Im März haben Maurus von Holzen und Heiko Zumbrunn am Autosalon in Genf unter WM-Bedingungen trainiert. Unter den Augen vieler Besucher und in Form einer Meisterschaft bekamen beide Kandidaten Aufgaben gestellt und traten gegeneinander an. Die Aufgaben waren teilweise neu, ein Teil war bekannt (Arbeitsalltag). Vielleicht war es dieses Training, das die beiden nun in den Emiraten aufs Podest gebracht hat. Zumbrunn ist Vizeweltmeister in der Sparte «Auto Body Repair» und Maurus von Holzen gewinnt Bronze im Modul «Car Painting». Eine Topleistung der beiden jungen Carrossiers und deren Coaches Diana Schlup und Patrick Balmer. Zumbrunn wohnt in Wittinsburg im Baselbiet und arbeitet bei der Carosserie Muster & Müller in Oberbuchsiten im Kanton Solothurn. Maurus von Holzen seinerseits ist Nidwaldner aus Dallenwil und bei der Paint-Styling AG in Dallenwil tätig.
Während des WM-Wettkampfes hatten die Carrosseriespengler mehrere Module, welche verschiedene Reparaturarbeiten im Strukturberich, Lackaufbauten und Ausbeul- und Designerarbeiten beinhalteten, zu bewältigen. «Am Anfang war es sehr chaotisch», erinnert sich Zumbrunn. Keiner habe bis kurz vor dem Wettkampf gewusst, was auf ihn zukommt. «Die Anspannung war riesig, trotzdem galt es, den Fokus nicht zu verlieren. Das ist mir ganz gut gelungen. Als der Wettkampf dann gestartet war, ging es gut.» In der Tat, denn jetzt ist der junge Mann Vizeweltmeister. Die Zeit vor der WM sei sehr streng gewesen. «Ich würde es aber auf jeden Fall wieder machen – einfach nur genial, wenn der Plan am Ende so gut aufgeht.» Sorgen, dass er einmal ohne Job sein könnte, braucht sich Heiko Zumbrunn, dessen Vater auch Carrosseriespengler ist, jetzt auf jeden Fall vorderhand gar keine zu machen. Schliesslich ist der junge Nordwestschweizer auch amtierender Schweizer Meister seines Fachs.
Einfach nur «geil»
Gleiches gilt auch für Maurus von Holzen. Der Innerschweizer hat sich über den Schweizer-Meister-Titel 2016 der Carrosserie-Branche in Langenthal BE für die WorldSkills in Abu Dhabi qualifiziert. «Zusammen mit dem Verband VSCI und meinem Experten haben wir einen Trainingsplan erarbeitet, durch den wir den Arbeitsablauf und verschiedene Fertigkeiten perfektionierten, um ein optimales Ergebnis zu erreichen», erinnert sich der Nidwaldner an die «strenge, aber lehrreiche» Vorbereitung. Die Faszination an seinem Job ist für ihn «Fahrzeuge, egal ob Oldtimer oder Neuwagen, so zu reparieren, wie sie ab Werk kommen – oder noch besser». Dass er letztlich zu den Medaillengewinner gehörte, hat von Holzen im ersten Moment überrascht. «Da waren alle so eng beisammen und das Niveau war extrem hoch. Aber es ist natürlich einfach nur geil, dass es geklappt hat mit der Medaille.»
Apropos Medaille. Noch nie konnte die Schweiz an einer Berufs-WM so gut abschneiden wie heuer in Abu Dhabi. Das SwissSkills-Team gewann elf Gold-, sechs Silber- und drei Bronzemedaillen und belegt als mit Abstand beste europäische Nation in der Nationenwertung Platz 2. Das war in dem Sinn beste Werbung für den Wirtschaftsstandort und das hiesige Bildungssystem.
Es wird immer härter
Der Erfolg des SwissSkills-Team ist nicht selbstverständlich. Die Konkurrenzsituation hat sich im letzten Jahrzehnt laufend verschärft, immer mehr Nationen – insbesondere aus Asien und Südamerika – bereiten ihre jungen Berufsleute über mehrere Jahre sehr spezifisch auf die Anforderungen an den WorldSkills vor. Die Schweizer Teilnehmer – das Maximalalter beträgt 22 Jahre – haben hingegen alle eine «normale» Schweizer Berufslehre absolviert und nahmen anschliessend erfolgreich an Kantonal- und Schweizer Meisterschaften teil und haben sich erst in den letzten Monaten – grösstenteils in der Freizeit – speziell auf die WorldSkills vorbereitet. «Ich bin unglaublich stolz auf unser Team. Ich danke dem ganzen Team, den Experten, den Teamleadern und den Berufsverbänden für ihren Wahnsinnseinsatz», sagt Delegationsleiterin Christine Davatz. Rico Cioccarelli, der technische Delegierte von SwissSkills, zeigte sich ebenfalls hocherfreut über das Ergebnis. «Die Optimierungen, die wir seit den letzten Titelkämpfen vorgenommen haben, zeigen offenbar Wirkung. Die Teilnehmenden und ihre Experten haben sich gezielt und intensiv vorbereitet. Dieses tolle Ergebnis ist nun die Belohnung dafür.» Wahrscheinlich habe sich für die Schweiz auch ausbezahlt, dass in vielen Berufen die Aufgabenstellungen im Vergleich zu den letzten WorldSkills-Austragungen erst sehr kurzfristig bekannt gegeben wurden. «Wir haben uns für diese Reglementsänderung stark gemacht. Die Teilnehmer können sich nicht mehr nur auf einzelne spezielle Aufgaben vorbereiten. Es bevorteilt also jene, die dank einem entsprechenden Bildungssystem ein breites Wissen und Können in ihrem Beruf erlernt haben», ergänzt Christine Davatz.
90 Prozent mit Diplom
Die 38 Schweizer Teilnehmer vertraten in Abu Dhabi 36 Berufe. Total nahmen an den WorldSkills rund 1300 Teilnehmer aus 58 Nationen in 51 Berufen teil. Das Schweizer Team sicherte sich damit in über einem Fünftel der Berufe den WM-Titel, mehr als die Hälfte der jungen Schweizer Berufsleute kann mit einer Medaille zurückreisen, sogar über 90 % der Delegation mit mindestens einem Diplom.