Ferrari 250 GT «Interim» – Vorbote

Bevor dann endlich «il corto» auf den Markt kam, gab es noch sieben Stück des Ferrari 250 GT «Interim».

  • Nur 1959 gebaut
  • Es entstanden sieben Exemplare
  • Design von Pininfarina

Der 250 GT war in die Jahre gekommen. Zwar verkaufte er sich besser denn je, damals, so 1958, 1959, er war immer noch ein ausgezeichnetes Gerät für den ambitionierten Sportfahrer, der am Freitagabend mit seinem Ferrari gepflegt auf den Rennplatz fuhr, dort am Samstag Nummern auf sein Gefährt klebte, am Sonntag einen Pokal holte – und am Montag mit dem gleichen Auto wieder zur Arbeit fuhr. Doch Enzo Ferrari und sein Verkaufsdirektor Girolamo Gardini wussten, dass die Zeit des wunderbaren Gran Turismo um war – es musste etwas Neues, Besseres her.

Man muss schon genau hinschauen, um den langen Radstand des «Interim» zu erkennen – Girardo & Co.

Wann genau die Arbeiten am 250 GT mit kurzem Radstand begannen, für den in erster Linie Giotto Bizzarrini verantwortlich zeichnete, ist unklar. Aber es dürften schon Ende 1957 erste Versuchsfahrzeuge entstanden sein mit den nur 2,4 anstatt 2,6 Metern Radstand. Und nein, selbstverständlich war es nicht so, dass Bizzarrini einfach 20 Zentimeter zwischen den Rädern heraussägte (obwohl, es wäre ihm durchaus zuzumuten gewesen), da stand weit mehr dahinter.

Es ist dies die originale Lackierung von #1509GT, die Nationalfarben von Madagaskar – Girardo & Co.

Und wohl schon 1958 war man in Maranello so weit, dass klar war: das neue Auto, der SWB, wird einfach besser. Doch es sollte kein Schnellschuss sein – und auch Pininfarina sollte genügend Zeit erhalten, das perfekte Kleid für das neue Fahrzeug zu zeichnen. Was dann aber aus Turin kam, muss die Herren in Maranello derart überzeugt haben, dass sie das neue Kleid auch noch auf den langen Radstand montierten.

Klar, wieder einmal der legendäre Colombo-V12 – Girardo & Co.

Und so entstand ein Fahrzeug, das heute bekannt ist als «Interim»: zwar noch langer Radstand, aber schon scharfer Motor, vor allem aber das Pininfarina-Design, das die 250 GT Berlinetta SWB – «il corto» – so berühmt machen sollte, komplett aus Alu. Der erste Wagen, #1377GT, entstand bei Pininfarina, hatte den damals stärksten Motor (also: 128DF) – und wurde im Mai 1959 direkt nach Venezuela verschifft. Ganz so, als ob niemand merken sollte, was es da bei Ferrari neu zu kaufen gab.

Innen war beim Interim alles wie gehabt – Girardo & Co.

Es gab dann noch sechs weitere dieser «Interim», die aber alle bei Scaglietti eingekleidet wurden. Fast alle fuhren mehr oder weniger erfolgreich Rennen, so schafften etwa Pilette/Arents auf #1461GT den vierten Gesamtrang beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1959. Vor allem aber siegten Gendebien/Bianchi im gleichen Jahr bei der «Tour de France», dies auf #1523GT.

Beim ersten Auftritt versenkte Jo Schlesser seinen Ferrari gleich mal in einem Fluss – Girardo & Co.

Das Fahrzeug, das wir hier zeigen, ist das vierte von sieben, #1509GT. Ausgeliefert wurde es im September 1959 an Jo Schlesser, lackiert in Weiss mit einem grünen Streifen, den Nationalfarben von Madagaskar, der ursprünglichen Heimat von Schlesser. Als erstes Rennen bestritt er 1959 die «Tour de France», als Beifahrerin fungierte seine Frau Annie. Wessen Fehler es war, dass sie eine Brücke verfehlten und in einen Fluss fielen, das bleibt ungeklärt. Ab 1960 hatte das Fahrzeug dann fünf Schweizer Besitzer, Edgar Berney, Richard Huber, Balz Amschwand, Franco Birchler und Hansjörg Gerber. Heute befindet sich #1509GT in englischem Besitz. Um sich eine kleine Vorstellung zu machen von den Preisen: Der letzte «Interim» kam 2017 auf den Markt – und wurde für 8,5 Millionen Dollar verkauft.

Ja, bald einmal erzählen wir dann auch die Geschichte von der Ferrari 250 GT SWB Berlinetta – Girardo & Co.

In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Ansonsten entsteht hier eine sonntägliche Reihe von Ferrari, da haben wir eine Liste mit diesen schönen Geschichten erstellt, zu bewundern: hier.

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