Seit Monaten musste man damit rechnen, dass sich Audi zum Ende der Saison aus der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) zurückzieht. Die Ingolstädter, die seit 1999 total 13 Siege bei den 24 Stunden von Le Mans feierten, hatten die WM seit dem Start 2012 nachhaltig mit aufgebaut. Freilich fristet die Serie zusehends ein Dasein weit abseits des medialen Rampenlichts. Wären die Schweizer Fässler (Audi), Buemi (Toyota) und Jani (Porsche) nicht absolute Protagonisten der Szene und jährlich in den Kampf um den WM-Titel und die Krone in Le Mans involviert, niemand hierzulande nähme wirklich Notiz von dieser WEC, einer Serie mit für Otto Normalverbraucher «spacigen» Autos, die notabene ultrateuer ist. Effektiv sind es wohl eher 250 als 150 Millionen Euro, die an Budget für eine Saison aufgebracht werden müssen.
Dies ist selbst für einen Konzern wie VW massig viel Geld. Umso mehr, als dass er im Zuge des Dieselskandals mit ausserordentlichen Zahlungen rechnen muss, die da in den nächsten Jahren auf ihn zukommen. Da macht es keinen Sinn, sich im Konzern gleich zwei WEC-Teams – Porsche wird vorerst bis 2018 weitermachen – zu leisten. Selbst wenn die Serie während der letzten Jahre etliche, «wertvolle» technische Errungenschaften zeitigte, wie etwa der erste Erfolg eines Autos mit TDI-Motor 2006 oder 2012 der erste Triumph eines Sportwagens mit Hybridantrieb.
Wie so oft braucht es manchmal ein einschneidendes Ereignis im Leben, das einem die Augen für anderes öffnet. Ereignisse, die einen dazu animieren und motivieren, in eine andere Richtung zu denken, als man sich dies zuletzt über Jahre hinweg gewohnt war. Der Dieselskandal ist für VW, sprich Audi mit Sicherheit ein solches Ereignis, das die interne Zukunft in verschiedener Hinsicht verändert. Je weniger «Diesel», könnte man in dem Sinn denken, desto einfacher wird es für VW auch mit der Imagekorrektur.
Wenn man bei Audi also im Zug des WEC-Ausstiegs laut kundtut, dass man ab der Saison 2017/2018 mit einem Werksteam in der Formel E liebäugelt, dann ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Die Zukunft des Autos ist – unaufhaltsam – elektrisch und damit ist die Elektromobilität ein Schlüsselthema der Branche. Selbst wenn da noch Leute aus Generationen an diversen Schalthebeln sitzen, denen es vor dieser Vorstellung graust.
Wenn sich Audi und dessen Brüder und Schwestern zu einem führenden Premium-Anbieter auf dem Gebiet des E-Antriebs entwickeln wollen, ist die Formel E – und wohl sehr bald auch die neue Electric GT Serie – eine ideale Plattform. Eine Bühne, die ungleich mehr Aufmerksamkeit, auch unter Laien, findet und immer noch mehr finden wird. Eine Bühne, auf die natürlich auch die Audi-Mitstreiter BMW und Mercedes und andere steigen wollen und müssen. Denn wie heisst es doch: ohne Veränderung keine Entwicklung.
INHALT
AR 44/2016
WINTERREIFEN-SPEZIAL
Test: Winterreifen
Test: Ganzjahresreifen
Nokian: Finnische Topreifen
TITELTHEMA
Audi steigt aus: Rückzug aus der WEC nach 18 Jahren
Das Schweigen der Ringe … Audi-Ausstieg zum Zweiten
TESTS UND FAHRBERICHTE
Nissan Pulsar: Dauertest
NEUHEITEN
AMG E63
Mini Cooper Countryman
BMW 5 M Sport
AKTUELL
Mobility Pricing: Pendler werden gerupft
SPORT
Formel 1: Lust und Frust
GT Electric: Neue Rennserie