TESTCOURT GROSSBRITANIEN: AUTONOM FAHRENDE AUTOS MACHEN SICH BREIT

Volvo treibt das autonome Fahren voran und startet rund um London den grössten Praxistest mit selbstfahrenden Autos in Großbritannien. Ab Anfang 2017 sind Familien zunächst in teilautonomen Fahrzeugen auf öffentlichen Straßen unterwegs, ehe der „Drive Me London“ genannte Feldversuch 2018 um bis zu 100 autonom fahrende Volvo Modelle erweitert wird.

Die Entwicklung der autonomen Fahrtechnik ist ein zentraler Bestandteil auf dem Weg hin zur Vision 2020: Ende des Jahrzehnts soll niemand mehr in einem neuen Volvo Modell ernsthaft verletzt oder getötet werden.

„Autonomes Fahren sorgt für einen weiteren Sprung in der automobilen Sicherheit. Je eher selbstfahrende Autos auf die Straße rollen, desto schneller werden Leben gerettet“, erläutert Håkan Samuelsson, Präsident und CEO der Volvo Car Group, aus einer natürlich nicht ganz uneigennützigen Perspektive. Diese Einschätzung wird der Volvo Vorstandschef am 3. Mai im Rahmen des Seminars „A Future with Autonomous Driving Cars – Implications for the Insurance Industry“ („Eine Zukunft mit autonom fahrenden Autos – Auswirkungen auf die Versicherungsbranche“) im America Conference Centre in London präsentieren.

Im Unterschied zu anderen Feldversuchen nutzt der „Drive Me London“-Test unter anderem „normale“ Familien, die am Steuer von autonom fahrenden Autos auf öffentlichen Straßen unterwegs sind. Volvo sammelt die Daten von diesen Personen, um noch bessere selbstfahrende Fahrzeuge für alltägliche Bedingungen entwickeln zu können.

Die Einführung des autonomen Fahrens erfolgt in zwei Stufen: Anfang 2017 rollt zunächst eine begrenzte Zahl von teilautonom fahrenden Fahrzeugen über britische Straßen, 2018 folgen bis zu 100 vollautonome Autos. Unabhängigen Studien zufolge kann autonomes Fahren angeblich die Zahl der Verkehrsunfälle deutlich senken, in manchen Fällen sogar um bis zu 30 Prozent. Denn rund 90 Prozent aller Unfälle sind auf Fehler oder Ablenkung des Fahrers zurückzuführen – etwas, das bei autonom fahrenden Autos keine Rolle spielt. Es bleibt jedoch auch zu beachten, dass ein genauer Vergleich noch gar nicht möglich ist, und dass ein durchmischter Verkehr ebenfalls neue Gefahren und Unfallsituationen mit sich bringen können.

Auch in China ist ein Grossprojekt geplant

Volvo will in China die fortschrittlichsten jemals in diesem Land durchgeführten autonomen Testfahrten starten: Ausgewählte chinesische Fahrer sollen dann autonome Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen unter Alltagsbedingungen nutzen. Für den Versuch, an dem 100 Fahrzeuge teilnehmen werden, beginnt Volvo in den kommenden Monaten Verhandlungen mit geeigneten Städten.

Bereits in 5 Jahren verfügbar?

“Die Automobilhersteller erwarten, dass vollautonome Fahrzeuge, die einen Teil der Fahrt ohne Eingreifen des Fahrers zurücklegen, bereits ab 2021 verfügbar sein werden. Im Jahr 2035 können durch autonom und vernetzt fahrende Autos Unfälle um bis zu 80% reduziert werden, so eine Einschätzung des NHTSA aus den USA. Lässt sich eine Kollision nicht vermeiden, sinkt zumindest die Aufprallgeschwindigkeit dank der autonomen Fahrtechnik“, erklärt Peter Shaw, CEO von Thatcham Research.

Auch auf Verkehrsstörungen hat die Technik positiven Einfluss: Selbstfahrende Autos sind gleichmäßiger unterwegs, was Staus miniminiert und die CO2-Emissionen und somit die Umweltverschmutzung reduziert. Gleichzeitig verlieren Autofahrer weniger Zeit in Staus.

„Autonom fahrende Autos haben viele Vorteile. Aus diesem Grund müssen Regierungen ihre Gesetzgebung und Infrastruktur anpassen, damit selbstfahrende Fahrzeuge schnellstmöglich auf die Straße rollen. Die Automobilbranche kann dies nicht alleine schaffen, wir brauchen die Hilfe der Behörden“, so Samuelsson.

Die Nachteile, wie zum Beispiel moralische Entscheidungen einer Software, Hackeranfälligkeiten oder vermehrte Überwachungsmöglichkeiten dürfen bei der ganzen Euphorie jedoch nicht vergessen werden.

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