Benzinverbrauch weiter gesunken

Im Jahr 2022 wurden für die ­Autobranche 20.5 Millionen Franken CO2-Lenkungs­abgaben fällig. Aber: Der Benzin- und Diesel­verbrauch verbessert sich Jahr für Jahr.

Im vergangenen Jahr nahm der Verbrauch der Neuwagen in der Schweiz erneut ab. Dies zeigt der Bericht «Energieverbrauch und Energieeffizienz» des Bundesamtes für Energie. Von den rund 230 000 neu zugelassenen Personenwagen war jeder vierte ein rein elektrisches Auto oder ein – auf dem Papier verbrauchsarmer – Plug-in-Hybrid, was den Durchschnittswert deutlich verbessert. Aber auch bei den Personenwagen mit Diesel- oder Benzinmotor ging der Verbrauch im Vergleich zum Vorjahr klar zurück. Damit verbesserte sich auch der CO2-Ausstoss, was für die Hersteller tiefere Lenkungsabgaben bedeutet.

Deutlich weniger Verbrauch

Im Durchschnitt verbrauchte im Jahr 2022 ein Neuwagen mit Benzinmotor 6.8 l/100 km. Im Jahr zuvor lag der Verbrauch noch bei 6.95 l/100 km, die Verbesserung beträgt damit 2.2 Prozent. Damit setzt sich der Trend zu immer verbrauchsärmeren Fahrzeugen fort. Im Jahr 1996 lag der Verbrauch noch bei genau 9 l/100 km, wobei damals noch nach dem alten NEFZ-Verfahren gemessen wurde. Der Unterschied zwischen NEFZ und dem praxisnaheren WLTP zeigt sich mit dem sprunghaften Anstieg nach dem Jahr 2020 (s. Grafik Treibstoffverbrauch). Dieselbe Entwicklung zeigt sich bei den Personenwagen mit Dieselmotor. Hier fiel die Verbesserung zum Vorjahr noch etwas besser aus, der Verbrauch sank von 6.56 auf 6.22 l/100 km. Die Beliebtheit der Dieselfahrzeuge ist aber weiterhin klar rückläufig. Nach einem Höhepunkt im Jahr 2016 mit einem Anteil von 40 Prozent waren 2022 bloss noch 16.1 Prozent der neu zugelassenen Personenwagen Selbstzünder.

Dem gegenüber steht ein hoher Anteil von 26.2 Prozent Steckerfahrzeugen, also Elektroautos und Plug-in-Hybriden, die am Stromnetz aufgeladen werden können. So waren 17.9 Prozent der Neuwagen rein elektrisch, 4.5 Prozentpunkte mehr als noch im Vorjahr. Der Erfolg der Plug-in-Hybride ist derweil nicht mehr ungebrochen, die Verkaufszahlen sind rückläufig. Andreas Burgener, Direktor der Importeursvereinigung Auto-­Schweiz, zeigt sich überzeugt, dass der Trend zu den Elektroautos anhalten wird: «Dieser Erfolg beweist, dass die Hersteller die richtigen Strategien gewählt haben, um die Emissionen neuer Fahrzeuge nachhaltig zu senken. Langfristig sollen diese ganz ohne den Einsatz fossiler Energieträger auskommen.»

E-Fahrzeuge mit mehr Verbrauch

Bei den Elektroautos scheint Effizienz derweil noch kein Thema zu sein. Der Energieverbrauch nimmt zu und lag 2022 bei durchschnittlich 19.81 kWh/100 km, was eine leichte Zunahme gegenüber dem Vorjahr darstellt. Das Bundesamt für Energie führt dies auf ein breiteres Angebot von Elektroautos in der Ober- und Mittelklasse zurück, allerdings ist der Zusammenhang zwischen Motorleistung, Fahrzeugsegment und Verbrauch bei den Elektroautos deutlich geringer als bei den Verbrennern. 2022 waren die beiden meistverkauften Elektroautos der Tesla Model 3 und der Tesla Model Y, deren Stromverbrauch deutlich unter dem Durchschnitt liegt. Aber auch ein 932 kW (1267 PS) starker und 2.3 Tonnen schwerer Tesla Model S Plaid liegt mit einen Energieverbrauch von 18.7 kWh/100 km unter dem Durchschnitt.

Obwohl der Stromverbrauch bei den Elektroautos leicht zunahm, ging der Energieverbrauch über alle 230 000 Neuwagen hinweg gegenüber dem Vorjahr deutlich zurück, weil auch wenig sparsame Elektroautos im direkten Verbrauch deutlich effizienter sind als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. So betrug der durchschnittliche Verbrauch aller Neuwagen über alle Antriebsformen und in Benzinäquivalenten gerechnet im vergangenen Jahr 5.77 l/100 km. Der Benzinäquivalent vergleicht den Energiegehalt verschiedener Energieträger wie Benzin, Diesel, Wasserstoff oder auch Strom. Dies entspricht einer Energiemenge von 50.77 kWh/100 km.

Geringerer lokaler CO2-Ausstoss

Klar ist, dass sich ein hoher Benzin- oder Dieselverbrauch auch auf die CO2-Bilanz auswirkt. Im Vergleich zum Jahr 2021 sank diese von 129.8 auf 120.9 g/km, eine Verbesserung um fast sieben Prozent in nur einem Jahr. Damit liegt die Neuwagenflotte nur noch knapp über dem von der Politik vorgegebenen Zielwert von 118 g CO2/km, den die Importeure mit ihren Neuwagen eigentlich erreichen müssten. Von den grossen Herstellern erreichten neun Marken den Zielwert, nämlich Ford, Fiat, Hyundai, Kia, Opel, Renault, Tesla, Toyota und Volvo. Allerdings sind da bereits Elektroautos und Plug-in-Hybride eingerechnet, deren lokaler CO2-Ausstoss gemäss offiziellen Angaben sehr gering bis null ist. Betrachtet man bloss die Verbrenner, kommen die Personenwagen mit Benzinmotor auf einen CO2-Ausstoss von 157.7 g/km, die Dieselfahrzeuge auf 166.0 g/km. Da der Zielwert von 118 g/km um 3.4 Prozent überschritten wurde, wurden im vergangenen Jahr Lenkungsabgaben in der Höhe von 16.4 Millionen Franken fällig. Umgerechnet auf die Anzahl Fahrzeuge sind dies knapp 71 Franken pro Neuwagen. Dies ist deutlich weniger als die 28.1 Millionen Franken im Jahr zuvor. Der Rekordwert wurde mit 132 Millionen Franken im Jahr 2020 erreicht. Die Zahlungen fliessen zu einem grossen Teil in den Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds, von dem ein Teil für den Strassenbau verwendet wird.

Für das Jahr 2023 dürfte allerdings wieder mit höheren Abgaben zu rechnen sein, da der Bundesrat im Dezember 2022 kurzfristig entschied, die Bestimmungen zu verschärfen. So entfallen die sogenannten Super-Credits, mit denen sich die Importeure Fahrzeuge, die weniger als 50 g CO2/km ausstossen, 1.66-fach anrechnen lassen und so ihren Flottendurchschnitt verbessern konnten – um maximal 9.3 g CO2/km. Bereits Anfang 2022 abgeschafft wurde die sogenannte Phasing-in-Regelung, nach der nur die 95 Prozent emissionsärmsten Neuwagen in die Berechnung einbezogen wurden. Ebenfalls seit 2022 sind Kleinhersteller mit  geringen Stückzahlen nicht mehr ausgenommen von der CO2-Abgabe. In den kommenden Jahren werden die Grenzwerte für die lokalen CO2-Emissionen von Personenwagen wohl mehrfach verschärft werden – analog zum Vorgehen der EU, wo der CO2-Zielwert bis 2035 auf null gesenkt werden soll, um so bis 2050 die Verbrenner von den Strassen zu bekommen.

Auch Nutzfahrzeuge bezahlen

Seit 2020 gelten auch für Lieferwagen und leichte Sattelschlepper Grenzwerte und Lenkungsabgaben für den lokalen CO2-Ausstoss. Auch hier zeigte sich im Vergleich zum Vorjahr eine klare Verbesserung von 9.6 l/100 km Benzinäquivalent auf 9.1 l/100 km. Für die CO2-Emissionen lag der Zielwert bei 186 g/km, die 9.1 Liter entsprechen 201.5 g/km. Wenig überraschend ist bei den Nutzfahrzeugen der Elektroantrieb noch wenig verbreitet und der Dieselanteil hoch. Trotzdem nahm der Anteil Steckerfahrzeuge im Jahr 2022 auf 10.5 Prozent zu, derjenige von Dieselfahrzeugen auf 79.3 Prozent ab. Die Lenkungsabgaben für die Lieferwagen beliefen sich im vergangenen Jahr auf 5.6 Millionen Franken für rund 23 200 neuzugelassene Fahrzeuge. 

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