Porsche Carrera Abarth – einer von ganz Wenigen

So ganz korrekt heisst dieses Fahrzeug: Porsche 356 B/1600 GS Carrera GTL. Aber das «Abarth» ist halt noch wichtig.

  • Kooperation mit Carlo Abarth
  • Design von Franco Scaglione
  • 20 Exemplare

Man kannte sich, Carlo Abarth war einmal mit der Sekretärin von Anton Piëch verheiratet, der seinerseits mit der Schwester von Ferdinand Porsche verheiratet war. Über diese Bekanntschaft kam es wahrscheinlich auch zur Zusammenarbeit zwischen Porsche und Cisitalia, auch wurde der Österreicher Abarth schon früh Repräsentant von Porsche in Italien. 1959 klopften die Stuttgarter wieder an seine Tür – man brauchte dringend einen Sportwagen auf Basis des 356, der aber leichter und auch schneller war als die bisherigen Modelle.

Insbesondere die Front war ganz anders bei Carrera Abarth – Revs Institute

Denn man hatte zwar einen feinen Motor, die Fuhrmann-Maschine (Projektnummer 547), je zwei über Königswellen angetriebene obenliegende Nockenwellen pro Zylinderreihe, Doppelzündung, Trockensumpfschmierung, zuerst 1,5 Liter, dann 1,6 Liter Hubraum (Konstruktionsnnummer 692). Die Maschine war gut für 105 PS in der Strassenversion, als GT gab es 115 PS, in der Rennversion bis zu 135 PS. Porsche wollte von Abarth aber kein Motorentuning und auch keine verfeinerte Auspuffendanlage, sondern: Design.

Das Heck erfuhr bei Porsche eine deutliche Nachbearbeitung – Revs Institute

Das konnte Abarth selber nicht, also wandte er sich an Franco Scaglione. Der zeichnete ihm eine sehr strömungsgünstige Aussenhaut, die in Alu geschlagen deutlich leichter war als die leichtesten Reutter-Aufbauten (das erklärt dann das L in GTL); 780 Kilo wog so ein Carrera Abarth. Zagato hatte sich um den Auftrag bemüht, aber anscheinend wurden die Karosserien dann bei Rocco Motto in Form geklopft. Und dies auch nur solala: Als der erste Abarth-Prototyp in Stuttgart eintraf, ging Porsche zuerst einmal in die intensive Nachbearbeitung. Neben der Bearbeitung der qualitativen Mängel musste vor allem der Motor mehr Luft haben, was das wild zerklüftete Heck dieser Carrera Abarth erklärt.

Beim Scaglione-Entwurf war das Heck noch schöner – Zwischengas

Genau 20 Stück lieferte Abarth aus Italien nach Deutschland. Der Preis war mit 25’000 D-Mark für damalige Verhältnisse horrend, trotzdem gingen die Carrera Abarth weg wie warme Semmeln; zwei Fahrzeuge wurden vom Werk eingesetzt. Und sie waren in ihrer Rennklasse von 1960 bis 1963 quasi unschlagbar, es gab Weltmeistertitel und Klassensiege in Le Mans, noch Jahre später waren sie sowohl bei regionalen Rundstreckenrennen wie auch am Berg gefürchtet.

Der Wundermotor von Dr. Fuhrmann – Revs Institure

Interessant ist, dass von den 20 Fahrzeugen heute noch alle existieren. Zwar wurde das Fahrzeug #1002 bei einem Unfall zerstört, aber später wieder aufgebaut. Nein, über Geld wollen wir in diesem Zusammenhang nichts schreiben. Das Fahrzeug, das wir hier zeigen, steht im so wunderbaren Revs Institute in den USA und gehörte einst dem Schweizer Siegfried Lang. Es war 1960 in Le Mans eingesetzt worden, unter Linge/Walter auch richtig schnell, doch es gab ein Problem: Der Carrera Abarth war oben sehr undicht (Italien) – und unten zu dicht (Deutschland). Weil das Rennen aber bei strömendem Regen durchgeführt wurde, sassen die beiden Piloten teilweise knöcheltief im Wasser. Was die Performance nicht verbesserte.

Es entsteht hier eine kleine Serie von «seltenen Porsche», wir haben sie in einer Liste zusammengefasst, zu sehen: hier. Mehr Old- und Youngtimer finden Sie in der monatlichen Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE, Abos gibt es: hier.

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