnet, treffen viele der Teilnehmer schon um acht Uhr ein. Aus gutem Grund: Zwei Stunden später sind meist schon gegen 700 Meldezettel verteilt. Auch das Publikum wartet in der Regel nicht bis zum Ende des Morgensund ist früh auf den Beinen. Der Ansturm ist massiv, und nur dankbritischer Gelassenheit gelingt das friedliche Nebeneinander von Autos und Fussgängern. Im Hof des Châteaude Morges feiert Aston Martin 105 Jahre seiner Geschichte. Zwei Vorkriegs-Wagen werden vom gesamtenDB-Stammbaum begleitet, von Wagen aus der Ära von David Brown bis hin zum James-Bond-Auto DB5. Ein herausragender, un restaurierter DB2, Baujahr 1952 und in vierter Hand, zeigt erst 72 000 Kilometer auf dem Zähler. Neu ausgeliefert über die Limmat Garage Stierli in Zürich, trägt der offiziell in French Grey gehaltene Wagen ein hinreissendes Lindengrün.
Viele Besucher und viel Klasse
Dank dem tollen Wetter sind nicht nur ungewöhnlich viele Teilnehmergekommen, beachtenswert ist auch die Qualität der gezeigten Fahrzeuge. Besonders die Besatzungen der offenen Automobile, Roadster, Tourer und Cabriolets haben die Fahrt im goldenen Herbstmorgen genossen. Einige Klubs haben den Anlass gar dazu verwendet, die Anfahrt, typisch britisch-sportlich, mit einer Rallye zu verbinden. Natürlich ist es der ideale Ort, um Freunde zu treffen, doch die schiere Menge der Menschen macht es gelegentlich schwierig. Nur kurz für ein Bild hier oder dort angehalten– und man hat sich aus den Augenverloren. Doch was solls, Hauptsache, man ist mit dabei und geniesst den Tag, irgendwie findet man sich schon wieder. Und der nächste erste Oktobersonntag kommt bestimmt, da freue ich mich bereits jetzt wieder darauf.
Methusalem mit 109 Jahren
Das Hämmern des Einzylinders ist sofort aufgefallen. Der Rover von1909 hatte eine Reise von nicht weniger als 35 Kilometern hinter sich. Die Hinfahrt nach Morges allerdings gestaltete sich einfach – dank überwiegendem Gefälle. Vor einigen Jahren war aber die Rückfahrt mehr als schwierig. Die Kupplung rutschte, sodass zunächst der Beifahrer, dann sogar der Fahrer – notabene bei laufendem Motor – neben dem Wagen wieder von Crissier nach Cheseaux hoch marschieren mussten. Dieses Mal hat alles funktioniert, und der kleine Einzylinder von acht britischen Pferden mit zwei Zündkerzen – Summerzündung zum Starten und Magnet für die Fahrt –arbeitete einwandfrei. Kein Wunder wurde der Wagen aus Coventry umringt, bewundert, fotografiert und gewürdigt.
Liebesgeschichte mit Happy End
Keith Wynn, der Gründer des Meetings von Morges und Organisator der ersten 25 Austragungen, und seine Frau Mary pflegen eine langanhaltende Leidenschaft für einen MGB – genauer gesagt von 1966 bis heute. Dabei hatte Wynn das Auto zwischen 1971und 2015 aus den Augen verloren! Um in der Schweiz ein Haus zu kaufen, hatte er damals den MGB verkauft, nur das charakteristische Bermuda Hard-Top behielt er, obwohl das gar nicht auf den Triumph passte, den er sich nach dem Roadster aus Abingdon on Thames zulegte. Vergessen mochte Wynnden MG aber nicht, und nach langer Suche und einigen Zufällen (und rund 15 weiterenBesitzern) gelangte OPP 199D, so die britische Zulassung, wieder in den Besitz des Wahlschweizers. Nun sind Keith Wynn, seine Frau Mary und das einzigartige Hard-Top wieder mit dem MGB vereint. Wahrhaft ein Happy End – nach 44 Jahren!
Text: Jean-Marc Kohler