Gerne durchstöbern wir das Angebot der bekannten Auktionshäuser. Wenn uns etwas besonders gut gefällt, präsentieren wir es hier als «Pick of the Week». Heute ist es ein Spyker C8 GT2-R, gefunden bei RM Sotheby’s.
- Die vielen Tode von Spyker
- Faszinierendes Fahrzeug
- Schneller als manch 911 GT2
Vielleicht ist Spyker ja noch gar nicht tot, im vergangenen Jahr gab es wieder einmal ein Lebenszeichen der Niederländer, sie wollen neue Investoren gefunden haben. Vielleicht klappt es wieder einmal nicht, Spyker hat da viel Erfahrung, es ging schon deutlich öfter schief als gut. Der erste Versuch liegt weit zurück, gegründet wurde Spyker schon 1880 – und brachte bis zum ersten Konkurs 1926 einige sehr bemerkenswerte Fahrzeuge hervor, etwa das wahrscheinlich erste allradgetriebene Automobil (1903), vielleicht auch den ersten Sechszylinder, mit ziemlicher Sicherheit das erste Fahrzeug mit Bremsen an allen vier Rädern, der C1 «Aerocoque» verfügte über eine der ersten aerodynamischen Karosserien.
1999 versuchten es Victor Muller und Maarten de Brujin dann zum zweiten Mal mit Spyker. Es gab ab 2000 den C8, der von einem 4,2-Liter-V8 angetrieben wurde – und von diesem C8 gab es dann über die Jahre fast mehr Varianten als tatsächlich gebaute Fahrzeuge. Sie trugen hübsche Namen, Laviolette, Aileron, Preliator, manche erhielten stärkere Motoren, einige wurden gar nie gebaut. Es gab auch noch ein SUV namens D12 (oder E8) und den C12, aus dem gleich zwei Prototypen entstanden.
Die tatsächlich gebauten Fahrzeuge waren wunderbar. Beste Qualität, feinste Materialien, gutes Design – und ein Innenraum, der schlicht und einfach nur grossartig war. Doch auch die Preise waren hoch, der Erfolg hielt sich in engen Grenzen, wahrscheinlich wurden nicht mehr als 300 Exemplare produziert. Dann verzettelte sich Spyker in der Formel 1, kaufte auch noch die Überreste von Saab, wollte in Le Mans gewinnen – und irgendwie ging immer alles daneben. Aber das wenigstens mit Stil.
Und das ist auch der Grund, weshalb wir einen Spyker C8 GT2-R zum «Pick of the Week» erkoren haben. Das Fahrzeug hat reichlich Renn-Geschichte, startete 2005 bei den 24 Stunden von Le Mans, war erstaunlich schnell und schied unverschuldet durch einen Brand aus, zweimal war Chassis-Nummer 046 auch bei den 12 Stunden von Sebring dabei, holte sich einen 2. Platz in der Klasse bei einem 500 Kilometer-Rennen in Dubai. Angetrieben wird dieser C8 von einer 3,8-Liter-Version des V8 von Audi, die Kraftübertragung erfolgt über ein sequentielles 6-Gang-Getriebe von Hewland. Und das ging auch bestens vorwärts, in Sebring war der Spyker schneller als einige der Porsche 911 GT2.
Ja, Frau von Welt sollte durchaus einen Spyker in der Sammlung haben. Und der Kenner weiss auch, dass Renn-Fahrzeuge mit guter Geschichte «the real thing» sind, zwar im Unterhalt viel Geld kosten, aber halt auch richtig Spass machen – und über ein hohes Potential für Preissteigerungen verfügen. Für diesen Spyker werden bei der Versteigerung von RM Sotheby’s in Le Mans am 9. Juni mindestens 250’000 Euro erwartet – das kostete so ein C8 für die Strasse als Neuwagen.
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Unter «Pick of the Week» präsentieren wir gerne günstige und vor allem spannende Automobile, die wir auf Auktions-Vorschauen entdecken – eine Liste der schon vorgestellten Fahrzeuge finden Sie hier.
