AUS DEM HERZEN VON RUSSLAND

Road Trip: Um den neuen Rexton zu testen, organisierte SsangYong mit der «Trans Eurasia» eine Tour von Seoul nach London. Wir fuhren die 1500 km von Moskau nach Warschau mit.

Russisches Symbol In Moskau wacht die Basilika des Heiligen Basilius über die Kolonne mit den SsangYong Rexton, bevor es auf die nächste Etappe der «Trans Eurasia»-Tour geht, die unsere Karawane in die polnische Hauptstadt Warschau führt.

Der erste Eindruck von Moskau ist brutal: Es herrscht ein höllisches Chaos im Strassenverkehr, mit seinen langen, überfüllten Boulevards, auf denen sich grosse, schicke deutsche Wagen, speziell die Modelle BMW X6 und Audi A6, die Vormachtstellung streitig machen, sowie Schwärme koreani­scher Fahrzeuge, meist von Kia und Hyundai, eine Menge Chevrolet Cruze und ein Gewusel von Lada im Zu­stand des fortgeschrittenen Zerfalls. Um das Ganze aufzupeppen, mischen mitten im Stadtzentrum auch noch schwere Trucks mit.

Immer wieder kommt es zu spektakulären Einlagen junger Hitzköpfe am Steuer ihrer deutschen Sportwagen, die furchtlos zum Slalom zwi­schen den Fahrzeugschlangen ansetzen. Von unserem Hotel aus, das nur einen Katzensprung vom Roten Platz entfernt liegt, über dem sich die wunderschöne Basilius-Kathedrale erhebt, brauchen wir über eine Stunde, um den Fängen des Moskauer Molochs zu entkommen.

Die Ruhe auf dem Land

Unsere Fahrzeugkolonne auf der 1500 km langen Fahrt nach Warschau besteht aus fünf Rexton (vgl. AR 08/2018) und nimmt auf einer schnurgeraden Landstrasse Kurs auf die russisch-lettische Grenze. Diese Etappe geht über rund 600 Kilometer. Nach dem Tohuwabohu von Moskau folgen nun die ergreifende Stille der russischen Landschaft und ein Horizont, der die Unendlichkeit zu umschliessen scheint. «Die Weite Russlands verschlingt uns», hatte der deutsche Marschall Gerd von Rundstedt bei der Invasion der Sowjetunion 1941 geschrieben. Fügen wir also in einer sehr viel friedlicheren Zeit in aller Bescheidenheit hinzu, dass diese immense Weite überwältigt, hypnotisiert und die Vorstellungskraft anregt. Während wir unsere Bahn über die schnurgerade Strasse ziehen, gehen uns unzählige Fragen durch den Kopf: Wo sind die Häuser, wo leben die Menschen? Der westliche Teil Russlands erscheint menschenleer, abgeschieden wie auf dem Mond.

Ein kleiner Zwischenhalt in einer Kleinstadt nahe Noworschew löst bei uns einen echten Kulturschock aus. Wir hatten uns Russland als wirtschaftliche, finanzielle und militärische Grossmacht und Raumfahrtnation ausgemalt und entdecken stattdessen eine abgelegene Siedlung, die reglos in einer anderen Zeit gefangen scheint. Ungeteerte, unbefestigte Strassen, Autowracks, staubige, schlecht gewartete Busse, die erstaunlicherweise fahren: nie hätten wir uns vorgestellt, dass es in diesem Russland so viel Armut gibt. Wir legen einen Stopp ein und übernachten im Hotel Altun. Das schöne Hotel, dessen Architektur an eine gotische Kirche erinnert und in einem baumbestandenen Park mit einem hübschen See liegt, bietet Gelegenheit, die ausgezeichnete lokale Küche kennenzulernen. Ein vortrefflicher Borschtsch entzückt unsere Gaumen. Das Personal ist unaufdringlich, ja, zurückhaltend. Die Geschäftsführer des Hotels, wie auch die Bedienung, tragen in ihren Gesichtern die Zeichen einer atavistischen Schwermütigkeit, einer unendlichen Melancholie, die von der Last der tragischen Geschichte dieser Nation herrühren mag. Kurz gesagt, ein Lächeln und Anzeichen von Herzlichkeit sind rar, auch wenn es stets höflich zugeht. Kühl und rätselhaft ist auch der Wachmann des Anwesens in quasi militärischem Outfit. Mit einer Selbstverständlichkeit, die direkt der Stalin-Ära zu entstammen scheint, kopiert der junge Mann fast eine Stunde lang alle Seiten der Reisepässe aller fünfzehn Personen, die mit SsangYong unterwegs sind.

Spezielle russische Kultur

Was sagte einst der Dichter Fjodor Iwanowitsch Tjuttschew (1803–1873) über seine Heimat? Wir dachten an ihn am frühen Nachmittag am Grenzübergang von Russland nach Lettland! Unter dem Vorwand, die Namen der Fahrer würden nicht mit den Transitpapieren, die für die Rexton-Fahrzeuge ausgestellt waren, übereinstimmen (die Dokumente waren für spanische Journalisten ausgestellt worden, die die Etappe in Kasachstan absolviert hatten), hielten uns russische Grenzer acht Stunden lang auf und nahmen uns die Reisepässe ab. Nur unserem litauischen Guide, der mit solchen Situationen vertraut war und geschickt verhandelte, war es zu verdanken, dass uns eine unangenehme Nacht in Russland erspart blieb.

Es war bereits tiefe Nacht, als wir, nun auf lettischem Boden, schliesslich Gas gaben, um unser Hotel in Rezekne noch zu erreichen. Nach Lettland, das wir schnell durchquerten, gelangten wir in das bezaubernd schöne Litauen. Dieses kleine Land im Baltikum löste Hochgefühle aus, so schön waren die grünen Ebenen, die Hügel, unzähligen Seen und die majestätische Hauptstadt Vilnius anzusehen. Die sanfte Landschaft, die gepflegte Natur und die Freundlichkeit der Menschen: eine wahre Freude. Gerne hätten wir uns noch länger am Reichtum dieser Landschaft und der Menschen erfreut, doch wir erreichten schon bald Warschau und damit die letzte Etappe unserer 1500 Kilometer langen Tour. Polens Hauptstadt beeindruckte uns durch ihre überraschende Modernität. Es ist kaum zu glauben, dass die Stadt, die im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört worden war, Stein für Stein wieder aufgebaut wurde.

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