THOMA, RICHARD, GOLF & HONDA SORGEN FÜR FETTE AUSRUFEZEICHEN

Die Schweizer Fraktion liess es zum Auftakt der TCR Germany in Osc hersleben (D) krachen: Die Berner Kris Richard und FlorianThoma eroberten je eine «Pole». Der Seeländer Thoma gewann zudem Rennen zwei und sorgte so für den ersten Golf- und Schweizer Sieg.

Florian Thoma sorgte für den ersten Sieg des Golf GTI in der TCR Germany. © ADAC

Einer der acht Schweizer, Urs Sonderegger, genannt «Ursinho», strich die Segel schon vor der ersten Startfreigabe. Dem Seat-Piloten und Inhaber eines Architektur- und Immobilienbüros im Kanton Glarus war es definitiv zu viel, was da auf der Strecke im Rahmen der TCR Germany abging. Ein Verkehr wie vor Ostern am Gotthard und das im Renntempo – «too much». Derlei reiste der Innerschweizer schon am ersten Trainingstag wieder nach Hause. 44 Autos waren für die zweite Saison der seriennahen Tourenwagen-Serie gemeldet. Ein gewaltiges und eindrückliches Feld. Aber eben, nicht jedermanns Sache.

Fürs Qualifying wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt. In Gruppe zwei kam es zu einem Massencrash, in den vorab vier Autos heftig verwickelt waren. Folge: Das Quali wurde abgebrochen. Und dies, obwohl sich etliche Fahrerinnen und Fahrer noch auf der schnellen Runde befanden oder diese noch vor sich hatten. Derlei geriet die Rangliste etwas durcheinander. Nichtsdestotrotz war es der Berner Kris Richard, der in seinem Honda Civic, dem überlegenen Auto des ersten Rennens, die Bestzeit markierte. Dies vor Markenkollege Steve Kirsch (37/De), dem Südafrikaner Sheldon van der Linde (17) im Audi RS3 LMS und dem Titelverteidiger und Teamkollegen Josh Files (26/England.) «Ich habe grosses Vertrauen zum Auto, das hat mir schon das erste freie Training gezeigt», so Richard. Ein beeindruckendes Auto.

Noch zu nett

Rennen eins wurde letztlich eine Beute von Josh Files. Kris Richard musste den Briten schon kurz nach dem Start vorbeilassen. Ebenso den Deutschen Kirsch und den jungen Van der Linde. «Durch einen Fehler habe ich in Runde 1 drei Ränge verloren, die ich im weiteren Rennverlauf aufgrund der vielen Safety-Car-Phasen nicht mehr aufholen konnte», so  Richard. Das führende Quartett konnte sich in der Folge leicht absetzen und sich so aus dem Gröbsten raushalten. Dahinter freilich ging das Gerangel los. Berührungen sind in dieser Serie Programm. Da die Autos sehr seriennah sind – der Golf GTI TCR etwa unterscheidet sich lediglich in zwei Bauteilen vom Serienauto –, ist ein Rumgeschubse auch möglich. Weniger sexy an dieser für die Fans absolut attraktiven Art Racing ist, dass das Safety-Car sehr oft raus muss, um das  Rennen zu neutralisieren. In Rennen eins war dies allein dreimal der Fall. Für Rennen zwei hatte sich Richard aufgrund der Erfahrung einen klaren Plan zurechtgelegt: «Die Konkurrenz ist hart – muss lernen, energischer zu fighten.» Letztlich wurde es ein siebter Rang. «Ich bin happy, dass das Auto ganz ist und ich mich in meine gute Form zurückgefunden habe.  Ich habe jetzt die Sicherheit und das Selbstvertrauen, um aufs Podest zu fahren.» Auf dieses Podest fuhr in Rennen zwei ein Landsmann von Richard. Florian Thoma lieferte in seinem Golf GTI eine ganz grosse Show.

Kris Richard fährt in Rennen eins im dominierenden Honda Civc auf die Pole Position. Im Rennen erreicht der Berner den fünften Rang.

Thoma fliegt davon

Der Seeländer konnte das Rennen zwei aufgrund seines 10. Ranges im Qualifying von der Pole aus in Angriff nehmen. Und was der 21-Jährige nach dem Start ablieferte, war dann schlicht beeindruckend. «Zieht Hut, Beret, Mütze oder meinetwegen das Toupet vor der Leistung von Florian Thoma», frohlockte der TV-Kommentator. Kaum war das Rennen frei, legte Thoma sofort fünf, sechs Meter zwischen sich und den Rest der Meute.  Der Berner hatte bis 2016 im Kart gesessen. Das Rennen im Rahmen der TCR Germany war nach einer Pause vom Motorsport sein zweites Rennen in einem «richtigen» Auto. «Das macht mir nichts»; hatte Thoma vor der Saison gesagt. Cool,  so cool, wie er zu einem historischen Sieg fuhr. Sein Sieg im VW Golf GTI TCR vom Liqui Moly Team Engstler war der erste Sieg eines Golf überhaupt in der TCR Germany.

Thoma setzte sich nach einem Rennen mit zwei Safety-Car-Phasen vor Tim Zimmermann (20/Langenargen/De) im Audi RS3 und Titelverteidiger Josh Files durch. «Ich bin super zufrieden. Perfekt, besser konnte es gar nicht laufen. Direkt der erste Sieg im zweiten Rennen im Tourenwagen», freute sich der Sieger: «Teilweise war es ein bisschen brenzlig, aber ich habe die Restarts nach dem Safety-Car gut hinbekommen. Ich habe einfach mein Bestes gegeben und es lief echt gut.» Tja, in der Tat. Thoma bewahrte auch nach dem Restart mit noch 17 verbleibenden Rennminuten Nerven und dampfte ab wie die Feuerwehr. Dies wiederholte er auch, als das Safety-Car in der Schlussphase zum zweiten Mal auf die Strecke kam.  «Ich möchte immer vorne dabei sein – ganz egal, wie viele Fahrer starten. Diesmal habe ich das erreicht. Ich fühle mich super wohl im Team, die Serie ist toll und ich freue mich auf die nächsten Rennen in Spielberg.» Lob bekam der erste Schweizer Sieger in der TCR Germany auch vom Titelverteidiger Josh Files: «Florian ist super gefahren, er hat den Sieg verdient. Für mich war es ein schwieriges Rennen, aber mit dem Ergebnis bin ich absolut einverstanden. Es ist ein langes Jahr und da ist jeder Punkt sehr wertvoll.»

Als Führender der Gesamtwertung verliess Titelverteidiger Files die Magdeburger Börde. Er liegt mit 72 Punkten an der Spitze vor Sheldon van der Linde (58) und Tim Zimmermann (56). Dahinter folgen Thoma (54), Richard (49) und Kirsch (46). Am 9. Juni geht es mit dem zweiten Rennwochenende am Red-Bull-Ring im österreichischen Spielberg weiter.

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