Wie lautet einer der Werbesprüche auf den Fahrzeugen der Post? «Pakete kommen immer gut an.» Doch dass dem effektiv so ist, dafür braucht es primär eine unfallfreie Fahrt des Zustellfahrzeugs. Bei der Post übernehmen – wie fast überall sonst – leichte Nutzfahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von meist bis zu 3.5 t die Feinzustellung von Paketen und anderem Stückgut. Nebst solchen Kurieraufgaben werden diese Transporter, die mit dem Führerausweis der Kategorie B gelenkt werden dürfen, für viele weitere Zwecke eingesetzt. Man denke an all die Handwerker und Installateure, welche diese als fahrende Lager und Werkstätten nutzen.
Doch so praktisch Lieferwagen sind – sie bergen auch gewisse Risiken. Denn vor allem im Einsatz für die Güterzustellung droht Gefahr wegen ungesicherter Ladung. Wie einfach ist es – eben vor allem unter dem Damoklesschwert der «tickenden Uhr» –, irgend einen Gegenstand nur rasch in den «Bauch» des Transporters zu werfen, die Hecktüren zu schliessen und loszudüsen.
In Städten ein häufigeres Phänomen
«Wir sehen in unserer Schadenstatistik, dass Lieferwagen in urbanen Regionen bei rund 20 % der Unfälle involviert sind», erklärt Daniel Junker, Leiter Fahrzeugexperten bei der Basler Versicherung. Dies, obwohl diese Fahrzeuge laut Bundesstatistik nur rund 7 % des Fahrzeugbestandes ausmachten. Junker ist einer der Referenten bei einem gemeinsamen Crashtest der Basler Versicherung und der Bott Schweiz AG, der kürzlich vom Prüfungsinstitut Dynamic Test Center AG (DTC) in Vauffelin BE durchgeführt wurde. Die Bott Schweiz AG ist die Generalimporteurin für Bott-Fahrzeug- und -Betriebseinrichtungen und engagiert sich im Thema Sicherheit stark.
Laut Patrick Pensa, Mediensprecher der Basler Versicherungen, führt die Versicherungsgesellschaft als Partnerin des DTC jedes Jahr Tests mit dem Institut aus Vauffelin durch. «Boomendes Online-Shopping, Paketrekord bei der Post, eigene Erfahrungen aus der Praxis sowie eine starke Zunahme beim Lieferwagenbestand haben uns auf die Idee zu diesem Crashtest gebracht», erklärt Pensa. Bei diesem Versuch unter der Leitung von Raphael Murri, im DTC Bereichsleiter Passive Sicherheit, liess man am 21. April einen Fiat-Ducato-Lieferwagen ungebremst mit einer Kollisionsgeschwindigkeit von ca. 70 km/h auf das Heck eines stehenden Hyundai Galloper aufprallen.
Für die Thematik sensibilisieren
Mit ihrer Kampagne richtet sich die Basler Versicherung aber nicht nur an Profis, die täglich leichte Nutzfahrzeuge steuern, sondern an «alle Lenker von Lieferwagen, die mit ungesichertem Material auf den Strassen unterwegs sind». Laut Basler-Sprecher Patrick Pensa kann man «gerade Laien mit einem Test, über den in den Medien berichtet wird, gut für dieses Thema sensibilisieren». Daniel Junker erinnert, «dass Lieferwagen nicht nur von erfahrenen Lenkern, sondern auch von Personen geführt werden, die diese für einen Transport – etwa des Hausrats beim Umzug – gemietet haben.
Doch wie kann man das Ladegut bei der «Züglete» sichern? Daniel Mauerhofer, Vertriebsleiter bei der Bott Schweiz AG, weiss Rat: «Man kann jede Art von Ladung sichern. Es braucht dafür nebst einem geeigneten Fahrzeug Kenntnis über dessen Nutzlast sowie über das Transportgut plus die richtigen und geeigneten Sicherungsmittel.» Er ergänzt, dass «die Fahrzeugführer und die Verlader für die Einhaltung der Gesetze und Vorschriften zur Ladungssicherung verantwortlich sind». Gerade Laien müssen sich ihrer grossen Verantwortung beim Beladen bewusst sein. Denn verrutschendes Ladegut kann das Fahrverhalten nachhaltig beeinflussen.
Als Basistipp müssen die Güter «formschlüssig» eingeladen werden. Das heisst, die Ladung steht direkt an der Stirnwand und den Seitenwänden oder zumindest den Rücksitzlehnen (Achtung: nicht darüber hinaus beladen). Wenn es keine feste Trennwand zwischen Laderaum und Kabine gibt, droht grosse Gefahr. Schwere Gegenstände sind generell unten zu platzieren. Zur Sicherung dienen Hilfsmittel wie Spanngurte oder Antirutschmatten.
Die Post installiert und informiert
Bei der Schweizerischen Post lädt man gemäss Firmensprecher Oliver Flüeler bei der Paketzustellung üblicherweise keine schweren Palettladungen, sondern einzelne Pakete mit einem Gewicht von 2 bis 3 Kilo und fährt damit von Haus zu Haus. Und natürlich informiert man, wie die Fahrzeuge korrekt zu beladen sind. Oliver Flüeler: «Die Sicherheitsbeauftragten der Post instruieren die Zustellfahrer über die aktuellen Einbauten und deren Handhabung.»
Das Postpersonal hat sich auch nicht um die notwendigen Vorkehrungen zu kümmern – die Fahrzeuge sind schon geeignet ausgestattet. So gibt es auf der Fahrer- und der Beifahrerseite direkt hinter den Frontsitzen Lastschutzgitter. Ferner verfügt der Laderaumboden über eine rutschhemmende Gummimatte, und im Ladeboden sowie an den Wänden sind Bindehaken zur Sicherung eingelassen. Sogar der Handkarren wird separat gesichert. Wie bei vielen Firmen, verfügen auch bei der Post die eingesetzten Lieferwagen schon als Neufahrzeuge über diese Elemente der Ladegutsicherung.
Für Ein- und Umbauten zum Profi
Zu den beliebtesten Fahrzeugen gehören die Modelle VW Crafter, Mercedes Sprinter, Renault Master, Opel Movano und der Ford Transit. Kaspar Haffner, Sprecher von Ford Schweiz, erklärt: «Ab Werk kann der Transit mit verschiedenen Werksbrücken bestellt werden.» Laut Haffner werden Einbauten in der Schweiz vorgenommen. Ford verfügt über «ein flächendeckendes Netzwerk an Nutzfahrzeugspezialisten, die jeden Kundenwunsch erfüllen». Diese sogenannten «Ford Transit Center» arbeiten ihrerseits mit Firmen wie Bott, Sortimo oder spezialisierten Carrosserien zusammen.
Haffner rät davon ab, selbst Umbauten vorzunehmen. So gibt es im Fahrzeug konkrete Befestigungs- und Verzurrpunkte, die einzuhalten sind. Wie wirksam Einbauten der Profis sind, zeigte der Crashtest im DTC. Die Bott-Regale auf der linken Fahrzeugseite im Fiat Ducato hielten alles an seinem Platz. Doch auf der rechten Seite vermochten die Pakete die montierten dünnen Stahlstreben zwischen Fahrgast- und Laderaum durch die Wucht des Aufpralls problemlos zu durchdringen. Die Beifahrersitze wurden regelrecht nach vorne gedrückt und hätten dort Menschen gesessen, wären sie schwer verletzt worden. Nicht immer kommen Pakete gut an.