Nach einer monatelangen Schlammschlacht, begleitet von einem juristischen Hickhack, wurden beim Automobil-Club der Schweiz (ACS) am vergangenen Freitag an der Delegiertenversammlung (DV) im bernischen Langenthal endlich die Weichen für eine versöhnliche Zukunft unter neuer Führung gestellt. Von den anwesenden 118 stimmberechtigten Delegierten wählten deren 114 den 52-jährigen SVP-Nationalrat Thomas Hurter an die Spitze des Vereins. Von den Sektionen hatten sich 18 von 19 für den Schaffhauser ausgesprochen. Hurter ist offizieller Nachfolger des scheidenden Zentralpräsidenten Mathias Ammann.
Der DV und Hurters Wahl war eine Kontroverse zwischen zwei zerstrittenen Lagern innerhalb des ACS vorausgegangen. Gegärt hatte es innerhalb des nationalen Verbands offenbar bereits länger, doch ans Licht, und damit ins Bewusstsein der Öffentlichkeit, kam der Streit Mitte Juni durch die sofortige Entlassung des Generaldirektors Stefan Holenstein. Dieser soll arbeitsrechtliche Vorschriften nicht eingehalten haben. Weitere unschöne Vorfälle in der jüngsten ACS-Geschichte waren danach die versuchte und letztlich gescheiterte vorzeitige Absetzung des Präsidenten Mathias Ammann sowie die Wahl von Christian Wasserfallen als dessen Ersatz. Dies scheiterte aber, weil die Wahl des Berner FDP-Nationalrats an einer umstrittenen Versammlung der ACS-Delegierten am 23. Juni in Yverdon-les-Bains VD erfolgt war, die laut Entscheid eines Berner Gerichtes gar keine Legitimation hatte. Die Wahl Wasserfallens war deshalb ungültig und er selber hatte in der Zwischenzeit auch auf das Amt verzichtet.
Niederlagen für Ammann
Und auch die Versammlung in Langenthal verlief nicht frei von Störgeräuschen. So gab es offenbar für den scheidenden Präsidenten Mathias Ammann bei einigen Traktanden Niederlagen, etwa bei der Abnahme der Jahresrechnung oder der Erteilung der Decharge. Und Ammann drang auch nicht mit seinen Wahlvorschlägen für die Neubesetzung des Direktionskomitees durch. So wurden von ihm portierte Kandidaten nicht berücksichtigt, hingegen wählten die Delegierten seine Intimfeindin Ruth Enzler. Die Abgeordnete des ACS Zürich im Komitee war an der Palastrevolution gegen Präsident Ammann massgeblich beteiligt und wurde nun im Amt bestätigt.
Nebst Enzler sitzen die folgenden Personen im neu gewählten Direktionskomitee, dem ausführenden und geschäftsleitenden ACS-Organ: René Desbaillets, Sektion Genf; Julien Broquet, Les Rangiers; Peter Hirn, Sektion St. Gallen-Appenzell; Beat Studer, Sektion Schwyz/Uri, und Lorenz Imhof, Sektion beider Basel. Für den bisherigen Tessiner Vertreter Gilberto Zwahlen hatte sich ein Ersatz zur Verfügung gestellt, doch die Delegierten wählten ihn nicht.
Eine glanzvolle Wahl
Die Wahl von Thomas Hurter war zwar geheim, aber dennoch glanzvoll. Lediglich vier Delegierte hatten gegen ihn gestimmt – eine Sektion hatte sich offenbar enthalten. Nach seiner Wahl verlieh der Verkehrs- und Sicherheitspolitiker aus dem Kanton Schaffhausen seiner Hoffnung Ausdruck, den ACS wieder in ruhige Fahrwasser führen zu können. «Ich werde dafür besorgt sein, dass die Führung des ACS und die Entscheidfindung breit abgestützt sind», umriss er seine Pläne. Was Thomas Hurter künftig beim ACS bewegen und verändern will, sagt er im folgenden exklusiven Interview.
Hurters Wahl kommentierte Mathias Ammann positiv: «Ich setze sehr viel Hoffnung in Thomas Hurter als neuen Zentralpräsidenten. Er war die beste Wahl, die man zum Wohle des ACS hatte treffen können und ich bin darüber sehr glücklich. Herr Hurter wird ein sehr guter und integrer Präsident sein.» Der Beginn für eine definitive Aussöhnung ist getan, jetzt sind noch die anstehenden gerichtlichen Auseinandersetzungen abzuwarten.