Die Mobilität fährt in der Region Baden-Wettingen auf innovative Zukunftsmodelle ab. Nach Ansicht von RVBW-Direktor Stefan Kalt wird sich der klassische ÖV durch selbstfahrende Autos und Sharing-Modelle sicherlich verändern. Die Mobilität ist jedoch nicht nur in der Region Baden-Wettingen wichtig, sondern auch Schweiz weit, da zurzeit über die Milchkuhinitiative abgestimmt wird. Abstimmungstermin ist der 5. Juni 2016. Deshalb wird stark über neue Mobilitätsformen diskutiert.
Kenny Eichenberger, einer der führenden Autohändler der Schweiz wie auch Eigentümer von Kenny’s Auto-Center AG und Stefan Kalt, Direktor der Regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen RVBW sind auch Diskussionsfreudig.
Ob Zufall oder Ironie, gewann Stefan Kalt, welcher einer von 1000 Teilnehmer war, den Jubiläumspreis. Für ihn sind 510 PS Neuland, denn er kennt sich besser mit BiCars aus. Bei der Schlüsselübergabe wurde ein Interview mit beiden geführt.
Mobilität der Zukunft in Baden-Wettingen
In Baden wird rund um den Schulplatz ein Problem bezüglich des Verkehrs gesehen und auch das grosse Verkehrsaufkommen hat oft einen beträchtlichen Stau zur Folge. Um dieses Problem zu lösen hat die Stadt 100 Mio. in einen Umbau investiert. Des Weiteren wird in Baden ein neues Botta-Bad, ein Thermalbad eröffnet, was wiederrum zu mehr Verkehr führen wird. Zurzeit wird geprüft, ob man das Bäderquartier nicht mit einer Seilbahn verbinden könnte, um das Verkehrsproblem zu mindern. Zudem hat sich Baden auch als Versuchsregion für BiCars beworben. BiCars sind Fortbewegungsmittel für eine Person, wobei man sich BiCars als eine Mischung aus Auto und E-Bike vorstellen kann.
Die Schweizer Hochschulen für Angewandte Wissenschaften führen einen ersten Versuch für BiCars in Winterthur durch. Das Ziel ist es, eine zweite Versuchsphase für die Region Baden und Wettingen zu ermöglichen.
Kenny Auto-Center –eine Schweizer Traumkarriere
Die Unternehmenskarriere von Kenny Eichenberger begann auf einem Kiesplatz beim Bahnübergang in Buchs, Zürich. Er verkaufte Occasionen und Simca-Neuwagen auf dem Kiesplatz, welche er aus Frankreich importierte. Sein Startkapital bestand aus 20’000 CHF und einem UBS-Kontokorrent von 50’000 CHF ohne Sicherheiten. Eichenberger traf eine Marktlücke mit der Marke Simca. Aus Simca – 1978 von Peugeot aufgekauft und in Talbot umbenannt – ging u.a. der damals sehr trendige Talbot Rancho Geländewagen hervor, mit einem völlig anderen und neuzeitlichen Look, SUV light für das nicht so grosse Portemonnaie. Der Kiesplatz in Buchs wurde ihm aber schnell zu klein, da seine Vision es war Kunden möglichst rundum zu betreuen und vollen Service zu bieten. Er wollte nicht nur Autos verkaufen, sondern auch Fahrzeuge warten und reparieren. Deshalb mietete er sich kurz nach dem Firmenstart bei der Garage Folié in Dällikon als Markenvertreter für Simca/Talbot und Peugeot ein und stellte seine ersten Mitarbeitenden an. Und kurze Zeit später kam Subaru dazu. In seinem Erfolgswind setzte sich Kenny sein nächstes Ziel, nämlich einen Garage-Neubau in Dällikon. Dieses Ziel wurde 10 Jahre nach dem Firmenstart- 1989- realisiert und so konnte er sich den Traum erfüllen, eine Mercedes-Benz-Vertretung zu führen. Aber auch in Dällikon wurde es Kenny schnell zu eng. Die Lösung dafür war ein zweiter Standort, welcher 2001 in Wettingen eröffnet wurde und heutzutage als eines der modernsten Autohäuser in der Schweiz bekannt ist.
«Auto mieten, kaufen, teilen» Im Gespräch mit Kenny Eichenberger, seit vierzig Jahren erfolgreich im Autohandel, seit 30 Jahren mit einer Mercedes-Benz-Vertretung.
Was fasziniert Sie am Thema Mobilität?
Mich begeistern die verschiedenen Wege und Lösungen. Es wird sehr spannend in den nächsten fünf oder zehn Jahren. Welche Mobilitätslösungen wird es geben? Auto mieten, Auto kaufen, Auto teilen? Da werden viele Inputs auf uns zukommen. Das ist eine grosse Herausforderung.
Elektro- und Hybridantrieb: Was sagen die Kunden dazu?
Ich persönlich glaube, dass der Plugin-Hybrid Zukunft hat. Die Modelle kann man am Abend an der Steckdose aufladen. Selbst die grosse E-Klasse oder ein GLE wird so nur noch drei bis vier Liter Benzin brauchen. Das ist eine interessante Entwicklung! Man kann 30 Kilometer mit dem Elektromotor fahren – weiter mit Kraftstoff, wenn es nötig ist. Ich glaube, hier liegt unsere Zukunft.
Was denken Ihre Kunden über die Zukunft der Mobilität?
Wir haben eine externe Umfrage unter unseren Kunden durchführen lassen. Sie ergab, dass jeder zweite befragte Kunde davon ausgeht, dass in Zukunft der Verkehr und die damit verbundenen Kosten zunehmen werden. Gleichzeitig nimmt man an, dass neue fortschrittliche Technologien ihren Weg in die Gesellschaft finden werden, was die Qualität der Mobilität verändern wird. Es wird die Meinung geteilt, dass es neue umweltschonende Energiequellen braucht. Elektroautos und selbstfahrende Autos sind bereits im Blickfeld. Die grössten Chancen für die zukünftige Mobilität sehen die Befragten darin, dass es in absehbarer Zeit fortschrittliche Fahrzeuge geben wird und neue Energien zum Umweltschutz beitragen werden. Zudem wird die Meinung vertreten, dass Verkehrsnetze effizienter genutzt werden sollten.
«Es macht keinen Sinn, dass jeder sein eigenes selbstfahrendes Fahrzeug besitzt» Im Gespräch mit Stefan Kalt, Direktor der RVBW und 40 Tage lang im Besitz des Mercedes-AMG GT S.
Haben Sie in den nächsten 40 Tagen spezielle Touren geplant?
Nein, ich habe noch keine konkreten Touren geplant. Ich bin noch nie einen Mercedes AMG GTS S gefahren. Ich denke, ich werde darum sicher mal eine Passfahrt machen.
Was denken Sie als Direktor der RVBW, wie entwickelt sich die Mobilität der Zukunft?
Die ÖV-Betriebe werden von der Mobilität der Zukunft stark beeinflusst. Eine der schnellsten Verbindungen, um grosse Strecken zurückzulegen, ist sicher die Bahn. Doch die Bahn bietet zu wenig Möglichkeiten, um von A nach B zu kommen. Hier braucht es andere, zusätzliche Möglichkeiten. In den Ballungszentren macht sicher ein Bus Sinn. Doch ob es in ländlichen Gegenden noch sinnvoll ist, dass jede halbe Stunde ein Bus fährt? Vielleicht kommen hier bald selbstfahrende Fahrzeuge oder Taxis zum Zug. Auch BiCars könnte ich mir vorstellen. Das ist die Idee eines interdisziplinären ZHAW-Forschungsteams. Ein BiCar ist eine Mischung aus Auto und E-Bike. Es ist mit seinen 70 Kilogramm viel leichter als ein Auto und wegen der drei Räder und der Kunststoffverschalung sicherer als ein E-Bike. Oder auch Sharing-Modelle könnte ich mir für den Verkehr auf dem Land vorstellen, wie zum Beispiel Publiride, das gemeinsame regionale Mitfahrnetzwerk von PostAuto und flinc AG. In Zukunft bucht man dann alles über eine App. Das macht ja Uber heute schon vor – ein ähnliches System, nur von Privatanbietern.
Sehen Sie in der Mobilität der Zukunft eine Konkurrenz für den ÖV?
Nein. Wir betreiben mit der Mobilitätszentrale badenmobil auch eine Mobilitätsmarke, welche sich intensiv mit den verschiedenen Mobilitätsformen auseinandersetzt. Der ÖV ist Mobilität für die Allgemeinheit. Es macht ja keinen Sinn, dass jeder sein eigenes selbstfahrendes Fahrzeug besitzt und fährt. Es muss jemanden geben, dem der ÖV-Transport gehört, der diese Fahrzeuge betreut.
PD