NISSANS WEG AUS DEM KOLLAPS

Mit dem «E-Ökosystem für Europa» stellt Nissan einen Massnahmenkatalog für eine nachhaltige Energiezukunft vor.

©Nissan

Nach Tesla mit SolarCity und Powerwall will sich nun auch Nissan vom reinen Autobauer zum Energiedienstleister mit Mobilitätsprodukten diversifizieren. Am Nissan Futures 3.0 «The Car and Beyond» Anfang Oktober in Oslo (N) stellte das japanische Unter­nehmen seine Visionen und Lösungen für eine sorgen­freie(re) Energiezukunft vor. 

Die Herausforderung

In den Strassen der Innenstädte droht ein dauerhafter Verkehrsinfarkt. Natur und Biodiversität werden aufgrund verheerender Umweltverschmutzung ausgelöscht, und die Luftqualität gefährdet die Gesundheit. Fossile Brennstoffe gehen zur Neige. Diesem «Endzeitszenario», welches wir in unseren Städten bereits live beobachten können, will Paul Willcox, Chairman Nissan Europe, die Stirn bieten.

Vehicle-to-Grid-Technologie erlaubt die Nutzung der Fahrbatterie als Energieeinheit. © Nissan

Die Vision

Mit dem Start ins zweite Jahrzehnt der Elektromobilität beschwört Willcox eine Welt, «in der sich Elektroautos auf­laden, während wir schlafen, in der Batterien genügend Energie abgeben, um Haus und Büro mit Strom zu versorgen und trotzdem noch etwas übrig ist, das dem lokalen Stromnetz zurückgegeben werden kann, in der uns autonomes, emissionsfreies Fahren sicherer macht und die Qualität unserer Luft schützt». Klingt zu gut, um wahr zu sein, aber bei Nissan hat man sich ein paar durchaus clevere Gedanken gemacht.

Die Lösung

Das in Oslo vorgestellte «elektrische Ökosystem für Europa» basiert auf vier Säulen: neue E-Autos, Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur, Fortschritte bei der Batterietechnologie und der Vision, mithilfe der bi-direktionalen Ladetechnik «Vehicle-to-Grid» (V2G) den Nissan-Kunden zu ermöglichen, ihr E-­Auto deutlich günstiger zu betreiben.

Neue Fahrzeuge

Mit dem neuen Leaf 2.Zero Edition präsentierte Nissan das Aushängeschild seiner Zukunftsvision der «Nissan Intelligent Mobility» mit eingebauter V2G-Technologie (s. Nebenartikel). Ebenfalls neu ist der E-Transporter e-NV200 mit leistungsstärkerer, dichterer und somit nicht voluminöser bauenden 40-kWh-Batterie für 280 NEFZ-Kilometer.

Investitionen in die Infrastruktur

In den kommenden eineinhalb Jahren will Nissan sein Ladenetzwerk um 20 % auf 5600 CHAdeMo-Schnellladestationen (50 kW Gleichstrom) an Autobahnen, in Städten und Metropolen ausbauen. Diese Charger könnten übrigens auch von konzernfremden E-Autos angezapft werden, bestätigte der Nissan-Europe-Chairman.

Batterietechnologie und V2G

Die gemeinsam mit der englischen Firma Eaton entwickelte Energiespeicherlösung xStorage für Eigenheime kombiniert Solar-, Energiespeicher- und Ladetechnik.

Das Herzstück sind Akku-Packs aus ausrangierten E-Nissan. Diese vernetzten Batterien nehmen den Strom aus Solarzellen, Überschussstrom aus dem Netz und Restkapazität aus dem angehängten E-Auto auf (V2G), um so das Gebäude zu versorgen oder das lokale Stromnetz zu stabilisieren. Stephen Fitzpatrick, CEO von OVO Energy, schätzt, dass so die Stromkosten der Privathaushalte um über 80 % sinken könnten.

Nach dem rund zehn Jahre dauernden «Second Life» der E-Auto-Batterien können ihre Rohstoffe dann zu 99 % rezykliert werden.

Paul Willcox, Chairman Nissan Europe

«Das elektrische Ökosystem wird das moderne Leben in den kommenden Jahrzehnten grundlegend verändern.»

Testgebiet Dänemark

Die kühne Vision, dass E-Autos mittels der xStorage-Technologie künftig kostenlos fahren könnten, hat Nissan im vergangenen Jahr in Dänemark einem Praxistest unterzogen. Aktuell steht dieses Angebot nun auch dänischen Flottenkunden offen, und der japanische Konzern untersucht, in welchen weiteren Regionen Europas das kostenlose Fahren etabliert werden könnte.

 


 

NISSAN LEAF: INTELLIGENT MOBIL

Mit dem Leaf 2.Zero Edition tritt Nissan in eine neue Ära intelligenter Mobilität ein, worin das eigentliche E-Auto nurmehr eine der Komponenten darstellt. Schauen wir uns diese an.

Die in Oslo (N) als Europa­premiere präsentierte zweite Modellgeneration des Nissan Leaf profitiert von einer grös­seren Reichweite, fortschrittlichen Assistenzsystemen, moderner Konnektivität, dynamischerem Design und der Möglichkeit einer intelligenten Einbindung ins Stromnetz.

Übersichtliches Cockpit mit Bedieneinheit in Tragflächenform. ©Nissan

Es zählen die inneren Werte!

Nebst einer gegenüber dem Ur-Leaf geschärften Optik und einem neu gestalteten, auf Funktionalität und Klarheit getrimmten Interieur hat sich beim Neuankömmling vor allem unter der Haube einiges getan: Mit der auf 40 kWh (+33 %) erhöhten Batteriekapazität spult der 150-PS-Motor (+38 %) mit 320 Nm (+26 %) Drehmoment einen Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) von bis zu 378 km ab. In der Praxis bleiben davon wohl runde 300 km übrig, was auch für die meisten Alltagsstrecken reicht.

Mit einer Schnellladeleistung von bis zu 50 kW erreicht man eine 80%ige Aufladung des Fahrakkus in akzeptablen 40 Minuten; an einer herkömmlichen 22-kW-Ladestation hingegen dauert die Voll­ladung satte acht Stunden.  Die Ladeelektronik des Leaf lässt davon aber  nur 6 kW zu. Schade kann nicht mit mehr Druck eingefüllt werden!

Auf Knopfdruck wirkt das Gaspedal als e-Pedal.
© Nissan

ProPilot und e-Pedal

Die Einführungs-Edition des neuen Leaf beinhaltet serienmässig den neuen ProPilot für teilautonomes Fahren, auch im Stau. Das System steuert im einspurigen Autobahnverkehr Lenkung, Gas und Bremse bis zum Anhalten und übernimmt teilweise auch das Wiederanfahren. Das auf Knopfdruck aktivierbare e-Pedal wirkt als intuitiv zu betätigendes kombiniertes Gas-/Bremspedal, von dem Nissan erwartet, dass es unser Fahrverhalten insgesamt verändert. An Steigungen hält das System den Leaf gleich selbstständig auf Position.

Reiche Serienausstattung

Neben ProPilot und e-Pedal gehören auch das NissanConnect-EV-7-Zoll-Infotainment mit App, der Intelligent- Around-View-360˚-Monitor, die Wärmepumpe, Apple CarPlay und Android Auto zur serienmässigen Ausstattungsliste. Mit dem Leaf 2.Zero Edition hat die japanische Marke eine limitierte Sonderedition kreiert, welche für 37 490 Fr. vorbestellbar ist und Anfang März 2018 dann bei den Schweizer Nissan-Händlern einrollen soll.

Mehr als ein E-Auto

Der Nissan Leaf 2.Zero Edition ist aber eben nicht «bloss» ein E-Auto, sondern kann neu auch als mobile Energieeinheit agieren: Dank seiner bi-direktionalen Ladefähigkeit kann ein an ein Gebäude angeschlossener Leaf Haushalte und Büros mit Strom versorgen. Zudem dient er als Zwischenspeicher für Stromüberschüsse, welche er später ins lokale Stromnetz zurückspeist, um so Netzschwankungen auszugleichen (V2G, s. Hauptartikel).

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