Ferrari 330 America – der Zwitter

Der Ferrari 330 America war ein Zwischenspiel: Er sah alt aus, war unter der Haube aber neu.

  • Nur 1963 gebaut
  • Nur 50 Exemplare
  • Äusserlich nicht vom 250 GTE 2+2 zu unterscheiden

Ganz ohne Zweifel ist der von Gioacchino Colombo konstruierte Zwölfzylinder, den er für Ferrari 1947 entwickelt hatte, eine der legendärsten Maschinen in der Automobilgeschichte. Insbesondere als 3-Liter in der 250er-Baureihe erlangte er Weltruhm, sowohl auf der Strasse wie auch auf der Rennstrecke. Und auch wenn er dann in den 275 GTB/GTS noch einmal eine Steigerung erleben durfte, so sah Ferrari Anfang der 60er Jahre doch, dass das Entwicklungspotenzial des Colombo-Motors an seine Grenzen kommen würde. Colombo selber hatte Ferrari schon Ende der 40er Jahre wieder verlassen, kehrte zuerst zu Alfa Romeo zurück, ging später zu Maserati, arbeitet dann von 1957 bis 1970 bei MV Agusta.

Der Ferrari 330 America sieht genau gleich aus wie der 250 GTE 2+2 – Bring a Trailer

Der neue Motor, Tipo 209, den Ferrari entwickelte, übernahm zwar die Grundkonstruktion des Colombo-Motors, doch erhielt einen neuen Motorblock, unter anderem mit grösserem Zylinderabstand. Davon versprach sich Ferrari die Möglichkeit für spätere Hubraumerweiterungen und eine bessere Kühlung. Die erste Version des Tipo 209 kam auf knapp 4 Liter Hubraum. Geteilt durch 12: 330.

Der einzige Unterschied bestand im neuen Motor, Tipo 209 – Bring a Trailer

Im Herbst 1963 war die Erprobung durch, in Maranello begann die Serienfertigung des Tipo 209. Und eigentlich war geplant gewesen, zum neuen Motor auch gleich ein neues Modell auf den Markt zu bringen. Doch das ging irgendwie vergessen oder war verspätet oder gefiel Enzo Ferrari nicht, es wäre eine unschöne Lücke entstanden, denn im September lief der 250 GTE 2+2 aus, das mit mehr als 1000 produzierten Einheiten bislang erfolgreichste Ferrari-Modell aller Zeiten.

Auch innen blieb alles genau gleich – Bring a Trailer

Es war dann halt wieder einmal Luigi Chinetti, der amerikanische Ferrari-Importeur. Seine Geschäfte liefen glänzend, er brauchte dringend Nachschub, also schlug er vor, den neuen Motor doch ganz einfach in noch vorhandene Karosserien des 250 GTE 2+2 einzubauen. Es blieb alles gleich, Fahrwerk, Bremsen, einzig der Schriftzug «America» wurde am Heck beigefügt.

Die Mehrzahl der Ferrari 330 America, die bei Pinifarina in Grugliasco zusammengebaut wurden, ging dann auch über den grossen Teich. Chinetti hatte sein Problem gelöst, Ferrari verdiente leichtes Geld, alle waren glücklich. Obwohl sie relativ selten sind, erzielen die Ferrari 330 America heute nicht das grosse Geld. Doch das gilt ja auch für die 250 GTE 2+2.

Nur der Schriftzug am Heck macht es möglich, einen America zu erkennen – Bring a Trailer

In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Ansonsten entsteht hier eine sonntägliche Reihe von Ferrari, da haben wir eine Liste mit diesen schönen Geschichten erstellt, zu bewundern: hier.

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