Bei perfektem Spätwinterwetter – an der mediterranen Côte d’Azur bedeutet dies sonnige 16 Grad mit einem vom Duft wilden Rosmarins aromatisierten Lüftchen – konnten wir uns auf der kurvigen Corniche zwischen Nizza (F) und Monte Carlo (MC) einen ersten Eindruck von VWs jüngster Turbo-Semmel machen. Der up! GTI kann mit Fug und Recht als direkter Nachfahre seines 11-fachen Urgrossvaters im GTI-Stammbaum, des ersten Golf GTI von 1976, gesehen werden, weist er doch fast exakt dessen Spezifikationen auf. Insbesondere ist der aktuelle Kleinwagen heute praktisch gleich gross, wie es der damalige Kompakte war. Vom Urahn unterscheidet sich die Neuauflage einzig bei der Motorleistung (+5 auf 115 PS und +60 auf 200 Nm), bei der Höchstgeschwindigkeit (+14 auf 196 km/h) und beim Normspurt (–0.2 auf 8.8 s). Auch ist er, der zeitgemässen, auf Sicherheit fokussierten Autobaukunst geschuldet, schwerer (+260 auf 1070 kg) als der Golf 1 GTI.
Ebenso wie sein 42-jähriges Urgrossväterchen, hat der Turbinen-befeuerte up! alle typischen GTI-Insignien wie den roten Querstreifen mit GTI-Logo am Kühlergrill, den schwarzen Doppellängsstreifen an den Seitenschwellern, die Sitzbezüge im Karomuster «Clark», die GTI-Türeinstiegsleisten, den GTI-Schaltknauf und den sportlich schwarzen Dachhimmel. Neueren GTI-Datums sind das typische Wabenmuster des Kühlergrills – es findet sich sogar in den Lüftungsöffnungen des Armaturenbretts wieder –, der neu gestaltete Dachkantenspoiler, die neu designten 17-Zoll-Leichtmetallräder «Brands Hatch» mit rot lackierten Bremssätteln sowie das GTI-Multifunktionslenkrad mit roten Ziernähten und GTi-Logo in der vertikalen Spange.
Frisch gefiltert und neu deklariert
Als erstem up! haben die VW-Ingenieure dem GTI einen Otto-Partikelfilter spendiert, welcher den Teilchenausstoss im Abgasstrom um bis zu 95 % reduziert. Mit diesem Katalysatorsystem erfüllt der 1.0-L-TSI-Benziner die neue Abgasnorm Euro 6d-Temp. Leider stösst das Einlitermotörchen aber immer noch gegen 130 g CO2 pro 278 durchfahrene Wagenlängen aus.
Einen positiven Doktrinwandel stellt die Verbrauchsangabe nach dem neuen WLTP (Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure, s. AR 05/2018, S. 12) und nicht mehr nach dem gebräuchlichen NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) dar. Dies führt beim «Turbo-Krümel» zu einer realistischeren Verbrauchsdeklaration von gegen 5.7 l/100 km, gegenüber dem geschönten NEFZ-Wert von 4.8 l/ 100 km. Ebenfalls werden die Verbrauchswerte des up! GTI in RDE-Tests (Real Driving Emissions) verifiziert – allerdings dann leider nicht auch so deklariert.
Platz nehmen, bitte!
Auf den Vordersitzen lässt es sichs komfortabel einrichten, wenngleich sie für das von einem GTI geforderte sportliche Fahren deutlich zu wenig Seitenhalt bieten. Für Fahrer über 1.75 m ist die Sitzposition zu hoch, während gleichzeitig die Kopffreiheit erstaunlich gut ist. Hinten gehts dann aber wesentlich enger zu und her, vor allem wenn vorne ein Grossgewachsener sitzt – der up! GTI ist halt nun mal ein City-Floh. Auch der Zustieg in den Fond des Dreitürers erfordert ein gerüttelt Mass an Gelenkigkeit.
«Roaaarrr!!!»
Gibt man der Turbo-Semmel richtig die Sporen, dann kommt Freude auf! Das Triebwerkchen hängt mit all seinen drei Zylindern satt am Gas und meistert souverän das kaum wahrnehmbare Turboloch. In den ersten beiden Gängen wird die Tourenzählernadel häufig vom Drehzahlbegrenzer gemassregelt, so kurz sind die Gänge ausgelegt. Dies hilft zwar einem zackigen Antritt, ist hier aber zu viel des Guten; die Vorderräder beklagen sich fast schon systematisch mit einem Anfahrquietschen.
Die interne Soundkulisse suggeriert mindestens einen 3-Liter-Sauger, während die Fussgänger draussen völlig unbeeindruckt bleiben. Schuld ist ein Geräuschaktuator, welcher den Innenraum mit einer bulligen, aber rein virtuellen Klangkulisse flutet. – Wers braucht …
Die Lenkung ist so leichtgängig und präzise, dass das griffige Lenkrad leicht einen Tick kleiner ausfallen könnte. Ebenso feinfühlig lassen sich die sechs Gänge durch die Kulisse peitschen. Für ein authentischeres «Renn-»Feeling müssten allerdings die Schaltwege kürzer sein. Dafür bietet die Kupplung einen perfekten Schleifpunkt am Ende der genau richtigen Pedalweglänge.
Das straff gefederte Sportfahrwerk hält den enorm wendigen Kraftknirps jederzeit sauber in der Spur. Bei scharfen Buckeln leidet allerdings der Fahrkomfort merklich, was bei einem GTI wohl aber niemanden wirklich stört. Hier priorisiert man definitiv ein härteres, Gokart-ähnliches Fahrverhalten.
Schweizweit bestell- und bald lieferbar
Hierzulande steht der up! GTI ab März ab 19 800 Fr. bei den Händlern. Die Serienausstattung beinhaltet den Farbton Uni-Weiss, drei Türen, das Radiosystem «Composition» mit sechs Lautsprechern, das Multifunktions-Sportlederlenkrad, die rote Ambientbeleuchtung, USB, Klimaanlage, Sitzheizung, elektrisch einstell- und beheizbare Aussenspiegel, Nebelscheinwerfer mit statischem Abbiegelicht, abgedunkelte Heck- und Seitenscheiben, 17-Zoll-Leichtmetallräder «Brands Hatch» sowie das gegenüber dem Standard-up! um 15 mm tiefergelegte Sportfahrwerk. Optional gibts den GTI-Winzling auch in Uni-Rot sowie Metallic-Silber und -Schwarz (+610.–), mit fünf Türen (+600.–), Rückfahrkamera (+180.–), Panaroma-Ausstell-/Schiebedach (+1020.–), Klimatronic (+400.–), Drive pack (Tempomat, ParkPilot h. und Multifunktionsanzeige, +330.–) und mit fetterem Soundsystem «Beats» (+410.–) .