Pick of the Week: Mercedes-Benz CLK GTR Coupé

Gerne durchstöbern wir das Angebot der bekannten Auktionshäuser. Wenn uns etwas besonders gut gefällt, präsentieren wir es hier als «Pick of the Week». Heute ist es ein Mercedes-Benz CLK GTR Coupé, gefunden bei RM Sotheby’s.

  • Gebaut 1998/1999
  • 20 Exemplare produziert
  • Lug und Betrug

Es ist dies eigentlich ein furchtbar ärgerliches Automobil. Es gewann Rennen und Meisterschaften, die es gar nie hätte gewinnen dürfen, weil es nicht dem Reglement entsprach. Noch schlimmer war aber, dass dieser Benz sämtliche Gegner vergraulte, worauf sich diese aus dem Langstrecken-Rennsport zurückzogen, ein lähmendes Vakuum zurückliessen. Den Stuttgartern war das selbstverständlich völlig egal – in ihrer Arroganz hielten sie es nicht einmal für nötig, das Reglement nachträglich zu «erfüllen», obwohl genau das die Abmachung gewesen wäre.

Und: Gern stellen wir hier bei «Pick of the Week» ja Fahrzeuge vor, die so etwas wie Schnäppchen darstellen sollen. Entweder, weil sie preislich interessant sind – oder weil wir ihnen ein hohes Steigerungspotenzial zubilligen. Bei diesem Fahrzeug, das bei der RM-Sotheby’s-Auktion vom 17. November in Las Vegas mindestens 8 Millionen Dollar einbringen soll, ist es noch einmal etwas anders: Auf der gleichen Versteigerung kommt auch noch ein CLK GTR Roadster unter den Hammer, der mindestens 10 Millionen Dollar bringen soll. Das ist das Coupé dann quasi der Billigeimer.

Nur ganz kurz die Geschichte: 1996 hatte Mercedes die DTM ruiniert, mit riesigem Budget die Konkurrenz vertrieben. Als neues Feld wurde die BPR Global GT Series auserkoren, die ab 1997 als FIA-GT-Weltmeisterschaft durchgeführt wurde. Dort waren zuvor ältere Semester wie der Ferrari F40 und der McLaren F1 unterwegs, doch für 1997 hatte Porsche schon mal den 911 GT1 in Stellung gebracht, damit Mercedes Tür und Tor geöffnet für ein Wettrüsten ohne Sinn und Zweck. Sowohl Porsche wie auch Mercedes hielten sich aber nicht an das Reglement, das 25 strassenzugelassene Exemplare verlangte. Die FIA nickte einen Start ab, allerdings unter der Bedingung, dass die geforderten Einheiten nachgeliefert werden.

Bekanntlich hatte Mercedes kein Mittelmotor-Fahrzeug im Programm, deshalb war allein schon die Bezeichnung CLK lächerlich. Für 1997 wurden eine Handvoll Rennwagen produziert, 6-Liter-V12, etwa 600 PS – und man gewann locker die Weltmeisterschaft (in Le Mans allerdings nicht). 1998 gleiches Spiel, Mercedes dominierte (ausser in Le Mans). 1999 hatten sich mal wieder alle Konkurrenten verabschiedet, die Stuttgarter rüsteten aber weiter auf, was dazu führte, dass das unterdessen als CLR bezeichnete Fahrzeug in Le Mans mit einem zweifachen Überschlag und dem berühmten Rückwärtssalto von Peter Dumbreck Schlagzeilen machte. Danach war endlich Schluss mit dem Theater.

Die Strassenversionen wurden erst ab November 1998 gebaut. Und es gab auch nicht die 25 geforderten Exemplare, sondern nur 20 – obwohl Mercedes 1997 verkündet hatte, 300 Bestellungen vorliegen zu haben. Erst 2002 wurden noch fünf Roadster nachgereicht. Die optisch eine ähnliche Beleidigung für das Auge sind wie die Coupé (und der Porsche 911 GT1). In der heftigsten Variante gab es 7,3 Liter Hubraum und etwa 660 PS.

In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Unter «Pick of the Week» präsentieren wir gerne günstige und vor allem spannende Automobile, die wir auf Auktions-Vorschauen entdecken – eine Liste der schon vorgestellten Fahrzeuge finden Sie hier.

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