Porsche Typ 597 – einer von ganz Wenigen

Schon lange vor dem Cayenne baute Porsche einen Geländewagen. Der Erfolg blieb dem Porsche Typ 597 verwehrt.

  • Gebaut zwischen 1955 und 1958
  • Wahrscheinlich etwa 70 Exemplare
  • Einer der seltenen Misserfolge von Porsche

Am 19. Januar 1953 veröffentlichte die deutsche Bundeswehr das Lastenheft für ein leichtes Nutzfahrzeug, das die Volkswagen Typ 82 (Kübelwagen) und Typ 86 (Schwimmwagen) ersetzen sollte. Es bewarben sich Auto Union, Borgward – und Porsche (Volkswagen erstaunlicherweise nicht). Selbstverständlich sah sich Porsche im Vorteil, Ferdinand Porsche (1875-1951) hatte ja schon die beiden Vorgänger konstruiert.

Einer der kleinsten Porsche aller Zeiten: Der Typ 597 misst nur 3,62 Meter – ©Courtesy of RM Sotheby’s

Die Konstruktion des Typ 597 genannten Fahrzeugs folgte dem bekannten Muster von Porsche. Im Heck arbeitete der luftgekühlte Boxer aus dem 356, zuerst mit 1,5, später mit 1,6 Liter Hubraum. Das Triebwerk wurde modifiziert auf Langlebigkeit, es verblieben noch 50 PS. Geschaltet wurde über ein 5-Gang-Getriebe, der Vorderradantrieb konnte zugeschaltet werden, hinten gab es eine ZF-Differentialsperre. Die Räder waren einzeln aufgehängt, vorne an einer Kurbellenker-, hinten an einer Pendel-Achse, die Federung erfolgte über Drehstäbe.

Das Innenleben war doch eher einfach gehalten – ©Courtesy of RM Sotheby’s

Es war ein winziges Teil, das Porsche da zur Armee in die Erprobung schickte, 3,62 Meter lang, 1,61 breit, 1,61 Meter hoch, 2,06 Meter Radstand, 990 Kilo schwer. Gelobt wurden bei ersten Probefahrten 1955 Robustheit, Einfachheit und gute Wartungsmöglichkeiten. Doch dann kam es dick für Porsche. Enttäuschend waren Federung, der zu kleine Innenraum – und allerlei Motorprobleme. Der Heckmotor wurde von den Heer-Spezialisten als äusserst negativ bewertet, genau wie die Lenkeigenschaften. Ein Jahr später kam es noch schlimmer, die Typ 597 hatten weiterhin erhebliche Mängel, Risse am Aufbau, Anlasserdefekte, Achswellenbrüche im Gelände, Ölverlust, Scheibenwischerdefekte, einen Riss des Kupplungsseils. Beanstandet wurden zudem ein erheblich zu lauter Motor, eine zu kleine Windschutzscheibe, klappernde Sitze, der unzureichende Ein- und Ausstieg sowie der zu geringe Abstand der Pedale.

Als Antrieb kam der luftgekühlte Boxer aus dem Porsche 356 zum Einsatz – ©Courtesy of RM Sotheby’s

Das war dann also nichts, die Bundeswehr bestellte den DKW Munga. Porsche hatte Kosten von 1,8 Millionen D-Mark zu tragen, man versuchte noch, den «Jagdwagen» an Zivilpersonen zu verschachern, doch nach wohl etwa 70 gebauten Exemplaren sah man in Stuttgart ein, dass das Projekt gescheitert war. Obwohl, 1959 gab es dann noch Überlegungen, das Fahrzeug mit einem verstärkten Plattformrahmen, längerem Radstand und in unterschiedlichen Karosserievarianten auf den Markt zu bringen. Doch daraus wurde auch nichts.

Die Bundeswehr war aber nicht wirklich begeistert von der Porsche-Konstruktion – ©Courtesy of RM Sotheby’s

Wie viele dieser Porsche Typ 597 überlebt haben, ist nicht bekannt. Das Fahrzeug, das wir hier zeigen, einer von 22 Prototypen für die Bundeswehr, wurde 2022 von RM Sotheby’s für sagenhafte 665’000 Dollar versteigert.

Türen gab es anfangs nicht, dafür war Camping angesagt – ©Courtesy of RM Sotheby’s

Es entsteht hier eine kleine Serie von «seltenen Porsche», wir haben sie in einer Liste zusammengefasst, zu sehen: hier. Mehr Old- und Youngtimer finden Sie in der monatlichen Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE, Abos gibt es: hier.

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