Beim Bergrennen in Reitnau AG kam es kurz vor Schluss zu einem Unfall. Die Kantonspolizei Aargau bestätigte, dass ein Auto von der Strecke abgekommen ist. Chris Steiner (33, Altendorf), der in der SuperSerie Competition fährt, verlor nach der Bremsschikane im obersten Streckenteil die Kontrolle über seinen Porsche 911 Turbo. Der Schwyzer flog mit hoher Geschwindigkeit rechts von der Strecke in den Wald und zog sich an beiden Beinen mehrere schwere Brüche (Oberschenkel, Unterschenkel) zu. Der Verunfallte wurde mit der Rega ins Kantonsspital Aarau geflogen und noch am Abend operiert. Chris Steiner bittet vorderhand auf Besuche im Spital zu verzichten, weil noch diverse, weitere Operationen anstehen. Rennleiter Thomas Kohler geht von einem Fahrfehler als Unfallursache aus. Das Auto wurde natürlich trotzdem auf mögliche technische Fehler untersucht. Ein Video, das auf Youtube kursiert, zeigt die Fahrt der Polizei zum Unfallort. Wenige Dutzend Meter vor der Stelle kam es zuvor bereits zu einem Unfall.
Nach dem Unfall wurde das Rennen abgebrochen. «Bis die Strecke wieder befahrbar gewesen wäre, wäre es zu spät geworden», sagt Kohler. Rund um die Unfallstelle mussten noch Bäume gefällt werden: Sie waren beschädigt und ein potenzielles Sicherheitsrisiko.
Der verlorene Uhrmacher
Der Tagessieg ging so wie im Vorjahr an Eric Berguerand. Der 38-jährige Walliser blieb in seinem Lola-Cosworth auf nahezu trockener Strecke mit 49.32 Sekunden als Einziger unter der magischen 50-Sekunden-Marke. Dem amtierenden Rennwagenmeister am nächsten kam der Berner Marcel Steiner. Der Sieger von Hemberg SG war «finalement» knapp zwei Sekunden langsamer als der Romand. Berguerand rehabilitierte sich derlei für die empfindliche Schlappe zum Saisonauftakt in der Ostschweiz. Ein nettes Detail am Rande: Steiner, der 42-jährige Garagier aus Oberdiessbach BE, fuhr auf die Hundertstelsekunde genau gleich schnell wie anno 2016 im damals ersten Lauf. 51.15 Sekunden scheinen für den dreifachen Bergmeister ein magischer Wert zu sein in Reitnau oder dann ist ein Uhrmacher an ihm verloren gegangen. 2016 reichten diese 51.15 «nur» zum vierten Rang hinter Berguerand, Joël Volluz und Thomas Amweg. Heuer schaffte es der Berner damit auf das Podest. Rang drei in der Gesamtwertung ging an den Einheimischen Simon Hugentobler im Reynard 97 D. Ein Auto aus der ehemaligen Formula Nippon. Der Aargauer verlor gut 1.2 Sekunden auf den zweitklassierten Steiner.
Schnellster Tourenwagen in der formelfreien E-Klasse war Romeo Nüssli. Der 61-jährige Fahrzeugschlosser und Hobby-Pétanque-Spieler aus Tägerig aus dem Aargauer Bezirk Bremgarten war just eine mickrige Hundertstelsekunde schneller als Roger Schnellmann. Enger geht es kaum. Mit Betonung auf kaum: Es war das Motorsport-Weekend der knappen Entscheidungen; denn in der DTM auf dem Norisring (S. 22) ging es noch «closer» zu und her. Dort setzte sich im Infight um den dritten Rang der Wahlschweizer Edoardo Mortara im Mercedes mit 2 Tausendstel (!) vor Mattias Ekström durch. Der Schwede wiederum kam auf seinem Audi 25 Tausendstel früher als Marco Wittmann ins Ziel. So weit ist man in der helvetischen Bergmeisterschaft noch nicht.
Knappe Entscheidungen
Aber auch in der Abteilung Interswiss fielen in Reitnau in nahezu allen Feldern die Entscheidungen um den Sieg im Zentimeter-Bereich. Am engsten wurde es bei den Autos bis zwei Liter. Thomas Frei aus Diepoldsau SG gewann da das Opel-Kadett-C-Duell gegen Jürg Ochsner aus Oberhallau SH mit 28 Hundertstel Vorsprung. Frédéric Neff im Porsche 996 Cup setzte sich bei den hubraumstärksten Boliden in dieser Klasse mit 37 Hundertsteln vor Bruno Sawatzki aus Frümsen im Porsche 997 GT3 durch. Wiederum nur 19 Hundertstel dahinter folgt im auf dem gleichen Fabrikat Danny Krieg (Altendorf SZ).
Junioren im Fokus
Nach dem Segen von Auto Sport Schweiz ASS und der Nationalen Sportkommission NSK dürfen der frühere Bergmeister Hans Schori und sein Sohn Yves Meyer vom Drivingcenter Seelisberg heuer eine eigene Junior-Meisterschaft mit SM-Status austragen. Die Swiss Race Academy ist eine gezielte Nachwuchsschule für den Bergrennsport. Anders als in der Junior-Rallye-SM ist die Teilnehmerzahl indes auf acht beschränkt. Die Altersgrenze beträgt 18 bis 28 Jahre. Erfahrung ist nicht notwendig. Gefahren wird auf einheitlichen Toyota GT86, die zentral vorbereitet und eingesetzt werden. In diesem spannenden Feld sorgte Rolf Reding aus Immensee SZ für die Bestzeit. Die Plätze zwei und drei gehen an Lukas Eugster (Herisau AR) und Benjamin Devaud (Collombey VS). Weiter geht es am Berg am 22. Juli mit Ayent-Anzère. Dann hoffentlich für einmal unter unfallfreien Bedingungen.