Der Zündfunke ist beim Chevrolet Spark EV und beim Volt noch nicht so richtig auf die Kunden übergesprungen. Und auch das Schwester-Modell des Volt, der Opel Ampera, fand bisher in der Schweiz noch nicht die grosse Kundschaft: 2015 wurden gerade 56 Plug-in-Hybrid-Amperas immatrikuliert.
Doch nun keimt neue Hoffnung auf, dass ein Stromer aus dem GM-Konzern doch noch den grossen Durchbruch schafft, denn die endgültigen Zahlen für das rein elektrische Fahrzeug Bolt lassen aufhorchen: Seine E-Reichweite beträgt 320 km und in den USA soll er konkurrenzfähig zu rund 30 000 $ ab Ende 2016 verkauft werden.
Damit läge der 1.6-Tonnen schwere Bolt deutlich über den Reichweiten der Mitbewerber. Zum Vergleich Nissan Leaf: Mit dem neuen 30 kWh-Akkupack verspricht Nissan eine Reichweite von 160 km. Und BMW verspricht für den i3 eine Reichweite von 160 km (mit 19 kWh-Akku). Der Chevrolet Bolt verdoppelt die E-Reichweite also, und das ist gut so. Denn die Reichweitenangaben der Hersteller sind nur Richtwerte, jeder Elektroauto-Fahrer weiss hingegen, dass es auf diverse Faktoren ankommt. Zum einen auf das Fahrkönnen des Fahrer selbst – wer bis 20 Meter vor den Kreisel mit dem Fuss auf dem Gas bleibt, saugt den Akku schnell leer. Wer auf der Autobahn auf über 130 km/h beschleunigt, der leert den Akku auch deutlich schneller (der Luftwiderstand wird dann zum ausschlaggebenden Faktor). Im Winter brauchen E-Autos sowieso mehr Energie, die Kälte setzt den Akkus zu, die auf voller Leistung laufende Heizung tut das ihrige (im Extremfall kann die Reichweite im Winter so um die Hälfte reduziert werden). 160 km Reichweite können da schnell wegschmelzen, vor allem, wenn am Arbeitsplatz keine Steckdose vorhanden ist, um das Fahrzeug wieder aufzuladen.
Mit 320 km Reichweite dürfte der Bolt-Kunde jedoch auf der sicheren Seite sein, was das Pendeln zum Arbeitsplatz betrifft – selbst Distanzen von 60 km (inkl. Autobahnetappen) ohne Auflademöglichkeit am Arbeitsort verlieren so ihren Schrecken, denn das Horrorszenario aller Elektroautofahrer ist das Liegenbleiben mit leerem Akku auf dem Pannenstreifen der Autobahn.
Das Geheimnis der relativ hohen Reichweite des Bolts ist ein sehr grosses Akkupack mit einer Energie von 60 kWh. 288 Lithium-Ionen-Zellen mit einem Totalgewicht von 435 kg finden im Boden des Bolt Platz. Sie bedecken den Boden sehr flach, so dass ein Mitteltunnel entfallen kann.
Dieses Bauprinzip findet auch beim Tesla S Anwendung. Chevrolet selbst spricht von einer neuen Elektroplattform, daher darf angenommen, werden, dass das Chassis (Stahl-Alu) für weitere E-Fahrzeuge so modifziert werden kann, dass unterschiedliche Radstände/Fahrzeuge möglich sind.
Des weiteren weist dieses Bauprinzip (ohne Mitteltunnel) auch den Weg in die Zukunft, denn so werden interessante Bestuhlungvarianten möglich (mit drehbaren Sitzen in einer autonomen Version ab circa 2025-2030).
Tesla hat mit seinem grossen Displays ja so ein wenig die Richtung vorgegeben, die anderen Hersteller ziehen da nach und verbauen folgerichtig in ihren Elektroautos ebenfalls grosse Displays. Im Bolt komm ein 10.3-Zoll-Display zur Anwendung, ein Highlight ist sicher auch der Blick in den Rückspiegel – er ist direkt mit der Rückfahrkamera gekoppelt.
Sowohl die Lithium-Ionen-Akkus wie auch der Elektromotor (Leistung: 150 kW, 360 NM Drehmoment, 0-100 km/h in circa 7 Sekunden) werden allerdings nicht von Chevrolet in den USA, sondern von LG Electronic in Südkorea gefertigt.
Gefertigt wird der Rest des Bolt übrigens im US-Werk Orion (nördlich von Detroit in Michigan).
Chevrolet hat sich ja fast ganz aus Europa zurückgezogen, lediglich die Sportwagen werden noch unter diesem Namen angeboten. Daher ist es ziemlich wahrscheinlich, dass Opel zum neuen Chevrolet Bolt ein Schwestermodell anbieten wird. Wie dieses heissen wird und wann es in die Schweiz kommt, ist allerdings noch unklar.