Obwohl das vergangene Jahr sehr anspruchsvoll war, konnten sich die Garagisten gut behaupten», erklärte Zentralpräsident Urs Wernli (Bild) an der 39. Delegiertenversammlung des Auto Gewerbe Verbands Schweiz (AGVS) in Arbon. Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses hatte nämlich einschneidende Auswirkungen zur Folge. Preissenkungen von 15 bis 20 Prozent drückten die sowieso schon nicht gerade üppigen Margen. Nach Wernli hatte eine Wertvernichtung des Fahrzeugparks von rund 3 Mia. Franken stattgefunden. Diesen Widrigkeiten hatten die Garagisten getrotzt.
Im Zentrum der Delegiertenversammlung stand das neue Leitbild des AGVS. Neu stehe das Mitglied und nicht mehr der Verband im Mittelpunkt. Die AGVS-Garagisten seien die Ansprechpartner, hielt Wernli fest. Damit werden sich die 4000 im AGVS vereinten Garagisten noch mehr weg von Verkaufs-, Reparatur- und Servicebetrieben hin zu Anbietern von ganzheitlichen Mobilitätslösungen bewegen. Die Devise heisse Qualität sowie Zuverlässigkeit und das zu vernünftigen Preisen.
Weitere Schwerpunkte sind, nach Wernli, die Aus- und Weiterbildung, die weiter gefördert werden müssen sowie eine verstärkte Interessenvertretung gegenüber Politik und Behörden. In diesem Zusammenhang rief er den Delegierten in Erinnerung, die lokale Verankerung entschiedener zu nutzen. Die Sektionen stünden auch im Zentrum der künftig verstärkten Aktivitäten des Verbands. Der AGVS werde sich ferner noch stärker als bisher für die Anliegen des Gewerbes und der Autofahrer einsetzen. Und noch konsequenter wolle sich der AGVS für das freie Unternehmertum engagieren, unabhängig davon, in welchem Unternehmerkonzept das einzelne Mitglied agiere. Der Zentralpräsident bezeichnete ferner die Kommunikation als wichtiges Element in der Verbandsarbeit. «Denn wer nicht kommuniziert, geht vergessen. Und wer nicht offen kommuniziert, riskiert seine Glaubwürdigkeit», betonte Wernli.
Die einzelnen Bereiche
Anschliessend gaben die Mitglieder des Zentralvorstands einen Einblick in ihre Bereiche. Im Handel war 2015, nach Markus Hesse, ein gutes Jahr mit 323 000 Neuwagen und 859 000 verkauften Occasionsfahrzeugen. Einzelne Marken konnten eine Steigerung von über 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnen. Im Bereich der Ergebnisse sah es allerdings weniger erfreulich aus: Gemäss Figas lag die Umsatzrendite im abgelaufenen Jahr noch bei 1,4 Prozent. Positiv sei dagegen, dass die aktuelle Form der Kraftfahrzeug-Bekanntmachung in einer leicht abgeänderten Form bis 2022 bestehen bleibe, erklärte Hesse. Für das laufende Jahr rechne BAK Basel Economics AG mit einer stückzahlenmässigen Abkühlung, schloss Hesse seine Ausführungen.
Dominique Kolly orientierte über den Nutzfahrzeugmarkt. Erwartet worden sei bei den Lastwagen für 2015 ein Wachstum von 5 Prozent gegenüber 2014. Am Ende habe schliesslich mit 3900 Neuzulassungen ein Minus von 6,5 Prozent gegenüber 2014 resultiert. Mit einem Zuwachs von 7,7 Prozent seien dagegen die Erwartungen bei den leichten Nutzfahrzeugen übertroffen worden. Die Herausforderungen würden aber nicht kleiner, weil die Wirtschaft vor grossen Herausforderungen stehe, führte Kolly weiter aus. Schliesslich liege noch ein Postulat von Ständerat Konrad Graber (CVP/LU) vor, das eine Verlängerung der Prüfintervalle für Nutzfahrzeuge verlange. Heute müssen die Nutzfahrzeuge jährlich einer Nachprüfung unterzogen werden. Der Ständerat hat das Postulat angenommen. Der Ball liegt nun beim Bundesrat.
Schweizer Erfolge
Mit sichtlichem Stolz verwies Charles-Albert Hediger im Bereich Berufsbildung auf die Erfolge der Schweizer Mechatroniker Jean Trotti und Fabian Britt an den letztjährigen SwissSkills und den anschliessenden WorldSkills. Zurzeit stünden die Anpassungen der Qualifikationsprofile für die beiden Berufe Automobil-Fachmann und Automobil-Mechatroniker im Vordergrund.
Schliesslich sprach René Degen den AutoEnergieCheck (AEC)-zertifizierten Garagisten ein Lob für ihren Einsatz aus. So konnten im vergangenen Jahr mit dem AEC rund 8 Mio. Liter Treibstoff gespart werden.
Sorgen bereitet der Branche der grassierende Einkaufstourismus, der sich nicht nur auf die Lebensmittel beschränke, sondern immer mehr auch Fahrzeuge und Reparaturdienstleistungen erfasse. Hier gelte es mit sehr guten Leistungen die Kunden zufrieden zu stellen, um ein weiteres Abwandern zu verhindern.
ao